Nach der Ankündigung von Age of Empires 4 im August 2017 und dem ersten Trailer aus dem November 2019 breitete Microsoft den Mantel des Schweigens über das Echtzeit-Strategiespiel aus. Es war verdächtig still um das Großprojekt von Relic Entertainment, World’s Edge und den Xbox Studios, aber damit ist jetzt Schluss. Bei einem virtuellen Fan-Event ist das Spiel ausführlicher vorgestellt worden und da wir im Vorfeld mit den führenden Entwicklern sprechen konnten, fassen wir an dieser Stelle die wichtigsten Fakten zusammen.  

Age of Empires 4 wird irgendwann im Herbst 2021 für PC erscheinen, und zwar im Microsoft Store von Windows 10, im Xbox Game Pass für PC und auch auf Steam. Umsetzungen für Konsolen sind derzeit nicht vorgesehen. Ein geschlossener Beta-Test soll demnächst für Age-Insider starten.

Im Mittelpunkt der Präsentation stand der Einzelspieler-Modus, der vier Kampagnen umfassen wird, die auf historischen Ereignissen im Mittelalter basieren. Als Beispiel wurde die Eroberung Englands durch die Normannen im Jahr 1066 angeführt – mitsamt der Schlacht bei Hastings; auch Wilhelm der Eroberer ist als spielbarer Charakter vertreten. Diese Kampagnen sollen im Vergleich zu den Vorgängern breiter aufgestellt sein, komplexere Geschehnisse abbilden und teilweise Jahrzehnte und mehrere Nachkommen umfassen. So werden die Wikinger in York im Norden Englands, die Nachkommen Wilhelms und die Magna Carta ebenfalls wichtige Bestandteile sein.  

Die einzelnen Schlachten in den Kampagnen werden durch aufwändige Videos miteinander verbunden, die in Form einer historischen Geschichtsdokumentation präsentiert werden. Diese Doku-Videos sollen helfen, den Kontext der jeweiligen Konflikte besser zu verstehen und die Zusammenhänge erklären. Es soll auch dargestellt werden, welchen Einfluss die Geschichte auf die Gegenwart hat. Alles soll an echten historischen Figuren aufgehängt werden, weswegen man die “echten Figuren” und keine “Platzhalter-Charaktere” wie in Age of Empires 3 steuert. Die Laufzeit der Dokumentation, die u.a. an “echten Schauplätzen” mit Drohnen-Aufnahmen gemacht und mit goldenen, animierten Figuren ergänzt wurden, soll ungefähr drei Stunden betragen. So wollen die Entwickler versuchen, zunächst die wichtigsten Hintergründe zu erklären, bevor man selbst in Echtzeit taktieren darf.  

Spielerisch baut Age of Empires 4 stark auf Age of Empires 2 auf, mit leichten Ergänzungen aus dem dritten Teil. Man baut also eine Siedlung aus verschiedenen Gebäuden auf, sammelt Ressourcen, kümmert sich um die Verteidigung bzw. den Angriff und steigt die ins. vier Zeitalter auf: Es beginnt mit dem Frühmittelalter bzw. dem “Dark Age”, was begrifflich bestimmt noch kontrovers diskutiert werden dürfte. Danach geht es in der Feudalzeit weiter, bevor man in das “Zeitalter der Burgen” und letztendlich in die Kaiserzeit springt. Jeder Übergang in ein neues Zeitalter verspricht neue Technologien, Einheiten und Vorteile. Die so genannte “Age-Up-Mechanic” beim Zeitalter-Übergang wird sich stärker an Age of Empires 3 orientieren und dadurch immer wieder Entscheidungen erfordern. Man hat also die Wahl zwischen bestimmten Einheiten oder Boni. Das bringt mehr Abwechslung und Reaktionsmöglichkeiten in die Partien, zumal sich die Zivilisationen ohnehin unterschiedlich spielen sollen. Während die Engländer mit den Briten aus Age of Empires 2 vergleichbar sind und ein sehr vertrautes Spielgefühl bieten, werden die Mongolen ihre Siedlungen komplett zusammenpacken und an einem neuen Ort wieder aufbauen können. Die Chinesen verfügen mit ihrer Dynastie ebenfalls über einen anderen Ansatz bei den Age-Up-Mechaniken. Die Asymmetrie der Zivilisationen ist gewollt und soll vor allem im Multiplayer-Modus zur Geltung kommen. 
 

