Boogie(Musik & Party) von Electronic Arts Credit: EA Montréal / Electronic Arts

Wie taktlos!

Es gibt immer zwei Möglichkeiten, ein Wii-Spiel zu spielen: So wie die Entwickler es wollen (und über das ganze Gesicht grinsende Models auf Screenshots oder in Videos vorführen) oder faul von der Couch aus, nur die minimalen Bewegungen machend. Auch die SingStar-Spiele ließen sich immer »austricksen«, indem man nicht sang, sondern nur die Noten summte. Ist beides einfach, aber stinklangweilig. Boogie vereint nun beide Problemfelder unter einem Mantel, der das »Cheaten« viel zu einfach macht, indem er Aufgaben stellt, die selbst für einen untrainierten Affen nicht zu schwer wären. Da wäre zum einen das Tanzen: In der Theorie schwingt ihr die Wiimote im Takt von links nach rechts 

Das Figurendesign ist angemessen bekloppt, die Inszenierung im Allgemeinen sehr gelungen. Wenn nur das Spiel selber nicht so langweilig wäre…
bzw. von oben nach unten – Spieler ohne Tango im Blut bekommen nicht nur eine Taktanzeige auf der rechten Bildschirmseite, zusätzlich klackert der Lautsprecher der Fernbedienung wie ein Metronom vor sich her. Stimmt der Rhythmus, gibt’s nicht nur einen Batzen Punkte, zusätzlich füllt sich ein Boost-Meter: Ist der kurz vorm Platzen, drückt ihr auf die B-Taste, fuchtelt schnell die angezeigten Richtungsangaben und erfreut euch an einem in die Höhe rasenden Punktekonto. Klingt einfach, ist es aber nur teilweise: Zum einen ist es schrecklich leicht, aus dem Takt zu geraten, die Abfrage der Wiimote ist nicht präzise genug, schräge Bewegungen korrekt zu erfassen. Zum anderen ist das B-Taste-Bonusspiel reine Glückssache: Selbst bei chirurgisch korrekt ausgeführten Bewegungen gibt es immer wieder eine negative Rückmeldung, was auf Dauer minimal frustrierend ist.

»Minimal« deshalb, weil es im Grunde keine Rolle spielt, was man macht, denn Punkte gibt’s immer! Ob man jetzt versucht möglichst präzise Bewegungen auszuführen, oder die Wiimote einfach an der Schlaufe packt und durch den Raum rotiert, macht kaum einen Unterschied. Die Punktevorgaben im Story-Modus sind so lächerlich einfach, dass kaum einer Probleme haben sollte, sie nicht beim ersten Mal haushoch zu überbieten. Denn neben den Bewegungen per Wiimote könnt ihr noch den Nunchuck nutzen, um eure Figur durch den Raum zu bewegen und ihrerseits erneut viele Punkte bringende Posen einnehmen zu lassen – ihr könnt, müsst aber nicht, denn das gesamte Spiel lässt sich auch mit der Wiimote kontrollieren.

U can’t swing this!

Neben dem Tanzen spielt auch das Singen eine Rolle in Boogie, allerdings keine so große, wie die Packung verspricht. Der liegt ein leichtgewichtiges Logitech-Mikro bei, das an einen freien USB-Port der Wii gestöpselt wird (und bei Bedarf auch am PC verwendet werden kann). Theoretisch könnt ihr damit die gut 35, größtenteils gut gecoverten Songs von »U can’t touch this« (MC Hammer) über »I’m a slave 4 U« (Britney Spears) bis »One more time« (Daft Punk) trällern. »Theoretisch« gleich aus zwei Gründen: Erstens dürft ihr ganz auf die Gesangsparts verzichten, zweitens ist Singen, oder gar das tatsächliche Wiedergeben der vorgegebenen Texte, nicht mal ansatzweise nötig. Wie 
Nach einer gelungenen Performance könnt ihr euer eigenes »Musikvideo« schneiden und mit Effekten versehen.
bereits erwähnt, gab es schon in SingStar die Möglichkeit, durch harmonisches Summen die Mikros auszutricksen. So weit müsst ihr in Boogie gar nicht gehen, denn die Abfrage ist derart tolerant, dass es völlig ausreicht, das Mikro in eine steife Brise oder in Richtung eines lauter gedrehten Fernsehers zu halten, um auf der Gewinnerstrecke zu landen. Ja, man kann sich natürlich auch Mühe geben, zumal die Entwickler auch ein interessantes »Voice Assist«-Feature eingebaut haben: Trifft man beim Karaoke den richtigen Ton, erschallt als Anhaltspunkt die Original-Gesangsspur, die man allerdings per Schieberegler in der Lautstärke variieren kann, so dass man im Idealfall allein im Duett singt. Aber auch hier ist nervend, dass es nicht den geringsten Unterschied macht, ob man sich anstrengt oder nicht.

