Der Hardware-Hersteller nVidia hat in den vergangenen Tagen einen Artikel über die Beziehung zwischen technischer Ausstattung (hauptsächlich Grafikkarte und Monitor) und dem Kill/Death-Verhältnis (K/D) in Battle-Royale-Spielen veröffentlicht. Die grundlegende Idee dahinter ist, dass Spieler mit leistungsstärkerer Hardware und dadurch höherer Bildwiederholrate ein besseres Kill/Death-Verhältnis haben würden und deswegen “besser” in solchen Spielen sein können. Durch die höhere Bildwiederholrate hat man – rein technisch betrachtet – eine bessere Reaktionszeit aufgrund schnellerer Aktualisierung, ein konsistenteres und geschmeidigeres Bild (keine Mikroruckler) und ein schärferes Bild mit “Ultra Low Motion Blur”. Neben einer leistungsstarken Grafikkarte kommt es aber auch auf den Monitor an, der entsprechend hohe Bildwiederholraten (144 Hz oder 240 Hz) womöglich mit Adaptive-Sync-Technologien wie G-Sync darstellen kann.

Laut nVidia kann bessere Technologie den Spielern dabei helfen, bessere Leistungen zu erzielen. nVidia schreibt in der Pressemitteilung: “Dass bessere Grafikkarten und höhere Frameraten die Reaktionszeit der Spieler verbessern können, ist bekannt. Dennoch prüfte NVIDIA ganz konkret, ob dies für den durchschnittlichen Spieler zu einer höheren Wettbewerbsfähigkeit bei Battle-Royale-Spielen führen kann. Dafür schaute sich NVIDIA die Kill/Death-Verhältnisse der Spieler in den beliebtesten Battle-Royale-Spielen, wie Apex Legends, Fortnite oder PUBG, an und setzte sie in Beziehung mit der genutzten Grafikkarte. Die Daten unterstützen den Trends, dass höhere Frameraten zu besseren Reaktionszeiten und wettbewerbsfähiger Leistung beitragen. Die Daten deuten außerdem darauf hin, dass Spieler, die High-End-Grafikkarten und Monitore mit hohen Bildwiederholungsraten nutzen, ein deutlich höheres K/D-Verhältnis haben als Spieler, die mit Low-End-Grafikkarten und 60 Hz-Monitoren spielen. Für Battle-Royale-Spiele sind 60 FPS und 60 Hz nicht mehr ausreichend. Wer in diesen Spielen wettbewerbsfähig sein möchte, muss sein System so optimieren, dass es bei 144+ FPS läuft, und es mit einem hochauflösenden Monitor kombinieren.”

Im englischsprachigen Bericht, der deutlich umfangreicher als die deutsche Version ausfällt, heißt es weiter: “Um eine abschließende Betrachtung zu erhalten, wollten wir sehen, wie K/D und GPUs mit den Bildwiederholraten der Monitore in Verbindung stehen. Während leistungsfähigere GPUs und höhere Bildraten allein für Geschmeidigkeit und Reaktionszeit sorgen können, wird der volle Nutzen höherer Bildraten erst ausgeschöpft, wenn die Aktualisierungsrate des Monitors mit dem Grafikprozessor Schritt halten kann. Diesmal haben wir also den Unterschied bei der K/D für den Median-Player mit unseren GPUs der GeForce GTX 10-Serie und GeForce RTX 20-Serie mit 60 Hz, 144 Hz bzw. 240 Hz Monitoren verglichen. Da wir daran interessiert waren, den Effekt hoher Bildraten zu verstehen, haben wir diesen Testdurchgang auf eine Auflösung von 1080p beschränkt, da höhere Auflösungen die Bilder pro Sekunde beeinflussen können. Die Daten zeigten, dass Spieler, die ihre Grafikkarte mit einem hochauflösenden Monitor (144 Hz oder höher) voll ausnutzen, deutlich höhere K/D-Verhältnisse aufweisen. Und wie wir bereits gesehen haben, steigt diese Leistung bis zu den GPUs der GeForce RTX-20 Serie deutlich.”

