Mit Vollgas geht es durch ein dichtes Asteroidenfeld. Ständig warnt mich eine Meldung, dass jemand versucht meinen Flieger mit seinem Waffenlenksystem aufzuschalten, weshalb ich enge Kreise um die vielen Gesteinsbrocken fliege, die das gesamte Gebiet ausfüllen. Aber weder kann ich diesen verdammten Tie Fighter abschütteln noch selbst so lange anvisieren, dass ich eine Rakete auf ihn jagen könnte. Ich rufe um Hilfe; markiere den Gegner und die Meldung wird bestätigt. Ein paar Sekunden später rausche ich haarscharf an einem unserer X-Wings vorbei, der mir zu Hilfe eilt und gemeinsam landen wir endlich die entscheidenden Treffer: In einem chaotisch rauchenden Feuerball löst sich der Imperiale in seine Bestandteile auf – bevor ich mal wieder im letzten Moment einem riesigen Felsen ausweiche und das Schiff anschließend in eine enge Öffnung drehe, um auch der nächsten Kollision zu entgehen. Meine Güte, haben sie diese adrenalingetriebenen Raumkämpfe gut hinbekommen!

Logisch: Star Wars, Weltraum-Action – das funktioniert natürlich. Und es wäre ja nicht das erste Spiel, in dem so eine Cockpit-Ballerei mächtig Spaß macht. Aber das meine ich gar nicht. Denn EA Motive gelingen mit Squadrons ein paar Dinge, die in vergleichbaren Spielen längst nicht so gut funktionieren. Und dazu gehört dieses Gefühl, filmreife Dogfights zu erleben. In unserem Test kommende Woche werde ich näher darauf eingehen… aber warum eigentlich erst nächste Woche? Weil Star Wars: Squadrons hauptsächlich ein Multiplayer-Shooter ist und die Server erst seit heute Mitternacht nicht nur von Redakteuren, Influencern und Entwicklern bevölkert werden, sondern das Spiel auch offiziell erhältlich ist. Und selbst da war es zunächst nicht leicht überhaupt eine offene Partie zu finden. Mich interessieren zudem nicht nur Fakten und grundsätzliche Flugphysik, sondern vor allem Taktiken und Spielfluss, wenn sich Erfahrung und Können der Spieler am Analogstick erst mal voll entwickeln.

Schilde, Schub und Schusskraft

Ganz kurz sei hier nur gesagt, dass Squadrons deshalb so gut funktioniert, weil die Gefechte keine hektischen Ballerbuden sind und man auch nicht ständig im Kreis Gegner umfliegt, um nur gelegentlich mal einen Treffer zu landen. Stattdessen zählen – u.a. dank eines cleveren Kommunikationssystems für alle fünf Teammitglieder – das Zusammenspiel der Piloten, der überlegte Einsatz von schnellen Vorstößen sowie das geschickte Umschiffen von Hindernissen und nicht zuletzt die richtige Energieverteilung auf Schilde, Schub und Schusskraft.

Battlefront 2 gibt es diesmal im gesamten Spiel keine einzige Mikrotransaktion. Lackierungen, Aufkleber und Wackelfiguren erspielt man sich ebenso durch Erfolge in den Mehrspieler-Gefechten wie das Freischalten der erwähnten Raketen, Schilde usw.

Großes Kino?

Und ja: Es gibt auch eine Kampagne für Solisten, bei der man abwechselnd Piloten aufseiten der Republik bzw. des Imperiums spielt, wobei man Stück für Stück Einzelheiten der Steuerung, die verschiedenen Schiffe sowie die Multiplayer-Areale kennenlernt. Das Ganze fühlt sich ein bisschen zu sehr nach einem extrem langen Tutorial an, in dem selbst nach mehreren Stunden noch das Spiel angehalten wird, um eine Funktion zu erklären, die man schon etliche Male genutzt hat. Und leider kommt an den überschaubaren Schauplätzen auch aufgrund der wenigen Ortswechsel nie das Gefühl auf, ein kleiner Teil der weiten Star-Wars-Welt zu sein. Nicht einmal reguläre Start- und Landeanflüge führt man durch, was ich ganz generell sehr schade finde.

