From the Abyss(Rollenspiel) von Nobilis Credit: Sonic Powered / Nobilis

Ein Königreich am Abgrund

Bevor es losgeht, erstellt man sich seinen Helden: Man wählt aus vier Grundtypen und Haarfarben, beantwortet ein paar Fragen,

Bei der Charaktererstellung hat man die Wahl zwischen vier Grundtypen, Haarfarben und per Frage- und Antwortspiel festgelegter Statusboni.
die Auswirkungen auf die anfänglichen Charakterwerte haben und schon schickt einen die örtliche Königin in einen monsterverseuchten Dimensionsirrgarten, in welchem ein böser Dämon lauert und das Reich bedroht. Bevor ich mich zur Dimensionsschleuse, dem so genannten Abyss-Loch aufmache, statte ich aber noch kurz den verängstigten Einwohnern des aus fünf Menüpunkten bestehenden Reiches einen Besuch ab: Neben dem Palast, der Kopfgelder auf bestimmte Monsterbosse aussetzt, gibt es ein Infocenter, wo der Spielablauf erklärt wird, eine Schenke, in der man speichern und Objekte in Verwahrung geben kann, einen Händler sowie einen Dorfplatz, auf dem man immer dieselben sechs Gestalten antrifft. Die vorgefertigten Dialoge beginnen mich allerdings schnell zu langweilen, also ab ins Monsterlabyrinth.

Seelenfang und Beutejagd

Zu Beginn finde ich mich auf einer saftigen Wiese wieder, auf der sich mir Gift speiende Pflanzen und schlurfende Glubschaugen in den Weg stellen, denen ich mit einfachen Schwerthieben (A-Taste) den Garaus machen kann. Darüber hinaus besitze ich aber auch die Fähigkeit, ihnen kurz vor dem Abnibbeln ihre Seele zu entziehen, wodurch ich weitere Fertigkeiten lernen kann. Fast jeder Gegner beschert mir so neue Angriffsmanöver, Zauber oder andere Vorteile, die ich beliebig auf meine drei Skillslots legen und per entsprechenden Tastendruck (B, X oder Y) auslösen kann. Besitze ich den extrahierbaren Skill bereits, heilt der Seelenfang hingegen meine Lebensgeister. Das System ist simpel, aber motivierend und obendrein recht facettenreich: Es gibt waffenabhängige Spezialangriffe, Heil- und Angriffszauber, aktive Sturm- und Ausweichmanöver sowie passive Boni auf Angriffs- und Zaubergeschwindigkeit oder Kombolänge.

Im Besitz befindliche Fertigkeiten und Waffen lassen sich jederzeit per Touchscreen austauschen, um gegen bestimmte Widersacher im Vorteil zu sein. Vor allem das Ausnutzen elementarer Schwachstellen kann die in Echtzeit an Ort und Stelle ausgetragenen Auseinandersetzungen spürbar verkürzen. Ob man seinen Gegnern mit schnellem Kurzschwert, wuchtiger Axt, langem Speer, Zauberstab oder Pfeil und Bogen auf die Pelle rückt, spielt hingegen keine allzu große Rolle, da sich die Kontrahenten ungemein passiv geben und einen lediglich in dicht beisammen stehenden Gruppen in Schwierigkeiten bringen können. Meist lassen sich aber auch diese leicht zerstreuen oder umgehen, so dass man selten wirklich in Bedrängnis gerät – vor allem, da man sich schon recht früh per automatisch regenerierendem Mana immer wieder heilen kann.
Die einsetzbaren Fertigkeiten lassen sich jederzeit via Touchscreen anpassen. Die viel zu passiven Gegner stellen jedoch kaum eine Bedrohung dar.
Schade ist auch, dass die Gegnervielfalt recht überschaubar ist und viele Spezies einfach immer wieder in unterschiedlichen Farbtönen recycelt werden.