[GUI_600SCREENSHOT(setid=85521,id=92583865,linktext=Relative Steigerung des Kill/Death-Verhältnisses nach Monitorart. Quelle: nVidia. Hinweis: RTX 20xx umfasst 2070, 2080, 2080 Ti.)]
Allerdings hebt nVidia hervor, dass diese Analyse kein kontrolliertes Experiment war, sondern eher eine Beobachtung von Daten aus der Praxis (anhand einer A/B-Blindstudie von Profi-Spielern). Darüber hinaus dürfte der erwähnte Zusammenhang zwischen “besserer Hardware” führt zu “besseren Spielergebnissen” aber auch von anderen Aspekten beeinflusst werden, die in dieser Korrelation nicht betrachtet wurden – zum Beispiel die unterschiedlichen Fertigkeiten der Spieler selbst, die tatsächliche Reaktionsfähigkeit des menschlichen Auges und die Qualität der Verbindung zum Server (Ping). Den Einfluss der Spielpraxis als relevanten Kofaktor möchte nVidia mit folgender Grafik aus der Welt räumen, welche die Verbesserung des Kill/Death-Verhältnisses mit unterschiedlichen Grafikkarten auf die Spielzeit pro Woche abträgt – und dieser Einfluss ist deutlich erkennbar.

[GUI_600SCREENSHOT(setid=85521,id=92583864,linktext=Einfluss der Spielzeit auf die Steigerung des Kill/Death-Verhältnisses. Quelle: nVidia.”>
Zumal auch davon ausgegangen werden kann, dass Spieler, die ohnehin mehr Geld für Hardware und Co. ausgeben, ihr Hobby auch intensiver betreiben und deswegen besser als jene Spieler sind, die nicht so viel Geld für ihr Hobby ausgeben – was sich ebenfalls in ihrer Erfahrung und Leidenschaft widerspiegeln dürfte. In diesem Fall würde ein “schlechter Spieler” auch durch bessere Hardware nicht automatisch zu einem besseren Spieler, sondern würde von mehr Spielpraxis ggf. in Verbindung mit besserer Hardware profitieren. Die offenen Fragen wären in diesem Fall, welcher Faktor ist stärker und beeinflussen sich die Effekte sogar gegenseitig?

Abgesehen davon, dass nVidia kaum Details zu den erhobenen Daten preisgegeben hat, dürften Battle-Royale-Shooter nicht das ideale Testumfeld sein, um solch einen Zusammenhang zu illustrieren. Schnellere Shooter wie Quake Champions wären angebrachter gewesen, aber da Battle-Royale-Spiele aktuell sehr beliebt sind, musste wohl diese Unterart für den Test herhalten. Dennoch sollte man sich auch vor Augen führen, dass nVidia mit dieser Marketing-Aktion natürlich die eigenen Grafikkarten vorteilhaft präsentieren möchte. 

  1. monotony hat geschrieben: 10.03.2019 15:18 Naja, ein bischen ist das auch eine Milchmädchenrechnung. Da spielen natürlich auch noch andere Faktoren eine Rolle. Man könnte zum Beispiel die Vermutung aufstellen, dass jemand, der sich einen 144hz Monitor und entsprechend potente Hardware kauft, auch spielerisch mehr investiert.
    Wurde ja schon erwähnt, dass das im Artikel schon steht. Man kann Behauptungen nicht einfach so umdrehen. Das Ergebnis ist lediglich, dass Spieler mit besserer Hardware auch besser spielen. Daraus kann man nicht schließen, dass sie das WEGEN der besseren Hardware tun. Immerhin sagen sie das öffenlich, dass man das nicht zwingend schlussfolgern kann. Wundert mich irgendwie. :D
    sphinx2k hat geschrieben: 10.03.2019 16:49 Das könnte man dann aber auf alles übertragen. Wir hatten im Bogenverein einen der Deutscher Meister war, seine Pfeile haben 50 Euro das Stück gekostet.
    Das kam mir auch als erstes in den Sinn. Ich kann nicht Snowboard fahren, völlig egal ob man mir ein 100€ Brett oder ein 10.000€ Brett unter die Füße schnallt. Wahrscheinlich könnte ich es lernen, aber in derartige Leistungsklassen wo zwischen den beiden Boards unter MEINEN Füßen ein überhaupt messbarer Unterschied rauskäme, werde ich trotzdem nie vorstoßen.
    Die letzte Grafik zeigt ja das Verhältnis zwischen "wie gut jemand ist" und WIELANGE er das Spiel spielt. Selbst da sieht man ja schon, das mit der Spielzeit auch die Ausreisser nach unten deutlich größer werden. Daran sieht man deutlich, dass selbst mit "mehr Übung" die Leistungsrate vieler Spieler stagniert. Sie werden eben nicht mehr besser, selbst wenn sie noch mehr üben würden. Und da käme es jetzt noch darauf an, ob in DIESEN Fällen 144Hz+144fps noch was bringen würden.
    Auf den direkten Bezug zu 144fps+Hz gegen 60fps+Hz sind ja selbst meine persönlichen Versuche aussagekräftiger.
    Einfach auf ner LAN-Party Leute mit unterschiedlichem Equipment (und möglichst unterschiedlichem Skill) ein paar Runden Quake 3 zocken...