Neben dem Story-Modus, der fünf Figuren durch jeweils fünf simple Tanz- und Singspiele bugsiert, begleitet von lieblos präsentierten Dialogen, gibt es natürlich auch Spielvarianten für zwei Wiimote-Schwinger – die zumindest kurzfristig ganz unterhaltsam sind, schließlich können hier fiese Items benutzt werden. Jeder Spieler darf seine Figur dezent personalisieren, diverse Klamotten, Hautfarben und Frisuren stehen zur Auswahl; weiteres wird in der Story freigespielt.

Der Grafikstil ist sehr einzigartig: Die Comicfiguren sind abgefahren designt und witzig animiert, die Levels könnten auch aus einem guten Cartoon stammen, nette Glitzer- und Leuchteffekte verzieren die Tanzaction. Netterweise dürft ihr auch nach einer gelungenen Performance ein Replay-Video nach allen Regeln der Kunst mit Effekten verzieren – fliegende Herzen hier, Disco-Kugeln da, Verzerreffekte dort. Alles sehr hübsch und schnieke, leider kann man diese Meisterwerke nicht per WiFi verschicken.

    

  1. Wir waren auch heilfroh, dass wir uns das Game erstmal nur ausgeliehen haben. Das Ganze war so einfach, das mein Gatte (ehemaliger Hobby-Drummer) fast mit geschlossenen Augen in nahezu jedem Anlauf die Maximalpunktzahl erreichte - und selbst ich (von Natur aus mit wenig Rythmus-Koordinationsfähigkeit ausgestattet) hab den Storymodus mit Leichtigkeit durchgespielt.
    Fazit: Unterhaltung für genau EINEN Abend. Danach zum gähnen.

  2. Tja typisch. Hier hätte man wohl doch besser bis Weihnachten nachgebessert. Wenn die Eingabe nix taugt, sind die 53% eigentlich für mich noch zuviel. Den Grafikstil mag ich persönlich überhaupt nicht...

  3. DerSiedler hat geschrieben:Aber ein Karaoke-Modus, bei dem nicht mal 2 gleichzeitig gegeneinander antreten können ist doch alles andere als gut umgesetzt.
    Ich finde es gar nicht so wichtig, wenn zwei nicht gleichzeitig singen können... Würde ja sowieso nur ein Gekreische resultieren :lol:
    Einer, der das Spiel bewertet hat, sagt, es sei echt schwer zum singen, im Testbericht heisst es, es würde reichen, wenn man einen Föhn hinhält. Nochmals die Frage, wie muss ich das verstehen? Sind jene zwei User nur Spassvögel, oder war das Testgame eine "Beta-Version"?

  4. Aber ein Karaoke-Modus, bei dem nicht mal 2 gleichzeitig gegeneinander antreten können ist doch alles andere als gut umgesetzt.
    Ich hatte auch schon darüber nachgedacht, ob ich es mir kaufen soll. Aber im Saturn auf der Packung war kein Hinweis, welche Musiktitel denn drauf sind, also hab ichs gelassen.
    War wohl ne gute Entscheidung.

  5. Wenn ich die User-Kommentare anschaue, dann sehe ich, dass gleich zwei (Die zwei einzigen, aber immerhin... ) sagen, der Karaokemodus sei gut umgesetzt. Der Bericht sagt das Gegenteil.
    Wie muss ich das verstehen?

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