[GUI_600SCREENSHOT(setid=89446,id=92625767,linktext=Leider stellen sich die KI-Piloten mitunter erschreckend dämlich an.)]
Gleichzeitig ist die Geschichte durchaus unterhaltsam, während viele Missionen aus abwechslungsreichen Ereignissen bestehen, sodass ich mich im eigentlichen Geschehen meist gut aufgehoben fühle. Leider muss man dafür nur über die Aussetzer vieler KI-Gegner hinwegsehen, die grundlos abbremsen oder gegen ein Hindernis fliegen und partout nicht auf die Idee kommen, ihr Schiff in eine andere Richtung zu drehen, um die Reise fortzusetzen. Das könnt ihr in den letzten Minuten unseres Videos vom Einstieg in die Kampagne schon beobachten. Als die übliche Einführung in einen Multiplayer-Shooter geht die Solo-Action in Ordnung. Großes Kino sollte man allerdings nicht erwarten.

Ab ins Cockpit!

Zum Abschluss aber zurück zu den positiven Eindrücken: Auch in VR zündet Squadrons! Nun ist das keine Überraschung, da Raumschiff-Cockpits ganz generell zu den am stärksten VR-kompatiblen Arbeitsplätzen gehören. Trotzdem ist es klasse, bis zu den Schultern in den Instrumenten einem Y-Wing zu versinken oder dem grandios eingefangenen Kreischen des eigenen Tie Interceptors zu lauschen, während man einen Feind durch das kleine Mosaikfenster hindurch im Blick hält. Verschiedene Komfortoptionen unterstützen dabei das leibliche Wohl – bedauerlich ist nur, dass Filmszenen und auch Übergänge im Einsatz auf virtuellen Leinwänden abgespielt werden, sodass man immer kurz aus der Illusion gerissen wird.

Alles in allem bin ich also wirklich angetan. Sieht man von der bestenfalls ordentlichen Kampagne ab, scheint sich Star Wars: Squadrons als verdammt gute Weltraum-Action zu entpuppen, die langfristig vor allem Teamspieler begeistern könnte. Ich bin gespannt, wie es sich in den kommenden Tagen jetzt entwickelt. Unsere Wertung nächste Woche hat jedenfalls das Potential noch höher auszufallen als es die vorsichtige aktuelle Einschätzung noch tut…

Einschätzung:

gut

[GUI_EMBEDED_VIDEO(streamingid=141559,width=640,height=386,name=Der_Einstieg_PS4″>

  1. Zirpende_Grille hat geschrieben: 05.10.2020 09:45 Jo, du beurteilst also ein Spiel anhand der ersten 10 Minuten? Kann man machen, ist dann aber reichlich daneben. ...
    Ja genau das mache ich, ... OK das ist vielleicht daneben, ...
    Ich habe einfach was ganz anderes erwartet. Und ja, ich bin alles andere als ein Shooter-Fan.
    Wenn es dir gefällt, dann freue ich mich für dich. Ich will dir das auch nicht wegdiskutieren und dir den Spaß verderben.
    ... Am Ende bin ich froh, dass ich mir das nicht gekauft habe. Und eigentlich ärgere ich mich jetzt schon wieder drüber, das ich mich überhaupt so aufgeregt habe.

  2. Bin Positiv überrascht von dem Spiel. Klar, gegen die Dogfights in Elite kommt es nicht an, aber dafür fliegt man in der Kampagne mit Teammates, was echt ganz cool gemacht ist. Diese Kampagne ist auch das beste, was einem MP Titel je beigelegt worden ist. Zumindest bei EA. Zusammen mit dem Preis finde ich das ein gutes Angebot.
    Auch schön das es die Flieger aus den alten Starwars-Teilen sind.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1