Mit WarCraft 3: Reforged ist die Mischung aus Remake und Remaster von WarCraft 3: Reign of Chaos plus The Frozen Throne für PC veröffentlicht worden. Und nach dem Verkaufsstart am 29. Januar 2020 gab es heftige Kritik an der überarbeiteten “Neugestaltung” des Echtzeit-Strategie-Klassikers. So verbreitete z.B. der Kicker, dass das Spiel aufgrund massiver Lags während Multiplayer-Partien und einer unspielbaren Kampagne “eine Katastrophe” sei. Ein Test sei gar nicht möglich, hieß es in dem Zusammenhang (zum Video). Die Kampagne unserer Test-Version funktionierte nach dem Day-One-Patch am Tag des Verkaufsstarts jedenfalls problemlos.

Neben Bugs (Sprachsamples aus Cutscenes wiederholen sich) und technischen Macken wie seltsamen und weitgehend ungerechtfertigten Performance-Einbrüchen sowie Mikrorucklern in der Kampagne (z.B. bei der Platzierung von Gebäuden) oder im Mehrspieler-Modus, die auch wir bestätigen können, beklagten sich viele Spieler über fehlende War3-Classic-Features wie Clans, Profile, die Ladder, benutzerdefinierte Kampagnen und automatisierte Turniere etc. Die Ladder wird mit dem ersten Update wie bei StarCraft Remastered nachgeliefert. Ansonsten werden die Online-Multiplayer-Matches über ein globales Matchmaking-System (mit MMR) realisiert. Die Spieler können sich in Teams oder alleine als eines der vier Völker in den Mehrspielermodi 1vs1, 2vs2, 3vs3, 4vs4 oder Jeder gegen Jeden einreihen. Man wird für jede Fraktion eine eigene Wertung für das Matchmaking-System erhalten (ein Account, mehrere MMR-Werte). Für weiteren Unmut sorgte die Zusammenlegung des alten Classic-Clients mit WarCraft 3: Reforged – und den damit verbundenen Feature-Einschränkungen. Ein weiterer Streitpunkt: Die Rechte an Custom-Games der Nutzer, also an mit dem Karten-Editor erstellten Projekten, sollen diesmal bei Blizzard bleiben (wir berichteten).

In diesem Zusammenhang macht das Spiel einen unfertigen bzw. zu früh veröffentlichten Eindruck. Der Patch 1.32 (Day-One-Patch), der einen Großteil der Kampagne überarbeitet (Balance, Kartendesign, Schwierigkeitsgrad), einige Grafiken aktualisiert und eine Umschaltmöglichkeit zwischen der Grafik des Klassikers und von Reforged hinzufügt, untermauert dieses “Early-Access-Erscheinungsbild”. Die Umschaltung der Grafik ist übrigens nur im Menü außerhalb der Missionen möglich. Außerdem gibt es getrennte Speicherstände für den Classic-Modus und die Reforged-Version. Warum der Fortschritt nicht geteilt wird, ist unklar.

Entgegen der ersten Ankündigung von der BlizzCon 2018 enthält WarCraft 3: Reforged keine aufwändigen Veränderungen und Erweiterungen im Vergleich zum Original, worüber wir schon im November 2019 ausführlich berichtet hatten (zum Bericht). Eigentlich sollten Anpassungen an der Geschichte vorgenommen werden, um sie besser in den Kontext von World of WarCraft zu setzen. Manche Charaktere wie Jaina und Sylvanas sollten weiter ausgebaut werden, da sie in der aktuellen Geschichte von World of WarCraft eine zentrale Rolle spielen würden. Generell sollte die Story von WarCraft 3 etwas mehr in Richtung des Online-Rollenspiels gebracht werden. Auch komplett neue Sprachaufnahmen waren geplant. Diese Pläne wurden komplett verworfen, weil die Entwickler nach eigener Aussage viel Feedback von den Fans bekommen hätten und diese Anpassungen auf nicht so viel Gegenliebe gestoßen seien. Sie wollten sich daher am Original orientieren und die Story nicht erweitern, heißt es. Warum Blizzard Entertainment in dem Zusammenhang nicht auf zwei Spielmodi (WarCraft 3: Reforged mit klassischer Kampagne und WarCraft 3: Reforged mit stark überarbeiteter Kampagne) gesetzt hat, bleibt mir ein Rätsel.

