Alter Arsch
1992, also zu antiken Game-Boy-Zeiten, betrat ein charismatischer Schurke mit gezacktem Schnauz und Knollennase die Spielebühne – Wario. Zwei Jahre nach der Boss-Premiere in Super Mario Land 2: Six Golden Coins wurde er zur Spielfigur umfunktioniert (1994: Wario Land: Super Mario Land 3). Doch erst 2003 fand er, abermals auf einem Handheld, seine wahre Bestimmung: Mikrospiel-Meister! Der schräge Zampano und Nasenbohr-Fan lud sein Publikum seit WarioWare, Inc.: Minigame Mania (GBA) regelmäßig zu hübsch-hässslichen, chaotischen und vor allem ultrakurzen Minispiel-Runden. Mein persönliches Highlight der WarioWare-Reihe war die kreative Wii-Episode Smooth Moves, doch auch auf DS(i) und 3DS gab es immer wieder spaßige Episoden, mal mit Do-it-yourself-Fokus, mal mit Best-of-Charakter.
Für WarioWare: Get It Together! besinnt sich die Entwickler-Kooperation aus Nintendo und Intelligent Systems auf ein klassisches Mikrospiel-Konzept mit den bewährten Kombi aus Simplizität, Stress und Schrulligkeit. Groteske Grafikkombinationen aus Cartoonlook, Fotos, 3D-Grafik und diversen Kunststilen geben sich die Klinke in die Hand, Menüs und HUD schreien die Spielenden konstant an – derweil wollen unzählige Miniatur-Aufgaben gelöst werden, vielfach mit nur einem Controller-Kommando, einer zackigen Reaktion. Hände waschen, Kind wiegen, Windmühle drehen, Fische knutschen lassen, ein Alien fangen, durch Ringe fliegen, eine Blöße bedecken, einen Hund trinken lassen, Bananen schälen, Schlangen verscheuchen, Matrjoschkas auspacken, ein Riff spielen, Eis lecken, Dominos umschubsen, einen Brand löschen. 222 solcher sinnentlehrter Mikrospiele sind an Bord, ein paar davon zitieren sogar Nintendo-Hits wie Super Metroid, Game & Watch oder Breath of the Wild.
Dreckiges Dutzend (x 1,5)
18 Figuren werden sich am Ende in der Charakterriege tummeln, darunter natürlich der Namenspatron selbst und lustige Rückkehrer wie Dribble & Spitze, Jimmy, Orbulon oder Dr. Crygor. Und alle steuern sie sich anders: Der eine hopst und rammt, der nächste beamt und explodiert. Wieder andere schießen mit Bazookas, nutzen einen Boomerang oder können sich nur sehr umständlich fortbewegen. Doch alle müssen, die Auswahl erfolgt nach dem Zufallsprinzip, mit allen Mikrospielen kompatibel sein. Das bedeutet für den Ablauf: Je nach Figur kann die Lösung unterschiedlich sein – mit einem Charakter muss man vielleicht irgendwo drauf hopsen, mit dem anderen einen gezielten Schuss abgeben. Für euch heißt das: Ihr müsst nicht mehr nur blitzschnell die aktuelle Aufgabe erfassen und zu lösen versuchen, sondern auch noch bedenken, welche Figur ihr gerade habt. Zwar werden die Manöver aller Figuren nur durch einen Tastendruck ausgelöst, eine zusätzliche Ebene der rasanten Gehirnverdrehung ist aber nötig. Vielleicht macht genau dieser Aspekt für euch einen Spielspaß-Boost aus (mir ging es nicht so), in jedem Fall seid ihr damit aber vorgewarnt.