Im Rahmen einer lauschigen ID@Xbox-Veranstaltung hat uns Microsoft vier kommende Indie-Highlights en detail vorgestellt, die schon bald das Game-Pass-Line-up bereichern. Wir bekamen bisher unveröffentlichte Spielszenen zu sehen und konnten ausgewählten Entwicklern zudem Fragen stellen. Und ihr kommt jetzt mit auf eine kleine PC- und Xbox-Reise – die von Cthulhu-Grusel über Weltall-Kämpfe bis hin zu märchenhaften Erkundungen und Space-Landwirtschaft so einiges bereit hält. Los geht’s!
Wir starten durch mit The Last Case of Benedict Fox, einem hübschen Metroidvania vom polnischen Studio Plot Twist. Das versprüht jede Menge Cthulhu-Vibes, ist laut den Machern aber auch von alten Noir-Filmen, Jazz-Musik oder klassischen griechischen Tragödien inspiriert. Mich haben die organischen Strukturen und lila Tentakel im Kombination mit den vielen Platform-Passagen auch ein Stück weit an Ori erinnert, wobei letzteres natürlich viel kleinteiliger und hüpflastiger ist. In The Last Case of Benedict Fox besteht nur ein Teil des Spiels aus Klettern und Action-Einlagen mit dämonischen Fähigkeiten und Revolverschüssen, an vielen Stellen muss man nachdenken oder im Stile von The Room rätselhafte Apparaturen entschlüsseln. Ihr steuert einen selbsternannten Privatermittler, der ein verwinkeltes Anwesen als Hub-Welt nutzt und in die Erinnerungen von verstorbenen Menschen eintauchen kann. Er hat einen dämonischen Begleiter, der seine Fähigkeiten verstärkt, nutzt düstere Tarotkarten und magische Tattoos, um seine Fähigkeiten zu verbessern und kann natürlich seine Items upgraden.
Mir haben bei den gezeigten Spielszenen die Kombo-Moves aus dämonischen Fähigkeiten und Schusswaffen gut gefallen, zudem machen die halb magischen, halb verwunschenen Gadgets neugierig. Benedict Fox soll laut den Machern mehr Detektiv als Kämpfer sein – ich bin gespannt, auf welche Rätseleinlagen ich mich einstellen kann. Etwas blass fand ich den gezeigten Endkampf gegen den sogenannten “Librarian”, der wirkte für mich wie ein Schema-F-Kampf mit von zwei Seiten zuhauenden Tentakeln – unterm Strich steckt vielleicht ein bisschen viel Lovecraft-Verneigung in Benedict Fox. Trotzdem bin ich gespannt auf das Spiel und möchte reinschauen, wenn es im Frühjahr 2023 für PC und Xbox erscheint.
Spiel Nr. 2 ist das seit einiger Zeit im Early Acces befindliche Everspace 2. Falls ihr euch brennend für den Mix aus Raumschiff-Action und Space-Exploration interessiert, seid ihr vermutlich schon in den unendlichen Weiten des Alls unterwegs und braucht meine kleine Vorschau nicht. Doch seid ihr nicht so nahe dran, dann kommen hier die Fakten des Spiels vom Hamburger Studio Rockfish Games (die sich ziemlich gut anhören): Freut euch auf Ballereien im Weltall und vielgestaltige Planeten mit gutaussehender Lava und schicken eisblauen Meeren. Ihr spielt den Piloten Adam und folgt seiner Story (mit vier Stunden an Dialogen!), die direkt an die Geschehnisse des Vorgängers anschließt – die Macher wollen ihr Titel übrigens als “semi open world space action RPG” verstanden wissen. Gleichzeitig gibt es einen Looter-Shooter-Kern mit prozedural generierter Beute, legendary Items, Werte-Min-Maxing bei den Raumschiffen und (hoffentlich) motivierendem Endgame-Content. 30 Stunden Kampagne stecken in Everspace 2, Kompletterier sollen gar bis zu 100 Stunden auf die Uhr bringen.
[GUI_600SCREENSHOT(setid=92462,id=92656323,linktext=Wie gut sieht Everspace 2 aus? Ziemlich gut.)]
Generell macht der Titel nach der langen Early-Access-Phase einen ziemlich polierten Eindruck, die Schiffe könnt ihr optisch feintunen und so spannende Kreationen irgendwo zwischen Star Wars und WipEout basteln. Neben Story-Aufträgen und der puren Lust, das All und seine Planeten zu erkunden, stehen auch simple Geldverdien-Jobs und Handel im Fokus von Everspace 2. Verlockend klingen auch die ausmodellierten Cockpits, wo ihr auf Wunsch das HUD ausschalten könnt und sogar mit dem Flightstick ran dürft. Everspace 2 schlägt als fertige Release-Version am 4. April auf dem PC auf, Xbox-Piloten starten die Antriebe im Sommer.
