Inseln aus Licht

Die Ratten sind überall. Eine Flut aus braunen Leibern kreischt und tobt, versucht von allen Seiten an die beiden Menschen heran zu kommen. Tapfer hält das junge Mädchen die Fackel in der einen, den kleinen Bruder an der anderen Hand. Nur ihr Licht bewahrt die beiden davor, mit Haut und Haaren gefressen zu werden. So können sie in Schulterperspektive vorwärts gehen, um sich langsam einen Weg durch das tödliche Meer aus Fell zu bahnen. Dabei müssen sie immer wieder vorhandene Inseln des Lichts erreichen oder sich selbst neue Ruhezonen schaffen, indem sie Feuer entfachen.

Amicia kann z.B. Stöcke entzünden, aber die brennen nur kurze Zeit, so dass sie schnell Gluthaufen finden muss, die für eine permanente Lichtquelle sorgen. Nach jedem erfolgreichen Schritt muss man erstmal das Gelände erkunden und nach
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Amicia und ihr Bruder Hugo können die Ratten nur mit Licht verdrängen. © 4P/Screenshot
Lösungen suchen. Schon bald kann sie auch alchemistisches Feuer werfen, um weit entfernte Wagen, Windmühlräder oder Belagerungsgerät zu entzünden. Später kommen explosive Pulver hinzu, die sie direkt in die zischelnde Meute werfen kann, um zumindest einen Teil zu vernichten. Denn die Gefahr lauert immer zentimeternah: Gehen sie nur einen falschen Schritt, ist es vorbei! Zwar gibt es nur einen eher angenehmen Schwierigkeitsgrad, aber der sorgt trotzdem für einige anspruchvolle Situationen und Bildschirmtode. Manchmal müssen die beiden auch rennen, wenn etwa Blitze nur für kurze Zeit die Ratten verscheuchen. So kommt es zu spannenden Situationen, in denen sich Action und Rätselflair auf unterhaltsame Art ergänzen.


Die Macht der Schleuder

Die Schleuder spielt dabei eine wichtige Rolle: Mit ihr kann Amicia z.B. Schlösser sprengen, um Wege zu öffnen oder Kisten auf den Boden krachen zu lassen, die man bewegen und zum Klettern nutzen kann. Oder sie kappt damit Seile von Ködern wie
Historische Anmerkung: “Amicia”
© 4P/Screenshot
Es gab tatsächlich eine bekannte Amicia im Mittelalter, aber mit der Klostergründerin Amicia de Montfort (1252 gest.), deren Vater Anführer des Albigenserkreuzzuges war, hat die Heldin des Spiels nichts zu tun. Ihre Familie “de Rune” ist fiktiv. © 4P/Screenshot
Schinken oder gar Leichen, auf die sich die gierigen Ratten stürzen, sobald sie auf den Boden treffen. Mal muss man einfach schnell wegrennen, mal muss man Fähigkeiten als Team kombinieren, um heil von A nach B zu kommen: Amicia kann ihren Bruder z.B. durch kleine Öffnungen oder zu Apparaten schicken; später arbeitet man auch in einer Dreier- oder Vierergruppe zusammen, wenn jeder einen Hebel bedient, um Schleusen zu öffnen, Gatter zu bewegen oder Boote heranzuziehen.

Zwar sind viele Lösungswege ebenso klar wie linear und manche Übergänge vorgegeben, aber es geht auch um Kampf und
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Meist ist man auf der Flucht rennend oder schleichend unterwegs – auch mit anderen Charakteren. Aber schon bald kann Amicia auch tödlich aus der Distanz schleudern oder alchemistisches Feuer entfachen. © 4P/Screenshot
Schleich-Taktik im Gelände. Amicia muss zwar in speziellen Duellsituationen so etwas wie Bosskämpfe meistern, aber hat ansonsten keine Chance in einem Nahkampf. Trotzdem sorgt ihre Schleuder für tödliche Kopftreffer, so dass sie einige Wachen aus der Distanz eliminieren kann. Trägt der Feind einen Helm, muss sie diesen allerdings erst mit einer Säure treffen, damit er ihn absetzt und verwundbar ist – danach stürzt er sich auf sie. Aber sie kann die Ratten auch in eine Waffe verwandeln: Wenn eine Wache mit Laterne durch sie hindurch spaziert, muss sie nur seine Lichtquelle zerstören, um den Mann in Futter zu verwandeln. Und wenn sie direkt hinter einem Feind steht, kann sie ihn mit alchemistischem Pulver von hinten betäuben – falls sie denn die Zutaten dafür hatte.