Besonders heikel ist aber die Streichung der überarbeiteten und neu inszenierten Zwischensequenzen, mit denen WarCraft 3: Reforged auf der BlizzCon 2018 vorgestellt wurde. Diese “verbesserten Zwischensequenzen” mit cinematischen Naheinstellungen wurden damals anhand der Stratholme-Mission (Das Ausmerzen von Stratholme) demonstriert und sind in der finalen Version des Spiels gar nicht enthalten. Trotzdem wird das Videomaterial weiterhin für Marketingzwecke z.B. auf YouTube und der offiziellen Website verwendet und auch die Einblendung “In Arbeit – Grafik und Effekte sind noch nicht final” kann nicht verhehlen, dass diese Form des Marketings schon ziemlich irreführend ist. Es wurde bereits mehrfach darüber spekuliert, ob der Mutterkonzern das Budget für WarCraft 3: Reforged gekürzt haben könnte und deswegen diese ursprünglich geplanten Features entfernt wurden. Offiziell heißt es lediglich, dass sich die Entwickler anstelle der aufwändigen Neuinszenierung der Zwischensequenzen wieder stärker an der Vorlage und dem Classic-Design orientieren möchten, abermals weil sich die Fans das gewünscht hätten.

Auch die Überarbeitung der Grafik wirkt etwas eigenartig und ergibt kein homogenes Gesamtbild. Sämtliche Charaktere mit Riesen-Schulterrüstungen à la WoW und Einheiten-Modelle sind so detailliert und aufwändig gestaltet, dass der Comiccharme verlorengegangen ist und die Figuren nicht mehr zu der comichaften Umgebung passen. Die Landschaft und Umgebungsobjekte wurden ebenso überarbeitet, aber nicht in dem Ausmaß wie die Einheiten. Die auf der BlizzCon 2018 gezeigte Benutzeroberfläche ist übrigens verworfen worden. Schade! Stattdessen wird wieder auf eine Variante gesetzt, die der klassischen Version entspricht. Die Grafik-Veränderungen von WarCraft 3: Reforged im Vergleich zu WarCraft 3: Reign of Chaos (Classic) werden im folgenden Video veranschaulicht. Zu sehen sind mehrere Zwischensequenzen und Missionen aus den Kampagnen der Menschen und der Untoten.

Screenshots aus WarCraft 3: Reforged

  1. Kajetan hat geschrieben: 04.02.2020 09:51Inhaltliche Änderungen wird es vermutlich nicht geben. Erneut hat man betont, man habe nur auf Fan-Proteste reagiert und wollte den Leuten das unveränderte WC3-Ergebnis bringen. Klingt immer noch nach einer ziemlich bullshittigen Ausrede, vor allem wenn man sich bewusst macht, dass Features im Vergleich zum Original WEGGEFALLEN sind und man bei der optischen Erneuerung auf halbem Weg stehengeblieben ist. "Originales Spielerlebnis" my ass!
    Sprich, die Videosequenzen sahen halt zu gut aus für so ein altes Spiel, da kann man den Spielern ja nicht zumuten :ugly:

  2. Flojoe hat geschrieben: 03.02.2020 18:38 bin mal gespannt wann und wie blizz reagiert.
    Refunds werden jetzt gewährt und ein erster Patch soll kleine Darstellungsprobleme und Lag beheben.
    Inhaltliche Änderungen wird es vermutlich nicht geben. Erneut hat man betont, man habe nur auf Fan-Proteste reagiert und wollte den Leuten das unveränderte WC3-Ergebnis bringen. Klingt immer noch nach einer ziemlich bullshittigen Ausrede, vor allem wenn man sich bewusst macht, dass Features im Vergleich zum Original WEGGEFALLEN sind und man bei der optischen Erneuerung auf halbem Weg stehengeblieben ist. "Originales Spielerlebnis" my ass!

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