Mein persönliches Highlight im Spiele-Quartett war Planet of Lana, das uns ebenfalls schon in diesem Frühjahr – ich vermute mal so rund um den Mai herum – entzücken möchte. Im Spiel, die Macher nennen es eine “hand painted journey”, begleiten wir ein sehr sympathisches Duo: Die 11-jährige Titelheldin Lana muss ihre vermisste Schwester suchen, nachdem das heimische Fischerdorf von Maschinenwesen überrannt wurde – an ihrer Seite ist Mui, ein kleines Blob-Wesen. Das ist nicht nur immens drollig, sondern hat so seine Stärken und Schwächen. Es kann superhoch springen, also z. B. auf hohe Vorsprünge hopsen und ein Seil losmachen, an dem Lana dann hochklettern kann. Oder sich durch kleine Öffnungen zwängen und merkwürdige Tentakelwesen hypnotisieren. Die wiederum erlauben Lana, den Wasserspiegel an einigen Stellen anzupassen – damit sie dem kleinen Mui helfen kann, unbeschadet über einen Teich zu gelangen. Denn der Springinsfeld hat panische Angst vor Wasser!
Vermutlich nicht nur mich erinnert Planet of Lana an den PS4-Hit The Last Guardian – das Spiel hat was von diesem großen Action-Abenteuer, runtergedampft auf 2D. Dazu passt auch, dass mit Komponist Takeshi Furukawa derselbe Mann für den Soundtrack sorgt. Zudem schaffen es die schwedischen Entwickler von Wishfully Games, dass man sich sofort mit dem Charakter-Duo verbunden fühlt – man hat das Gefühl, dass die beiden nicht nur voneinander abhängig, sondern schon bald in enger Freundschaft verbunden sind. Auch wirken die Kulissen mit dem überwucherten Dschungel, den flitzenden Maschinenwesen und abgestürzten Raumschiff-Kolossen extrem stimmig – nach diesem 20-minütigen Sneak Peak kann ich es kaum erwarten, die rätselhafte SciFi-Welt bald selbst zu erkunden.
[GUI_600SCREENSHOT(setid=92462,id=92656325,linktext=Hier überqueren Lana und Mui ein Wasserbecken per Floß, sie schwimmt und schiebt an. Generell scheint der Titel bei all der Gehirnakrobatik ein eher langsames, bedächtiges Abenteuer zu werden.)]
Von Lightyear Frontier kann ich das zwar nicht behaupten – aber man muss ja auch nicht jedes Genre beackern. Denn am Game selbst liegt das nicht, das sieht eigentlich ganz putzig aus. Beim vierten ID@Xbox-Titel der Mini-Show haben wir es nämlich mit einem Farming-Spiel im Weltall-Setting zu tun. Die Macher, Frame Break, stammen ebenfalls aus Schweden – während der Entwicklung ihres ersten Spiels sind sie von drei auf vierzehn Mitarbeiter gewachsen. Weit weit weg vom Landwirtschaftssimulator und Harvest Moon bearbeitet man in Lightyear Frontier die Felder mit einem Mech, der optisch zwar einen Hauch von Traktor an sich hat, aber um einiges multifunktionaler ist.
[GUI_600SCREENSHOT(setid=92462,id=92656324,linktext=Treffen sich vier Space-Landwirte am Lagerfeuer. Sagt der eine…”>
Mit Gies-Knarre, Bohr-Werkzeug und anderen Gadgets erledigt man die Feldarbeit, auf Wunsch auch aus der Cockpit-Sicht. Die Entwickler versprechen einen simplen Gameplay-Loop aus Samen finden, aussähen, ernten und verbessern – man pimpt seinen Bauernmech, erkundet immer fernere Gebiete und kann den Look der eigenen Farm mit gekauften Dingen aufhübschen, z. B. einem Grill oder einer Vogelscheuche. Ob diese Dinge auch praktischen Nutzen haben, das wurde noch nicht verraten. Spannender klingt aber die Erkundung von mysteriösen Strukturen und Ruinen einer alten Alien-Zivilisation – zu diesem Zweck kommuniziert ihr auch mit NPCs, die auf benachbarten Planeten hausen. Und passend zum durch und durch entspannten Feeling hat das Spiel einen Vierspieler-Koop-Modus im Gepäck, wo sich die Landwirte der Zukunft eine kleine Welt teilen und dort gemeinsen der Feldarbeit frönen. Noch in diesem Frühjahr soll Lightyear Frontier erscheinen – wie alle vier Titel hier natürlich im Game Pass für PC und Xbox.
The Last Case of Benedict Fox sieht verdammt vielversprechend aus, wird auf jeden Fall ausprobiert.