Der Herr der Ringe: Der Krieg im Norden(Rollenspiel) von Warner Bros. Interactive Entertainment Credit: Snowblind Studios / Warner Bros. Interactive Entertainment

Moderne Action?

Das Studio heißt Snowblind? Das sind doch – genau! Mit Baldur’s Gate: Dark Alliance und Champions of Norrath haben die Entwickler einst das geschafft, was Bungie mit Halo vollbrachte: Sie machten Gamepad-Spielern eine PC-Domäne zugänglich. Bei Bungie war es der Ego-Shooter, bei Snowblind das Action-Rollenspiel. Der Action kam dabei eine besondere Bedeutung zu, denn der relativ müde Mausklick musste auf ein aktives Spiel mit den Gamepad-Tasten übertragen werden. Snowblind gelang das und im Laufe der Jahre gewannen Nachfolger und Nachahmer immer mehr Schwung – die Kamera schaut den Helden längst über die Schulter und ist so viel intensiver dran als die starren Vogelperspektiven eines Torchlight oder Diablo 3.
[GUI_PLAYER(ID=79057,width=520,text=Die Entwickler und ihre Helden: Snowblind stellt das Heldentrio vor.)]
Moderne Action – dazu gehört auch das gemeinsame Erleben des Abenteuers. Am besten online oder offline, am besten jederzeit, am besten immer mit dem im eigenen Spiel aufgebauten Charakter. Also gedacht, getan: Dank Schulterblick sind die Entwickler ganz nah dran und ans kooperative Spiel haben sie ebenfalls gedacht. Und sonst? „Vertraut uns, wir sind Snowblind, mit Action-Rollenspielen kennen wir uns aus“, hörte man sie in den vergangen Monaten auffallend oft sagen. Völlig egal, ob es um Charakterentwicklung, den Kampf oder das Verteilen gefundener Gegenstände ging.

Die Handschrift des Experten

Und wie sie sich auskennen! Denn das geradezu unheimliche Motivationswunder „Action-Rollenspiel“ funktioniert auch diesmal ganz vorzüglich: Erfahrungspunkte klicken im Sekundentakt den Zähler rauf, bessere Waffen und stärkere Rüstung ratschen mit einem befriedigenden Klirren an den Leib des Kriegers. Der eigene Kämpfer wird ständig stärker und lernt bis zu drei Spezialfähigkeiten, die man um je sechs Eigenschaften erweitern darf. Klar beschränkt sich die spielerische Finesse darauf, gelegentlich eine dieser mächtigen Fähigkeiten auszulösen – abgesehen davon hämmert man sich durch Knopf-Knopf-Knopf-Knopf-Knopf-Knoooopf. Macht aber nichts, weil die Droge nicht die Inszenierung, sondern die unablässige Zufuhr von Erfolgserlebnis ist.

Auskennen? Das war einmal…

Und wie sie sich damit überschätzt haben! Denn obwohl die Inszenierung nicht im Vordergrund steht: So monoton wie im Norden Mittelerdes darf banales Kloppmisten nicht wirken. Zwar stehen die drei Helden fast immer ganzen Gegnerhorden gegenüber, es fliegen Köpfe und der Todesstoß trennt Beine ab. Doch das Trio hackt und säbelt und sticht mit einer Gleichförmigkeit auf das immer gleiche Fußvolk ein, dass es einfach keine Freude ist. Mächtige Attacken verpuffen wie der wütende Stampfschritt eines bockigen Dreijährigen. Einfallsreiche Angriffsmuster gibt es nicht, spielerische Finessen sucht man vergebens. Die Kamera blickt gerne überall und nirgends hin, die Fokussierung funktioniert nicht. Einsame Nuance: Tötet man einen strauchelnden Feind mit einem schweren Hieb, erhält man etwas mehr Erfahrungspunkte. Zeitgemäße Action? Nur in der Gewaltdarstellung.

  1. Kann ich bestätigen, im Couch-Koop hats sehr viel Spaß gemacht. Generell ein unterschätztes Spiel, nicht von den niedrigen Wertungen abschrecken lassen, wenn man das Genre mag

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1