Dinosaurier auf der Switch

Detaillierte Dinosaurier, viel Filmatmosphäre und eine schicke Grafikkulisse hatten schon bei Jurassic World Evolution auf PC, PlayStation 4 und Xbox One von der seichten Spieltiefe beim Parkmanagement und anderen spielerischen Zugeständnissen abgelenkt. Oftmals war es einfach nur schön, den Dinosauriern in ihren Gehegen zuzuschauen. Der Siedler-bekannte Aquarium-Effekt und das bunte Treiben luden einfach zum Zuschauen und zum Genießen ein. Selbst auf PlayStation 4 und Xbox One machte das Spiel eine gute Figur, obgleich es mit Performance-Problemen kämpfte und optisch nicht mit der Grafikklasse auf dem PC mithalten konnte.

Jurassic World Evolution lebt also eher von seiner Grafikkulisse und den Filmanleihen als von seinen spielerischen Belangen und daher stellt sich die Frage, ob denn so ein – übertrieben gesagt – Grafikblender auf der Switch-Hardware funktionieren kann oder nicht. Keine Frage, auf der Switch gibt es mit Mario Kart 8: Deluxe, The (S)Witcher 3 und Ori and the Will of Wisps auch sehr ansehnliche Spiele, aber in diese illustre Reihe schafft es Jurassic World Evolution nicht. Leider.

Matschige Grafik mit Rucklern

Egal, ob man die ersten Kampagnen-Missionen startet, den Sandkasten-Insel nutzen oder gleich mit einer Story-Erweiterungen loslegen möchte, man muss sich auf häufige Ruckler in den Zwischensequenzen und im Spielgeschehen gefasst machen, vor allem wenn man mit der Kamera über das Geschehen fliegt. Wird der Park größer (mehr Dinos, Besucher und Gebäude) treten diese Ruckler häufig auf. Okay, gelegentliche Ruckler sind verschmerzbar, aber auch die sonstige Kulisse hat mächtig Federn gelassen. So sehen die Bäume aus der Nähe ziemlich mäßig aus und aus der Entfernung wirken sie wie hässliche Andenken aus der PS3-Generation.

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Switch im Docked-Modus: Die Dinosaurier als Stars des Spiels sehen im Vergleich zum Rest noch ganz okay, aber längst nicht zeitgemäß, aus. © 4P/Screenshot

Die Darstellungssichtweite des Grases beträgt nicht einmal zwei Meter, die Gebäude lassen Details und optische Unterschiede vermissen und die Dinosaurier sehen – optimistisch gesprochen – ganz okay aus; sofern man nur einen Dino betrachtet und die anderen Figuren im Hintergrund außer Acht lässt. Es fehlt schlichtweg an Details und der nötigen Schärfe. Die gebotene Kulisse verblasst im Vergleich zu den anderen Versionen leider, vor allem aber gegen die PC-Fassung. Hinzukommen eine Beschränkung auf 100 Dinosaurier pro Park und unnötig lange Ladezeiten beim Aufruf der Menüs, wobei immerhin die praktischen Overlays schnell präsentiert werden. Das Spiel ist auf der Switch nicht unspielbar, aber es verliert stark an Reiz und Faszination. Diese verwaschenen Eindrücke stammten von der Docked-Version (TV-Betrieb). Im Handheld-Modus verkommt das Spiel zu einem niedrig aufgelösten, unansehnlichen Grün-Dunkel-Matsch, nur das Interface bleibt scharf.

Das Hauptspiel

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Switch im Docked-Modus: Grasdarstellung gibt es nur in der Nahansicht und da auch nicht viel. © 4P/Screenshot

Während die Grafik deutlich sichtbar zusammengestrichen wurde, damit Jurassic World Evolution “einigermaßen” auf der Switch läuft, umfasst die Complete Edition immerhin das Hauptspiel mit allen Updates, sämtliche Erweiterungen sowie alle Dino-Pakete. Wie schon beim Hauptspiel ist beinahe alles, was mit den Dinosauriern selbst in Zusammenhang steht, ganz gut gelungen. Ähnliches gilt für das Ambiente und die eingefangene Atmosphäre der Filme – mitsamt bekannten Sprechern und der charakteristischen Musik. Dabei ist die eigentliche Kampagnenstory zu vernachlässigen und die Möglichkeiten sich auf Forschung, Sicherheit oder Unterhaltung zu spezialisieren, wiegen nicht schwer genug, da man bloß öde Standard-Aufgaben der Reihe nach absolviert. Parkaufbau, Wirtschaft, Forschung und das Sammeln von DNA sind eher oberflächlich. Immerhin geht die Bausteuerung ganz gut von der Hand, was aber auch damit zusammenhängt, dass es gar nicht so komplexe Bauoptionen gibt, vieles ist sehr basal gehalten. Der Herausforderungsmodus und der Sandbox-Modus sind ebenfalls enthalten (zum Test).