Um sich die Größendimensionen einer Schlacht besser vorstellen zu können, erklärten die Entwickler, dass acht Spieler mit jeweils einem Einheitenlimit von 200 das Maximum auf einer Karte wären – und für die großen Einzelspieler-Missionen soll man ähnliche Dimensionen erwarten.

Beim Grafikstil fällt vor allem der starke Kontrast zwischen Vorder- und Hintergrund ins Auge. Art Director Zach Schläppi erklärte, dass sie die Lesbarkeit des Spiels und die Verständlichkeit der Aktionen mit klaren Konzepten erhöhen wollen. Die Landschaften mit ihren blassen Pastellfarben, die stellenweise an Gemälde erinnern, sollen nicht so sehr von den Spielelementen ablenken. Dadurch soll ein viel ruhigerer Gesamteindruck entstehen und der Blick auf das Wesentliche gerichtet werden. Zur Kontrastbildung sind die Truppen in eindeutige und leuchtende Teamfarben gekleidet. Die Einheitenmodelle wurden so gestaltet, dass ihre Aufgaben mit ihren überdimensionierten Waffen und Dimensionen möglichst mit einem Blick erkannt werden. Blut- und Gewaltdarstellung darf man übrigens nicht erwarten. Einerseits würden diese Effekte die Lesbarkeit der Gefechte beeinflussen und andererseits sollen jüngere Personen mit AOE4 angesprochen werden. Das Spiel fußt übrigens auf einer eigenen Engine von Relic und setzt auf physikbasiertes Rendering sowie Grafik-Assets in 4K.

Neben der Kampagne, dem freien Spiel mit vielen Anpassungsoptionen und dem Mehrspieler-Modus wird der Art-of-War-Modus zurückkehren. In dieser Spielvariante gilt es besondere Herausforderungen als Tutorial für Fortgeschrittene zu schaffen, um Gold, Silber oder Bronze zu erreichen.  

Während also viele andere Entwickler und Publisher einen großen Bogen um Echtzeit-Strategiespiele machen, versuchen Relic, World’s Edge und Microsoft die altbekannte Reihe behutsam zu modernisieren, ohne ihre Wurzeln zu verleugnen. Der Spielkern scheint zu stimmen, die Neuerungen klingen sinnvoll und mit den historischen Dokumentationen in den Kampagnen wird geklotzt und nicht gekleckert. Zumal Age of Empires 4 als neue Plattform geplant ist, die von den Entwicklern weiter ausgebaut und mit neuen Inhalten versorgt werden kann. Wir sind gespannt, wie sich AOE4 spielen wird, denn das Gezeigte macht wirklich Lust auf mehr.

  1. Ich finde zweckmäßige Grafik hat jetzt wenig mit der Funktion der Einheitengruppierung zu tuen. Letzteres ist ein Element das in jedem RTS drin sein sollte und sicherlich nicht nur von Progamern genutzt und gewünscht wird.
    Was sie wohl bei den Zwischensequenzen gemacht haben ist es Landschaften und historische Orte mit Drohnen aufzuzeichnen und dann CGI-Figuren drübergelegt. Ob das jetzt billig oder teuer ist weiß ich nicht, aber es wirkt überhaupt nicht stimmungsvoll. Da finde ich hat man in den alten Spielen mit viel weniger weitaus mehr erreicht.
    Ich verstehe diese Entscheidung auch nicht. Entweder man nimmt das Geld in die Hand und macht aufwändige CGI, oder man spart es sich ganz und konzentriert sich lieber auf eine atmossphärische Erzählung.

