Arcade-Pionier

 

Yu Suzukis OutRun aus dem Jahr 1986 ist Kult – von der Magical Sound Shower untermalt, kombinierte der Spielhallen-Raser den Traum vom Ferrari-Fahren an den schönsten Orten der Welt mit einer sensationellen Gute-Laune-Grafik: dieses Spiel war Arcade-Feeling pur. Diverse Nachfolger und Nachahmer, darunter Segas OutRunners oder die englische Lotus-Serie, hielten das simple Spielprinzip ein Weile am Leben, doch mit Polygongrafik und noch intensiveren Rennen lenkten Ridge Racer und Need for Speed das Arcade-Rennspiel in andere Bahnen. Erst Segas echter Nachfolger OutRun 2, dessen definitive Konsolen- und PC-Version OutRun 2006: Coast 2 Coast wir Sumo Digital verdanken, konnte ein Ausrufezeichen setzen: Dauergas, endlose Drifts und eindimensionales Gegnerverhalten machen auch zu Beginn des dritten Jahrtausends noch Freude. 2018 schließlich gelang es Horizon Chase Turbo, das Erbe des legendären Sega-Rasers würdig fortzuführen – mit Überholmanövern bei irrem Tempo und einer stylisch-abstrahierten Grafikkulisse.

 

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Kein Durchkommen? Manchmal können euch Zivilverkehr und Konkurrenten ganz schön in die Klemme nehmen. © 4P/Screenshot

80’s Overdrive geht dieses Vorhaben deutlich klassischer an: Das Tempo ist niedriger, die Grafik erstrahlt in den schönsten Pixeln, die ich seit einer Weile gesehen habe. 2017 entging die 3DS-Version unserer Radarfalle, doch der Switch-Fassung gelingt das nicht – auf dem großen TV-Bildschirm ist die altbackene Grafikpracht meiner Meinung nach auch besser aufgehoben. Mein flacher Bitmap-Bolide, dessen Seiten ich nur beim Kurvenfahren zu Gesicht bekomme, braust auf einem Asphaltband in die Unendlichkeit. Gut, das kann auch mal nur ein griechisches Ruinenfeld im Sonnenuntergang oder eine Stadt im nächtlichen Neonlicht sein, aber der Eindruck der schier endlosen Autobahn, die sich vor prachtvollen Hintergründen dahinschlängelt, ist definitiv gegeben. Mal weiche ich den unverblümt nach links und recht steuernden Zivilfahrzeugen aus, mal passe ich gerade so in die Lücke zwischen Fahrbahnrand und Konkurrenzraser. Und dann kommt auf einigen Strecken noch die Polizei dazu: Wenn ich es wage, das stylische Einsatzfahrzeug zu überholen, heftet sich die Pixel-Polente an meine Fersen – nach drei erfolgreichen Ausweichmanövern ist sie aber abgeschüttelt.

 

Alles dreht sich ums Geld

 

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Jetzt wird es eng: Die eigene Karre raucht schon und die Polizei ist auch noch da – zum Glück sieht 80’s Overdrive auch in solchen Situationen bildschön aus! © 4P/Screenshot

Vor allem zum Spielstart herrscht Ebbe in der Kasse: Vom mickrigen Startkapital kann ich mir eines von zwei Einstiegsautos leisten – die schaffen zwar über 300 Sachen, die Action auf der Rennstrecke fühlt sich aber eher nach Tempo 150 an. Erst nach einigen Siegen und zwei, drei Motor-Upgrades bessert sich das. Das Preisgeld bleibt derweil das bestimmende Element der nächsten Stunden: Von den mal 1.500, mal 3.000 virtuellen Kröten wollen Sprit und Reparaturen bezahlt werden (sonst bleibt die Karre mitten im Rennen stehen), dazu kommen die Kosten für Auto-Upgrades und natürlich irgendwann der Kauf eines stärkeren Modells. Die Fahrzeuge tragen zwar Fantasienamen, sind aber echten Kult-Sportwagen wie DeLorean DMC-12 oder Lamborghini Countach nachempfunden. Alle gibt es in den fünf selben Farbvarianten – hier hätten die Entwickler ruhig spendabler sein dürfen.

