Rot gegen Weiß
Noch im Ersten Weltkrieg wurde gleich die Saat für den nächsten gelegt, der nahtlos folgte. Die Rede ist vom Russischen Bürgerkrieg, der im Anschluss an die bolschewistische Oktoberrevolution tobte. 1917-23 kämpfte das kommunistische Land gegen innere und äußere Feinde ums schiere Überleben. Eine multinationale Allianz aus Großbritannien, USA, Kanada, Italien, Frankreich, Polen, Tschechoslowakei und sogar Japan wollte das rote Flämmchen ausblasen, bevor es richtig brannte und vielleicht ganz Europa in Brand steckte. Schließlich hatten sich die Roten die Weltrevolution der Arbeiter und Bauern auf die Fahnen geschrieben, die Regierungen im Westen nicht wollten. Sie unterstützten nicht nur die Konterrevolutionäre, sie schickten sogar eigene Truppen wie die tschechische Legion.
Der Krieg lief anfangs schlecht für die Kommunisten, da es überall zu Aufständen der Weißen kam. Zudem waren die neuen roten Revolutionsgarden nicht in der Lage, den Invasoren geordneten Widerstand zu leisten, wie man beim Einmarsch der Mittelmächte 1918 sah, der zum Durchmarsch wurde. Erst Kriegskommissar Leo Trotzki schaffte es, den ungeordneten Haufen in eine echte Armee zu verwandeln, die sich dann mit Stolz die „Rote Armee“ nannte. Nun hatten sie die einheitliche Führung, die sie zum Sieg brauchten. Den wechselhaften Kriegsverlauf kann man auch im 1917: Der Aufstand nachspielen, das neben Russland auch Nebenkriegsschauplätze wie Finnland, Sibirien oder Ukraine vereint.
Militärspiel für Kenner
Militärstrategen können vier unterschiedlich lange Feldzüge und drei Szenarien spielen, die gut wiederspielbar sind, da man immer auch mal die andere Seite wählen kann. So beginnt man etwa als Finne, um danach die kommunistischen Russen oder stattdessen die Weißen zu probieren. Eine große Kampagne umfasst den ganzen Kriegsverlauf von 1917-23. Sogar einen fiktiven Feldzug der Deutschen kann man spielen, die hier bereits 1921 versuchen, die Sowjetunion zu erobern. Sonst geht’s aber betont authentisch, komplex und rundenbasiert zu, wie man es von AGEOD kennt. So sind die Konterrevolutionäre in südliche und östliche Weiße zersplittert, die alle ihre eigenen Ziele verfolgen.
In jeder Schlacht muss man mehrere Orte einnehmen oder halten, die der jeweilige Feind auch beansprucht. Man rückt vor und belagert viel, um etwaige Festungen zu knacken. Dabei setzt man Einheiten ein, die ausrüstungstechnisch auf dem Stand des Ersten Weltkriegs bzw. kurz danach sind. Die deutschen Panzer sind klobige Metallkisten, die sich kaum bewegen können, und es gibt erstmals Doppeldecker. Einsteiger dürfte das Spiel eher verschrecken, denn es ist überhaupt nicht zugänglich: Das Tutorial ist ein Witz, die Texte nur halb übersetzt und vieles findet man nur durch Zufall. Veteranen, die vielleicht schon Rise of Prussia oder was anderes von AGEOD gespielt haben, haben daher einen Vorteil. Leider lässt sich der nicht online ausspielen, denn es gibt keinen Multiplayer.
Komplexes Taktieren
Demjenigen, der sich ins komplexe Spiel verbeißt, bietet sich einiges: Man kann man viel entscheiden und das hat Einfluss auf den Schlachtverlauf. Ein wichtiger Punkt ist Führung, die von zeitgenössischen Generälen übernommen wird. Jeder Kommandeur hat seine Vorteile, so kann ein Spezialist für Bahntransport schneller per Eisenbahn vorrücken. Elementar ist die Fähigkeit der Offiziere, denn nur wenn ein Anführer das Zeug dazu hat, kann er größere Verbände führen. Ein Zweisterne-General sollte daher nicht zu viele Truppen unter sich haben, da er sonst einen Abzug bekommt. Deshalb sollte man die Einheiten notfalls neu gruppieren und besser zusammenstellen.
Auch die Fortbewegung auf der Karte hat damit zu tun. Da man in Russland auf teils große Entfernungen, zweifelhaftes Wetter und schlechte Straßen trifft, sollte man immer darauf achten, wo man marschiert. Bahntransporte sind vorzuziehen, wofür man aber nur eine gewisse Kapazität hat. Hat man die ausgeschöpft, heißt oft nur noch latschen bis zum nächsten Zug. Das kann aber dauern, weshalb man stets beachten sollte, wann man am Ziel sein möchte. Sonst ist der Feind vielleicht schon weg, der natürlich seinerseits seine Ziele verfolgt. Immerhin kann man einstellen, wie aktiv die KI sein soll. Ein weiteres wichtiges Moment ist die Versorgung der Einheiten, die bei 1917 beachtet werden sollte. Nur versorgte Einheiten haben volle Kampfkraft.
Darf man auch den Kronstädter Matrosenaufstand niederschlagen, wie in der Doku hier?
http://www.youtube.com/watch?v=QCZALt7Rntc
Interessantes Setting, wäre mir für eine Versoftung ehrlich gesagt nie in den Sinn gekommen.
der war gutMuss auch zugeben, dass ich mir die Werke dieses Paradox-Zweiges noch nie angesehen habe (bzw. garnicht gewusst, dass AGEOD dazu gehört). Das hier wird wahrscheinlich mein erstes
Seltsam wie bei Rundenstrategie das "reinarbeiten" nicht schlimm ist, bei dem Bahngiganten aber schon... Faszinierend.