Nachdem sich Unity mit der Ankündigung eines Gebührenmodells Mitte des Monats gehörig in die Nesseln gesetzt und einen Shitstorm aus der Spieleindustrie auf sich gezogen hat, sah man sich beim Engine-Entwickler genötigt, dieses Modell zu überdenken.

Man habe die Kritik und das offene Feedback vernommen und wolle sich zusammensetzen, um das Konzept noch einmal zu überdenken, hieß es daraufhin nur wenige Tage später. Dies ist augenscheinlich nun geschehen, denn Unity hat eine überarbeitete Version ihres Gebührenmodells veröffentlicht.

Unity: Umsatzgrenze hochgesetzt, Gebühr erst ab einer Million

In einem offenen Brief auf dem hauseigenen Blog entschuldigte sich Mark Whitten, Leiter von Unity Create, noch einmal im Namen des gesamten Teams und gestand den Fehler ein, im Vorfeld keine Gespräche gesucht zu haben. Ferner sei man sich bewusst, hart zu arbeiten und Feedback einzuholen, um das Vertrauen bei Partnern wieder zurückzugewinnen.

Aus dem neu vorgestellten Plan geht hervor, dass Unity Personal kostenfrei bleibt und die Umsatz- und Finanzierungsgrenze von 100.000 auf 200.000 US-Dollar angehoben wurde. Eine Laufzeitgebühr wird nur für Spiele erhoben, die mit der LTS-Version erstellt oder auf LTS 2023 aktualisiert werden. Für ein Spiel wird erst eine Gebühr fällig, wenn es innerhalb eines Jahres einen Umsatz von einer Million Dollar oder mehr verbucht.

In diesem Fall zahlt der Entwickler entweder 2,5 Prozent vom Umsatz oder einen Betrag, der aus der Anzahl neuer Spieler pro Monat errechnet wird und auf den Angaben der Entwickler basiert. Dabei wird jeweils die geringere Gebühr berechnet.

Unity: Vorsichtiger Optimismus in der Branche

Von den Entwicklerstudios gibt es erwartbar gemischte Reaktionen. Einerseits ist man froh, dass Änderungen nach der Kritik seitens Betroffener gemacht wurden, allerdings schwingt auch der Vorwurf mit, warum dieser Aufschrei erst nötig sein musste. So schreibt Mitch Dyer, Autor bei Warner Brothers Games, auf Twitter: “Es fühlt sich an, als würden sie einfach nur den Teppich wieder zurechtrücken und hoffen, dass die Leute so lange ruhig darauf stehen bleiben, bis sie wieder dran ziehen.”

Dass sich Entwickler also weiterhin nach einem alternativen Anbieter einer geeigneten Engine umschauen, wäre nachvollziehbar; das Tischtuch scheint zerschnitten. Aus ihrer Sicht – und im Endeffekt natürlich auch von der Warte der Endkunden – bleibt zu hoffen, dass es der einzige Schritt Unitys in diese Richtung bleibt und andere Engine-Hersteller sich kein schlechtes Beispiel nehmen. Unseren ursprünglichen Beitrag zum Thema könnt ihr hier nachlesen.

  1. Unity dev group dissolves after 13 years over “completely eroded” company trust
    The "first official Unity user group in the world" has announced that it is dissolving after 13 years because "the trust we used to have in the company has been completely eroded." The move comes as many developers are saying they will continue to stay away from the company's products even after last week's partial rollback of some of the most controversial parts of its fee structure plans.
    Since its founding in 2010, the Boston Unity Group (BUG) has attracted thousands of members to regular gatherings, talks, and networking events, including many technical lectures archived on YouTube. But the group says it will be hosting its last meeting Wednesday evening via Zoom because the Unity of today is very different from the Dave Helgason-led company that BUG says "enthusiastically sanctioned and supported" the group at its founding.
    "Over the past few years, Unity has unfortunately shifted its focus away from the games industry and away from supporting developer communities," the group leadership wrote in a departure note. "Following the IPO, the company has seemingly put profit over all else, with several acquisitions and layoffs of core personnel. Many key systems that developers need are still left in a confusing and often incomplete state, with the messaging that advertising and revenue matter more to Unity than the functionality game developers care about."
    https://arstechnica.com/gaming/2023/09/ ... e-company/

  2. Epic hat es sich (noch) nicht mit Entwicklern verscherzt. Wer UE nutzt, weiß, welche Kosten auf einen zukommen. Das ist verläßlich, damit kann man kalkulieren.
    Bei Unity weiß man aber nicht, was da noch alles kommt oder nicht kommt. Das Risiko, dass man plötzlich wieder in den Arsch gekniffen wird, weil der Vorstand erneut an Hirnfurz leidet, ist gerade bei Projekten mit längerer Laufzeit viel zu hoch.

  3. Und bleiben tut der Beigeschmack potenzieller Konsequenzen einer eingekauften Engine. Damit dürfte auch das zugreifen zur Unreal Engine verhaltener sein. Verklagt jetzt Epic Unity auf Schadensersatz :mrgreen: ?

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