 

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Bilderbuch! Beim Rennstart sind auch mal mehr als drei, vier Autos gleichzeitig auf zu sehen. © 4P/Screenshot

Auf einer pixeligen Landkarte tummeln sich allerlei Rennen, die man nur durch Siege in den vorherigen freischaltet. Im Spielverlauf erhöht sich logischerweise die Herausforderung: Die Pisten werden schmaler, die Gegner schneller, das Verkehrsaufkommen höher und die Polizeikontrollen häufiger. Spätestens ab der Spielmitte sind häufige Neustarts (ohne Ladezeit!) Pflicht – wer ein, zwei grobe Crashes fabriziert, sieht gegen die Gegner kein Land und ärgert sich zudem über die gesalzenen Reparaturkosten. Seid ihr von einem bestimmten Kurs frustriert, empfiehlt sich eine entspanntere Runde im Time-Attack-Modus: Der erinnert an das klassische OutRun-Prinzip. Während die Uhr tickt rast man von einem Setting zum nächsten und entscheidet sich an Kreuzungen für eine bestimmte Route; hier fallen die unschönen Übergänge zwischen den Hintergründen negativ auf. Der dritte Punkt im Hauptmenü, ein Level-Editor, wiederum entpuppt sich nur als kleine Spielerei: Hier kann ich zufällige Strecken bauen, deren Aussehen über einige Parameter bestimmt werden (Kurven-Häufigkeit, Setting, Fahrbahnbreite, etc.). Wer die Anzahl der Hügel nach oben schraubt, bekommt immerhin ein paar Kurse, die es so im normalen Spiel nicht gibt. Und teilt sie per Zahlencode mit interessierten Retro-Rasern.

 

  1. e1ma hat geschrieben: 13.05.2020 11:05 Gibt es leider nicht für Switch, oder?
    Nope. Bei einem so kleinen Indie mit einem Verkaufpreis von 1,59€ braucht man wohl auch nicht mit irgendeiner Portierung zu rechnen. Eben eines dieser typischen kleinen Steam-Spiele, die es da zu Hunderten gibt. Nur das hier ragt eben mit seinem Art Design und der Mucke heraus, weswegen es beim letzten Sale gut verkauft wurde und etwas Bekanntheit erlangen konnte.

  2. knusperzwieback hat geschrieben: 13.05.2020 07:42
    Eisenherz hat geschrieben: 12.05.2020 16:34 Ich empfehle Retrowave. Spielerisch zwar noch limitierter, aber die Atmosphäre und der Soundtrack sind einfach nur der Hammer. Und das Ding kostet schlanke 1,59€. Dafür, dass ich schon über eine Stunde da reinversenkt habe, ist die Preisleistung mehr als ausreichend. :)
    Jo, das unterschreibe ich. Bei Retrowave spürt man die Liebe des Entwicklers zu seinem Projekt. Der Preis ist für den geilen Synthie-Sound und die Miami Vice Neon-Beleuchtung mehr als günstig.
    BTW: Glaub vor 1-2 Tagen kam ein weiteres Fahrzeug hinzu. :-)
    Gibt es leider nicht für Switch, oder?

  3. Eisenherz hat geschrieben: 12.05.2020 16:34 Ich empfehle Retrowave. Spielerisch zwar noch limitierter, aber die Atmosphäre und der Soundtrack sind einfach nur der Hammer. Und das Ding kostet schlanke 1,59€. Dafür, dass ich schon über eine Stunde da reinversenkt habe, ist die Preisleistung mehr als ausreichend. :)
    Jo, das unterschreibe ich. Bei Retrowave spürt man die Liebe des Entwicklers zu seinem Projekt. Der Preis ist für den geilen Synthie-Sound und die Miami Vice Neon-Beleuchtung mehr als günstig.
    BTW: Glaub vor 1-2 Tagen kam ein weiteres Fahrzeug hinzu. :-)

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