Mittelmäßige Erweiterungen

Mit dabei sind auch die Dino-Zusatzpakete (Cretaceous Dinosaur Pack, Herbivore Dinosaur Pack, Deluxe Dinosaur Pack und Carnivore Dinosaur Pack – sowie die Raptor Squad Skin Collection) und die drei Erweiterungen.

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Switch im Handheld-Modus: Die unheimliche Begenung der unscharfen Dinosaurier – aber immerhin ist das Menü scharf. © 4P/Screenshot

Jurassic World Evolution: Dr. Wus Geheimnisse als erste Erweiterung setzte allerdings die falschen Schwerpunkte und die Kreuzungsthematik war nur unzureichend umgesetzt (zum Test). Die zweite Erweiterung Jurassic World Evolution: Claires Zuflucht bot eine eigenständige Story-Kampagne in einem alternativen Szenario zum Film Jurassic World: Fallen Kingdom, kämpfte aber mit einem leicht verunglückten Missionsdesign und zu eingeschränkter Paläobotanik (Anbau von Grünzeugfutter für die Pflanzenfresser; zum Test). Die dritte und letzte Erweiterung (Jurassic World Evolution: Return To Jurassic Park) punktete mit der Nostalgie des ersten Films und der Park-Tour, schaffte aber aufgrund der immer noch zu simplen Spielmechanik nicht den Sprung über die Mittelklasse hinaus, gerade die Einführung der Flugsaurier enttäuschte (zum Test).

Last but not least bietet die Jurassic World Evolution Complete Edition keine besonderen Switch-Inhalte – nicht einmal Yoshi stattet dem Dinopark als Maskottchen einen Besuch ab. Bewegungssteuerung wird nicht unterstützt. Der Touchscreen wird ebenso nicht genutzt.

 

  1. DarkX3ll hat geschrieben: 09.11.2020 18:32 Danke für den Test, wurde noch vor einem Fehlkauf rechtzeitig gewarnt. Generell habe ich das Gefühl, dass diese Art von Strategie Spiele nicht auf der Switch funktionieren. Tropico, Civilization und Rollercoaster werden auch sobald man mehr aufgebaut hat und viel verwalten muss, langsamer und ruckeliger.
    Das ist auf allen Platformen so. Der Test hier übertreibt sehr stark.
    Ich kann nur sagen, das Jurassic World Evolution auf der Switch viel Spaß macht und der große Vorteil gerade bei solcherart Spiele ist natürlich, das man es auf der Switch überall mal Spielen kann, und sich nicht für eine "kurze Baurunde", vor den Fernseher oder Monitor pflanzen muss.

  2. Eisenherz hat geschrieben: 09.11.2020 20:10 Der nächste räudige Port für die Switch. Es bleibt klassisch! :D
    Naja praktisch alle anderen weltweiten Test loben die Grafik auf der Switch und die Umsetzung des Spiels, die sich im Prinzip nur in Details von der PC-Fassung unterscheidet. Die Dino-Begrenzung auf 100 ist sowieso so hoch, dass die wohl niemand erreichen wird.
    Der ganze Test wirkt etwas seltsam. Aber das ist ja bei vielen Switch-Spiele-Tests bei 4players so, warum auch immer. Meinung ist Meinung. Es gibt nur Ruckler bei großen Parks, wenn man viele verschlungene Wege baut, dann kann das löschen oder Anbeuen von Wegteilen, zu kurzen Aussetzern führen, weil das Spiel offensichtlich immer sofort versucht die Wegpfade neu zu berechnen, anstatt einen Augenblick zu warten, aber das gab es auf den anderen Konsolen und selbst beim PC auch, wenn auch etwas kürzer.

  3. DarkX3ll hat geschrieben: 09.11.2020 18:32 Danke für den Test, wurde noch vor einem Fehlkauf rechtzeitig gewarnt. Generell habe ich das Gefühl, dass diese Art von Strategie Spiele nicht auf der Switch funktionieren. Tropico, Civilization und Rollercoaster werden auch sobald man mehr aufgebaut hat und viel verwalten muss, langsamer und ruckeliger.
    Ruckeln auf dem PC auch nach einer Zeit. Dennoch kann man Spiele für die Switch optimieren was hier eindeutig nicht getan wurde.

  4. Danke für den Test, wurde noch vor einem Fehlkauf rechtzeitig gewarnt. Generell habe ich das Gefühl, dass diese Art von Strategie Spiele nicht auf der Switch funktionieren. Tropico, Civilization und Rollercoaster werden auch sobald man mehr aufgebaut hat und viel verwalten muss, langsamer und ruckeliger.

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