Das Start-up Mojo Vision will weg von klobigen Headsets für VR und AR. Stattdessen entwickelt das Unternehmen an einer Kontaktlinse, welche die reale Welt digital erweitern soll: Im Gespräch mit Mixed.de berichtet Mit-Gründer Mike Wiemer über sein Projekt, das schon 2010 gestartet sei, 2018 zum ersten Mal öffentlich vorgestellt wurde und sich seitdem stark weiterentwickelt habe.

Der aktuelle Prototyp könne Videos, Text und Grafiken anzeigen, die übrigens direkt auf die Retina projiziert werden. Der Akku mit genügend Strom für einen Tag werde als Film auf der Linse angebracht. Ein wenig gruselig wirkt der Umstand, dass das Bild selbst dann noch da ist, wenn man die Augen schließt. So wird aus einem AR-Spiel praktisch einem VR-Titel, sobald sich die Lider schließen. Offenbar soll es aber Gesten-Kommandos zum Ausschalten geben. So könnte man bei einem Jumpscare im Horrorspiel also vermutlich doch noch rechtzeitig das Bild deaktivieren.

Zum Einsatz kommt laut Digitaltrends.com ein Display mit einer Pixeldichte von 14.000 ppi. Laut Mixed.de handelt es sich damit um das kleinste Display mit der höchsten Pixeldichte, dass je gebaut worden sei – und zwar mit MicroLED-Technik und in etwa in der Größe eines Sandkorns. Bislang ist noch unklar, ob es (wie das Auge) mit mehreren Fokusebenen arbeiten wird – oder ob eine stets scharfe Darstellung sämtlicher Elemente im Alltag gar nicht stört. Im normalen Leben könnten u.a. alle möglichen Informationen auf dem HUD eingeblendet werden, die wir heute auf dem Smartphone ablesen. Mit Hilfe von Objekterkennung könnten auch Menschen mit Sehbehinderung im Alltag unterstützt werden. Mixed.de erklärt:

“Die Digital-Kontaktlinse soll Kanten betonen, den Kontrast verstärken oder Text vergrößern. (…) Ebenfalls in die Linse integriert sind Bewegungssensoren, die das Bild stabilisieren und die Position der Linse im Verhältnis zum Körper und den Kopfbewegungen bestimmen können. Bildsensoren nehmen das Umgebungslicht wahr und passen die Helligkeit und den Kontrast der Linse an. Der Bildsensor soll auch Szenen erkennen und beispielsweise für die Objekterkennung genutzt werden können. Ein Mojo-Lens-Träger mit Sehbehinderung könnte so im Alltag zum Beispiel mit Audiohinweisen unterstützt werden, wenn er einen bestimmten Gegenstand betrachtet, aber nicht sofort erkennt.”

Noch klingt all das noch ein wenig nach Science-Fiction, so dass auch Wiemer zugibt, dass das Projekt kein leichtes Unterfangen werde und noch entsprechend viel Zeit benötige. Ein erster Prototyp sei aber schon von über zehn Mitarbeitern getragen worden. Ein erster Schritt ist also offenbar getan. Rund 150 Mio. Dollar Investorenkapital habe man sich mittlerweile sichern können. Und obwohl sich die Vision derzeit noch futuristisch anhört, glaubten viele Menschen an das Potenzial der Plattform, so Wiemer.

Im Laufe der kommenden fünf Jahre plane das Unternehmen zunächst einen Marktstart in den Vereinigten Staaten und später eine Expansion – je nach Zulassungen, etwa bei der Arzneimittelbehörde der USA.

  1. Liesel Weppen hat geschrieben: 27.01.2021 13:02 Coole Sache, aber leider vertrage ich keine Kontaktlinsen...
    @4P: "Eine Pixeldichte von 14K"
    Sowas gibts nicht. 14K ist keine Pixeldichte. Musste erst googlen was das heissen soll, entsprechend den saudämlichen K-Bezeichnungen für Auflösungen, hätte ich zunächst vermutet, das das Display mglw. 14000 Pixel in der Breite hätte.
    Es ist damit aber wohl 14000 ppi gemeint. Bei einer Displaygröße von 1mm (Sandkorn) hätte das Display also gerademal 55 Pixel Breite... Kein Wunder, das man sich mit der Pixeldichte rühmt, aber auf biegen und brechen vermeidet, die Auflösung zu nennen.
    Wie weit ist der Mond von der Erde entfernt? - 0,002
    Danke für den Hinweis, wurde mit Infos aus einer anderen Quelle korrigiert.

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