Wo Sid Meier drauf steht…

Etwas Abenteuer, dazu Taktik und die Galaxis einen? Hört sich gut an! Aber spätestens nach ein, zwei Abstechern in das Weltall wird klar: Sid Meier’s Starships zitiert zwar Civilization: Beyond Earth, indem es z.B. die drei Affinitäten und bekannte Anführer präsentiert, aber das ist weder eine erzählerische Fortsetzung im Geiste noch eine interessante militärische Alternative zur epischen Rundenstrategie. Was ist es dann? Ein simples Eroberungsspielchen mit oberflächlichem Smartphone-Charakter, das sich allerdings wie Civilization aufführt, indem es Aufbau, Diplomatie, Forschung & Co anbietet.

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Nein, das ist kein 3DS-Bild, sondern ein Zoom in der PC-Version: Fade Modelle, schwache Texturen, miese Explosionen – die Präsentation ist eine Enttäuschung. Und auf dem PC muss man mit “Fullscreen Windowed” leben – es gibt kein echtes Vollbild un keine Auflösungsoptionen. © 4P/Screenshot

Und genau das ist das Problem: Hätte sich Firaxis nur auf die Weltraumgefechte konzentriert, und diese in hoher Qualität inszeniert, hätte das zumindest eine interessante Auskopplung für Taktiker werden können. Aber so muss man sich neben den Gefechten immer wieder durch ein schrecklich kastriertes Civilization klicken, um auf wirklich einfachste Art die Städte, die Projekte oder Technologien zu aktivieren. Es gibt vier Rohstoffe, tatsächlich eine “Kosmopädie” und sogar Diplomatie, die allerdings wie ein schlechter Witz in vier Menüpunkten erzählt ist – man informiert sich quasi nur über die letzten Aktionen und kann dann Frieden schließen oder eben nicht. Um es kurz zu machen: Alle Aufbau-Elemente sind entweder schrecklich linear oder extrem simpel oder beides. Man klickt also im Grunde nur seine Überschüsse da weg, wo etwas frei ist. Ja, es gibt offiziell vier Spielsiege (Eroberung, Wissenschaft, Wunder, Bevölkerung), wobei die KI in einigen Fällen auch zu schummeln scheint, indem sie teilweise unmögliche Züge zeigt (sie kann z.B. mehrere Planeten hintereinander erobern etc.) – aber selbst mit anderem Spielsieg als Ziel muss man seinen Spielstil überhaupt nicht ändern. Übrigens: Die KI ignoriert die eingestellten Ziele, denn sie darf immer in allen Varianten gewinnen. Was soll das?

…ist nicht immer Civilization drin

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Sieht aus wie komplexe Hexfeldstrategie, ist aber ein simples Eroberungsspielchen. © 4P/Screenshot

Worum geht es dann eigentlich? Um die Eroberung von Planeten, die weitere Rohstoffe und Extras bringen. Hat man alle vier Einflusspunkte eines Planeten, erweitert man sein farbig markiertes galaktisches Reich – zwei bekommt man über erfolgreiche Missionen, einen weiteren z.B. über das Passen vor Ort (“Landurlaub”) oder den schnöden Kauf. Man startet mit einer Heimat und einer Flotte, die aus zwei oder je nach Anführer mehr Schiffen besteht. Diese kann man in zig Bereichen aufrüsten, indem man Energie für bessere Waffen, Schilde, Antrieb etc. investiert. Sehr schön: Je nachdem wie man sie bestückt, verändern sich die Raumschiffe dynamisch – auch in ihrer Bezeichnung. Außerdem steigen sie im Rang auf, wenn sie Gefechte überleben. Sehr ärgerlich: Man kann zwar mehr Schiffe kaufen, aber die starten auch immer als Standardvariante – man kann also nicht gezielt in schwere Kreuzer oder Träger investieren. Überhaupt nicht motivierend für Admiräle: Man kann eine komplette Kampagne mit den immer gleichen drei, vier Schiffen meistern, die man einfach ständig aufrüstet.

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Affinitäten, Diplomatie, Rohstoffe – viele Elemente aus Civilization: Beyond Earth werden zitiert, aber alles bleibt an der extrem simplen Oberfläche. © 4P/Screenshot

Die Rundengefechte auf den 2D-Hexfeldern wecken mit ihren bewegten Asteroiden und zirkulierenden Teleportstrudeln zunächst das Interesse: Immerhin kann man sich in einem Radius tarnen oder Feinde enttarnen, man kann Torpedos auf die Reise schicken, die erst eine Runde später zünden, Bug und Heck sind von Schilden anders geschützt, es gibt Laser für die Distanz, kurze Energiewaffen und kleine Jägerverbände, die man losschicken kann. So entstehen durchaus taktische Scharmützel, die für ein paar Runden einigermaßen unterhalten, weil Positionierung und Distanzen eine Rolle spielen und man die KI nicht einfach so egballert. Je nach Mission muss man andere Schiffe eskortieren, bestimmte Positionen erobern oder die Stellung halten.

Fade Präsentation, immer gleiche Gefechte

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Immer dasselbe Priunzip: Planeten anfliegen, Mission bestehen, Boni und Einfluss einsacken. © 4P/Screenshot

Aber auf Dauer geht auch den Gefechten die Luft aus: Erstens laufen sie fast immer nach Schema F ab (Jäger in den Rücken der Feinde, diese in Sackgassen und Kreuzfeuer locken), zweitens gibt es keinerlei übergeordnete Strategie wie in XCOM: Enemy Unknown –  es gibt ja nicht mal multiple Verbände. Man führt also immer nur eine Flotte durch das All. An zwei oder drei Fronten agieren? Nicht möglich! Und drittens ist die Präsentation einfach fade: Egal ob Modelle der Raumschiffe oder Explosionen – hier ist nichts sehenswert. Gerade auf dem PC reibt man sich angesichts der schwachen Texturen im totalen Zoom immer wieder die Augen – das sieht auf dem 3DS besser aus! Der Kulisse fehlt die Wucht, dem Artdesign der edle Stil.

Und der Wiederspielwert? Ja, es gibt diverse Anführer mit anderen Startboni, dazu vier Kartengrößen und Schwierigkeitsgrade sowie ebensoviele Siegbedingungen. Aber egal wie man sich das Spiel da zurechtschnitzt: Es bleibt bei ein paar schnellen Spänen, die man mal eben in einem Gefecht aus dem All hobelt. Statt einem Multiplayer-Modus gibt es überflüssige Online-Ranglisten, in denen man seine Missionsergebnisse vergleichen kann. Auch auf dem iPad findet man wesentlich anspruchsvollere und langfristig unterhaltsame Rundenstrategie.

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