  2. Nachdem der Crypto-Boom den Zenit überschritten hat, kann man jetzt also wieder GPUs an Normalsterbliche vermarkten :Blauesauge:
    Davon ab kann ich aus Erfahrung sagen, dass Overwatch bei konstant <60 FPS (Mein System ist ein wenig betagt), bisweilen schlicht keinen Spaß gemacht hat. Insbesondere die Nutzung von Hitscan-Waffen war bisweilen schlicht frustrierend.
    Allerdings ist das wohl eine Erkenntnis, die man bereits vor 20 Jahren in Bezug auf Multiplayertitel anstellen konnte.

  3. Es gab schon immer kompetitive Multipaler Shooter, in denen eine höhere Framerate durch Engine-Eigenheiten einen direkten Vorteil brachten. In Quake III konnte man mit hohen FPS zum Beispiel weiter springen und in der Counter-Strike Beta hatte man bei high FPS weniger Rückstoß und das Fadenkreuz zog sich nach Dauerfeuer deutlich schneller wieder zusammen.
    Aber auch abgesehen von solchen Dingen macht eine hohe Framerate in Kombination von einem 144hz (oder höher) Bildschirm einen nicht unerheblichen Vorteil in solchen Spielen aus. Das heißt natürlich nicht, dass man nur dadurch zu einem guten Spieler wird oder, dass man mit 60Hz/60FPS nichts reißen kann..
    Ich spiele selbst (noch) auf einem 60Hz Bildschirm, weil mir eine hohe Auflösung und gute Bildqualität vor 3 Jahren wichtiger waren als mehr hz. In Titeln wie Quake Champions merkt man da aber schon recht deutlich, dass die 60hz ein Nachtil sind.. In PUBG gehts eigentlich noch, weil der Titel nicht so schnell ist.

  4. Doc Angelo hat geschrieben: 10.03.2019 17:31 Natürlich darf man nicht außer Acht lassen, das PUBG momentan immer noch den Bug hat, das höhrere Bildrate auch bedeutet, das man im Mittel höhere Schussraten hat. Das spielt da auch noch ein wenig rein.
    Genau dieser Aspekt wurde hier noch nicht ausreichend angebracht, ist aber ein Fakt, über den die PUBG-Community sich seit längerem aufregt (siehe z.B. hier). Offensichtlich ist PUBG aktuell so programmiert, dass die Schussrate vieler automatischer Waffen sowie auch der daraus resultierende Rückstoß direkt mit der Framerate des betreffenden Spielers zusammenhängt. So hat der Spieler mit der höheren fps-Zahl oft auch eine höhere Schussrate, allerdings dadurch resultierend auch stärkeren vertikalen Rückstoß. Wenn man diesen kontrollieren kann, ist man also definitv im Vorteil. Wie man sieht, liegt der Aussage von Nvidia also zumindest im Fall PUBG durchaus eine greifbare Ursache zugrunde.

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