Historische Anmerkung: “Pest”

Die Pest breitete sich seit etwa 1348 in Europa aus und wured später “Schwarzer Tod” genannt. Innerhalb weniger Jahre wurde etwa ein Drittel bis fast die Hälfte der Bevölkerung ausgelöscht. Es entstanden bizarre Bewegungen wie die “Geißler” und die Schuld wurde u.a. bei den Juden gesucht, die angeblich Brunnen vergiftet hatten. © 4P/Screenshot
Das Handwerken und Aufrüsten bleibt aber eher dezente Nebensache, zumal die Auswirkungen der permanenten Verbesserungen nur gerinfügig spürbar sind. Man findet auf dem Weg diverse Zutaten wie Leder, Stoffe, Salpeter, Öl oder Fläschchen, mit denen man sofort diverse feurige, ätzende oder betäubende Substanzen oder nur an Werkbänken auch Erweiterungen für die Schleuder, die Beutel oder die Kleidung anfertigen kann – all das lässt Alicia schneller schießen, mehr tragen oder leiser gehen; klassische Charakterwerte wie in einem Rollenspiel gibt es nicht. Trotz der eher begrenzten Areale wird das Absuchen von Abzweigungen oder Gängen belohnt. Das Wenige, was man dort an Blumen oder Artefakten finden kann, wird sehr schön als 3D-Modell mit historischem Infotext archiviert. Da erfährt man dann z.B., wie lebensrettend das gute alte Bier schon im Pestzeitalter war.


  1. Vielleicht veschieben sich die Prioritäten wenn man älter wird. Dann wird die Atmosphäre wichtiger als irgendwelche Geschicklichkeitstests oder neckische Minispielchen, zocken ist dann eher als würde man ein Buch lesen. Plague Tale mag seine Fehler haben, mir altem Sack gefiel es sehr gut.

  2. Hab's vor kurzem im Gamepass durchgezockt. Ich war schon etwas enttäuscht von dem doch recht einseitigen Gameplay. Storypräsentation und Grafik waren schon gut, die Mechaniken aber schnell durchschaubar und ebenso schnell abgenutzt. Ich hab's nicht bereit es gespielt zu haben, kann aber nicht ganz nachvollziehen warum es häufig so hoch gelobt wird/würde.

  3. Jetzt erst für nen 10er im Sale gekauft, gefällt mir das Spiel nach etwas über 100 Minuten am Anfang von Kapitel 4 recht gut. Spannung, Grafik, Die Dialoge zwischen den zwei Figuren - alles sehr gelungen.
    Weniger gut das aufgesetzt wirkende Craftingsystem mit teils unpassend herumstehenden Werkbänken. Das alles war den Entwicklern so wichtig, dass sie das Mädel lieber Schwefel und Stoff aufsammeln lassen als mal einen Apfel für den Jungen, der sich schon mehr als einmal über seinen Hunger beklagt hat.

  4. Dennisdinho hat geschrieben: 03.06.2019 14:08 Habs durch und für sehr gut befunden, allerdings endet es dann irgendwann abrupt (fehlendes Budget?). Gesichtsanimationen würden dem Spiel guttun.
    Hast du damals nach den ersten Credits ausgemacht und damit das letzte Mini-Kapitel verpasst? Wäre mir auch fast passiert.
    Meine späte Meinung zu dem Spiel, nachdem ich es jetzt nochmal installiert und endlich durchgespielt habe: Ich halte es für deutlich überbewertet. Für mich ist das ein Titel, der sich bei 70-75 einsortieren würde. Gut genug dass man es Freunden von Singleplayer Action Adventures empfehlen kann, aber eben auch mit eklatanten Mängeln, die man einem größeren Studio nicht hätte durchgehen lassen. Das Gameplay ist leider nicht gut, und das fällt vor allem gegen Ende des Spiels auf, wenn sich mehr und mehr Trial and Error Situationen ergeben. Da dachte ich mir öfter "wow, das macht null Spaß". Liegt nicht daran, dass ich grundsätzlich nicht frustresistent wäre (bei Sekiro kamen solche Gedanken nicht auf), sondern dass die Steuerung so unpräzise ist, dass man keinen eigenen Skill aufbauen kann. Das dahingehend viel geschmähte Tlou 1 halte ich in Sachen Gameplay für deutlich stärker, von Teil 2 brauchen wir gar nicht erst reden. Dazu kommt, dass die Story anfangs interessant wirkt, aber es nicht zu einer interessanten Auflösung schafft - das schafft dann noch mehr Ärger, wenn das Gameplay keinen Spaß macht, man nur wegen der Story zu Ende spielt und die dann am Ende aber auch enttäuscht. Die Entwicklung der Nebencharaktere ist auch nix und die Dialoge fand ich jetzt nicht so gut, wie in Tests beschrieben (gespielt auf Englisch). Zweiter Teil wird somit erst angeschaut, wenn für 10-20€ verfügbar. Für den ersten habe ich damals fast Vollpreis bezahlt.

  5. Nettes Kinderabenteuer mit träger Steuerung, langweiliger Synchro, ein Hugo der mit seiner monotonen langweiligen Stimme nervt, Wachen die einen nicht sehen wenn man in der nähe steht - naja für Kinder ganz nett, denen fällt so was nicht auf

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