Dunkle Zeichen

Ein Alien. Ernsthaft? Ich lege mich hier mit nur einem einzigen Alien an? Pah! Lachhaft! Immerhin habe ich in den letzten Jahren hunderte von den Biestern mit meiner Pulse Rifle, Flammenwerfern sowie anderen Wummen zerlegt, die schleimigen Eier abgefackelt und unzählige Facehugger vernichtet. Und jetzt soll ich mich als Amanda Ripley bei der Erkundung der ausgemusterten Raumstation Sevastopol auf der Suche nach dem geborgenen Flugschreiber der Nostromo vor dieser einen Kreatur fürchten? Das wird doch ein Klacks! Das Biest mit seinem Schnapp-Gebiss und ätzender Säure statt Blut sollte eher Angst vor mir haben als ich vor ihm…

Doch es kam anders. Ganz anders. Denn die Entwickler schaffen hier etwas, was all den auf Action fokussierten Ablegern von Alien versus Predator über Colonial Marines bis hin zur Alien Trilogy nicht oder höchstens im Ansatz gelingt: Der Respekt und die Angst vor diesem perfekten Killer-Organismus! Endlich wird man sich beim Schleichen durch spärlich beleuchtete Gänge und dunkle Schächte wieder bewusst, dass nur eines dieser Dinger fast die gesamte Crew der Nostromo ausgelöscht und eine Gefängnis-Kolonie in ein blutiges Schlachtfeld verwandelt hat. Und genau wie ihre Mutter an Bord des Raumfrachters ist auch Tochter Amanda dem Schrecken fast hilflos ausgeliefert. Sie hat weder gut ausgerüstete Colonial Marines als Bodyguards um sich herum noch steht ihr ein riesiges Waffenarsenal zur Verfügung. Immerhin: Blend- oder Rauchgranaten werden nach einem ähnlichen Prinzip wie in „The Last of Us“ genauso mit den rar gesähten Ressourcen zusammengebaut wie Heilpakete, Molotow-Cocktails oder die begehrten Geräuschmacher. Für Letztere verkabelt man z.B. einen Lautsprecher mit einer Batterie, umwickelt die Konstruktion mit Klebeband und hat damit ein erstklassiges Ablenkungsmanöver zur Hand. Zuvor müssen allerdings die entsprechenden Baupläne gefunden werden – eine Suche, die oft mit zusätzlichen Risiken verbunden ist.

Ungewissheit als Nervenkitzel

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Mit Leuchtfackeln bringt man Licht ins Dunkel – erregt aber auch Aufmerksamkeit. © 4P/Screenshot

Denn genau wie in den ersten beiden Teilen von Dead Space und Resident Evil als einem der Urväter des Survival-Horror darf auch hier der Spielstand nur an festen Speicherstationen gesichert werden. Man muss also ständig abwägen, ob man sich lieber weiter vorwagt oder doch besser zum letzten bekannten Speicherpunkt zurück begibt – ein schöner zusätzlicher Nervenkitzel. Denn egal was man tut: Das Alien ist unberechenbar! Obwohl sein Auftritt in manchen Situationen bewusst geskriptet und entsprechend bedrohlich inszeniert wird, bewegt es sich ansonsten dank cleverer KI-Routinen völlig frei durch die Station und verlässt sich dabei in erster Linie auf seine Sinne. Und die haben es in sich: Die tödliche Kreatur profitiert bei ihrer Jagd von einem übernatürlich gut ausgebildeten Gehör- und Geruchssinn. Zu laute Schritte, das Zischen der Automatiktüren, Schüsse oder sogar unachtsam ausgelöste Geräusche beim Stolpern über Gegenstände können das Alien anlocken.  

Viele Gefahren

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Die Speicherstationen sorgen für zusätzlichen Nervenkitzel. © 4P/Screenshot

Ein Umstand, den man auch zum eigenen Vorteil einsetzen kann, denn neben dem Wesen lauern an Bord der Station viele weitere Gefahren, die von schießwütigen Agenten bis hin zu aggressiven Droiden reichen. Also warum nicht einfach einen Geräuschmacher in eine Gruppe von Feinden schleudern, um sie nicht nur abzulenken, sondern gleichzeitig das Alien anzulocken, um die Drecksarbeit erledigen zu lassen. Doch so schön es auch ist, dem initiierten Gemetzel zuzschauen, sollte man sich lieber schnell aus dem Staub machen, bevor man selbst der nächste wird, der entweder Bekanntschaft mit dem schnappenden Kiefer macht, von den Klauen aufgeschlitzt oder vom spitzen Schwanz durchbohrt wird.

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