Heikel!
Die Thematik des israelisch-palästinensischen Konfliktes für ein Adventure auszuwählen, ist sicherlich heikel – vor allem wenn es aus Dänemark, dem Ursprungsland der “Mohammed-Karikaturen”, stammt. Doch die Entwickler von Serious Games (“ernsthafte Spiele”) versuchen laut ihres Vorwortes im spärlichen Handbuch die Geschichten derjenigen zu erzählen, die unter dem Konflikt zu leiden haben. Sie wollen keinesfalls Partei für eine der beiden Fraktionen ergreifen, sondern man soll sich als Spieler selbst ein Bild von der Lage im Nahen Osten machen; ein mutiger und guter Ansatz! |
Ausgefeilte Mimik oder hübsch aussehende Gestik sucht ihr in den Gesprächen vergebens. Zumindest bewegen die virtuellen Personen ihre Lippen beim Reden, womit die fehlende Sprachausgabe umso gravierender auffällt. |
Born to be Reporter
Die Hintergründe des über 50 Jahre lang tobenden Konfliktes erfahrt ihr entweder als junger palästinensisch-amerikanischer Journalist oder als israelisch-amerikanische Journalistin. Im Krisengebiet und in insgesamt sechs “Missionen” lauft ihr in isometrischer Perspektive durch trostlos gestaltete Areale in und um Jerusalem und trefft dabei allerlei Kontaktpersonen, um Hinweise, Indizien und Themen für einen neuen Artikel zu ergattern, den ihr am Ende der virtuellen Recherche an einen der drei Zeitungsverlage übermittelt. Doch bevor ihr den einfach strukturierten Zeitungsbaukasten bemüht und Titelzeile, Texte/Zitate sowie Fotos zusammenpuzzelt, der anschließend minimalistisch bewertet wird, müsst ihr erstmal an Informationen gelangen…
Sprachlose Gespräche
An einschlägigen Orten werdet ihr dann Zeuge von stellenweise kontroversen Vorfällen (z.B: Überfälle, Treffen mit Extremisten, etc. basierend auf – laut den Entwicklern – wahren Ereignissen) oder trefft auf Kontaktpersonen mit denen ihr ins |
Unterwegs zur nächsten Kontaktperson (Grafik-Qualität auf Stufe “Maximum”)… |
Gespräch kommt und denen ihr im Laufe des Dialoges Fragen stellen könnt. So erlangt ihr Hintergrundwissen über beide Gruppierungen, die Hamas, Märtyrer, Opfer, die Situation an den Checkpoints usw. und mit Hilfe des “Quote” oder “Zitieren”-Knopfes notiert ihr den Teil des Dialoges in eurem Notizblock, auf den seltsamerweise nur 15 Zitate passen – ein bisschen wenig für einen ambitionierten Journalisten, aber so kann man den Artikel später einfacher zusammenpuzzeln, trotzdem hätten es sicher auch 20 Zitate getan, zumindest hat euer Bleistift ein Radiergummi. Neben diesem betont auf Zugänglichkeit getrimmtem System und der inhaltlichen Wichtigkeit der Dialoge leisten sich die Entwickler allerdings einen (kostenbedingten?) schwerwiegenden Fehler, denn kein Gespräch ist vertont. Ihr müsst sämtliche, teils lange und ausschweifende Texte vom Bildschirm ablesen, was im Grunde genommen nicht so schlimm wäre, wenn nicht die Sprachausgabe in einem dialoglastigen Adventure einen Großteil der Atmosphäre transportieren würde und deswegen bleibt Global Conflicts Palestine in diesem Der mysteriöse “Online-Modus” entpuppt sich als schlichter Link zum offiziellen Forum, in dem man sich mit anderen Spielern austauschen kann. |
Bereich hinter seinen Möglichkeiten zurück – sprich: der “Schaffung einer getreuen, wenn nicht sogar fesselnden Atmosphäre”. Gleiches gilt für das Grafik-Grundgerüst, das mit sparsamen Polygonenzahlen, schwammigen Texturen, spärlicher Charakter-Mimik und kaum vorhandenen Effekten auf Sparflamme köchelt, was wiederum zu Abstrichen bei der Präsentation führt.
Doch zurück zur Recherche: Nicht jede der Personen freut sich übermäßig, wenn der virtuelle Reporter auf der Bildfläche erscheint. Manchmal müsst ihr erst über einen bestimmten Ruf bei der Fraktion (israelisch oder palästinensisch) verfügen oder zuerst eure “Loyalität” unter Beweis stellen und kleine belanglose bis störende Aufgaben der Marke “Dienstbote” absolvieren, wobei noch ein Schwachpunkt ins Auge sticht: Ihr könnt nicht allzu weit rauszoomen und müsst euren Protagonisten leidlich umständlich und mit viel Mausarbeit durch die von einer Wüste geteilte Stadt klicken; wichtige Orientierungspunkte sind Mangelware und deshalb muss oft zur Karte gegriffen werden, um den richtigen Weg zu finden.
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