  2. FlintenUschi hat geschrieben: 13.04.2021 20:50 Warum sollten Streamer kein Age of Empires zeigen wollen? Solange das Spiel eine unterhaltsame Kampagne bietet, werden das bestimmt viele Streamer übertragen wollen. They are billions ist hauptsächlich durch Streamer bekannt geworden und das zu einer Zeit, wo es nur den einfachen Survivalmodus gab. Haben trotzdem genug eingeschaltet und das Spiel wurde zu einem Erfolg.
    Mit den MOBAs kann ich AoE eigentlich nicht vergleichen. Die große Beliebtheit der MOBAs ist hauptsächlich dem F2P-Modell zu verdanken. Das ist bei AoE 4 garnicht geplant.
    Teilweise ja, nur auch die Kampagne sieht langweilig aus. Das erste Preview hat irgendwelche seltsamen Geisterfiguren gezeigt in ingame-Topdown-Grafik sowie 2D Bücherseiten - für mich sah das eher mau aus so als wollte man möglichst wenig investieren - bei AoE hätte ich zumindest CGI Sequenzen erwartet.
    0CS5712 hat geschrieben: 14.04.2021 10:23 Mal eine Frage zwischendurch, die mir durch den Kopf geht. Die großen Waffen, Einheiten, minimalistische Grafik etc. werden mit besserer Übersicht begründet. Für Pro-Gamer vermutlich. Aber weisen erfahrene RTS-Spieler nicht ohnehin die Einheiten Gruppen zu (Strg+Nummer)? Ich kommandiere Gruppen und klicke nicht die Einheiten selbst an. :face_with_monocle:
    Es macht ohnehin keinen Sinn, wenn es nur darum ginge könnte man auch einfach wie jedes andere normale Spiel Grafikoptionen einbauen. Außerdem frage ich mich schon, ob nicht auch das Spiel zu spielen und Dinge zu erkennen ein Skill ist. Ich frage mich langsam eher ob das überhaupt ein "Big-Budget" AAA Titel ist - wenn ich mir zB wie oben Erwähnt das was bisher zur SP-Inszenierung ansehe (gibt es echt keine CGI-Cutscenes?) oder die teils schlechten Models/Texturen/Animationen erinnert das eher an ein Indie game.
    Aber um ehrlich zu sein, vllt bin ich auch seltsam, aber das letzte was mich bei Spielen interssiert ist, wie schnell irgendwas erkennbar ist - wenn überhaupt ist das doch einfach Teil der...

  3. Mal eine Frage zwischendurch, die mir durch den Kopf geht. Die großen Waffen, Einheiten, minimalistische Grafik etc. werden mit besserer Übersicht begründet. Für Pro-Gamer vermutlich. Aber weisen erfahrene RTS-Spieler nicht ohnehin die Einheiten Gruppen zu (Strg+Nummer)? Ich kommandiere Gruppen und klicke nicht die Einheiten selbst an. :face_with_monocle:

  4. Warum sollten Streamer kein Age of Empires zeigen wollen? Solange das Spiel eine unterhaltsame Kampagne bietet, werden das bestimmt viele Streamer übertragen wollen. They are billions ist hauptsächlich durch Streamer bekannt geworden und das zu einer Zeit, wo es nur den einfachen Survivalmodus gab. Haben trotzdem genug eingeschaltet und das Spiel wurde zu einem Erfolg.
    Mit den MOBAs kann ich AoE eigentlich nicht vergleichen. Die große Beliebtheit der MOBAs ist hauptsächlich dem F2P-Modell zu verdanken. Das ist bei AoE 4 garnicht geplant.

  5. Ich denke hier nicht an neue E-Sportler, die AoE 4 aufgreifen. Die AoE 2 E-Sport Szene ist klein, aber etabliert. Da sind Leute dabei, die seit vielen vielen Jahren AoE 2 kompetitiv auf hohem Niveau spielen. Das ist nicht so ganz mit den ganz großen Disziplinen vergleichbar, wo die Leute altersbedingt ausscheiden, weil die APM eine größere Bedeutung haben als in AoE und die Konkurrenz größer ist.
    Und diese Szene muss auf AoE 4 umschwenken, wenn das Spiel langlebig werden soll, einen kurzfristigen Stream Hype erwartet man sicher nicht. Ist kein Zufall, dass Relic sich ZeroEmpires geholt hat.
    Wenn das Spiel nicht besser ist als AoE 2, dann werden die kurz ein paar MS gesponserte Turniere in AoE 4 mitmachen und dann wieder auf AoE 2 DE zurück wechseln.

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