Und ewig grüßt das Murmeltier

Auch die sich aus acht Vegetationszonen à vier Abschnitten zusammensetzende Spielwelt hält jede Menge Déjà-vus bereit: Jeder Abschnitt besteht aus einer Reihe zufällig aneinander geknüpfter Levelversatzstücke, die sich mehrfach wiederholen und keine nennenswerten Erkundungsreize bieten. Hier und da findet man zwar versteckte Schatzbeutel, deren Inhalt aber völlig belanglos ist, weil er auch für wenig Geld im Shop erstanden oder regelmäßig von Gegnern erbeutet werden kann. Überhaupt geht es eigentlich nur darum, wertvolle Beute im Shop zu verhökern, um sich neue Waffen, Rüstungen und andere Gegenstände zuzulegen. Diese müssen dann auch noch umständlich miteinander verglichen und ausgemustert werden, weil der Shop weder Vergleichswerte anzeigt, noch Neuerwerbungen direkt anlegen lässt.

Zudem gibt es alles, was man im Spiel finden kann, auch beim Händler, so dass die Abyss-Ausflüge zu reinen Geld- und Erfahrungstretmühlen verkommen. Die Gegner sind reines Kanonenfutter, das Leveldesign eintönig ohne Ende und selbst die obligatorischen Bosskämpfe, die einen jeweils im vierten Abschnitt einer Zone erwarten, werden von Mal zu Mal anspruchsloser – Endgegner inklusive. Da spielt es auch keine Rolle, ob man sich allein oder zu zweit via drahtlosem Multi-Karten-Spiel durch die öden Labyrinthe quälen, individuell Punkte auf Charakterwerte verteilen oder insgesamt 45 Fertigkeiten erlernen kann, von denen man ohnehin nur eine Handvoll benötigt. Darüber hinaus enttäuscht auch der erzählerische Rahmen mit seinen kaum vorhandenen Story-Elementen und austauschbaren Figuren auf voller Line, die deutsche Übersetzung leistet sich bei den Objektbeschreibungen teils üble Fauxpas, in dem sie Lebens- und Manapunkte gleichsetzt und selbst der charmante Retro-Look nutzt sich dank Level- und Gegner-Recycling sehr schnell ab. Was bleibt ist ein ca. zehnstündiger Schlachtmarathon, der am Ende einfach wieder von vorn beginnt und in jeder Hinsicht blass und belanglos bleibt.  

  1. Hab' mir vor etwa 'nem Jahr mal aus Amerika geholt, damit sich das Porto auch lohnt - als ich den Titel hier gelesen hab, hab ich eine Wertung in dem Bereich auch erwartet, so wenig hat sich das Spiel absolut verdient...
    Ich fand's ebenfalls extrem langweilig. Sich einmal durchzukloppen ist noch halbwegs in Ordnung, aber nach spätestens 10 Stunden kann man die ewig gleichen Gegner echt nicht mehr sehen...
    Hätte mir eigentlich nen ordentlichen Dungeoncrawler erhofft...
    Und mit Etrian Odyssey kann man's eigentlich nicht vergleichen. Das ist ja rundenbasiertes Dungeoncrawling - From the Abyss läuft in Echtzeit.

  2. Zeldafreak64 hat geschrieben:
    claudiaca hat geschrieben:Oha... wenn es mal aufm Grabbeltisch für 10 Euro zu haben ist
    Ich hab´s neulich im Müller für 20 Euro gesehen. Für einen Einstiegspreis gar nicht mal so schlecht.^^
    Das ist fein. Dann muss ich offenbar ja gar nicht so lange warten - nicht, dass ichs eilig hätte hiermit, aber ehe es ganz in der Versenkung verschwindet.

  3. ich habe SECRET OF MANA und SWORD OF MANA geliebt und mich daher sehr auf das spiel gefreut. das es dann so eine enttäuschung ist, fand ich wirklich schade. eine anfänglich gute idee, die am ende so lieblos und billig ist....

  4. claudiaca hat geschrieben:Oha... wenn es mal aufm Grabbeltisch für 10 Euro zu haben ist
    Ich hab´s neulich im Müller für 20 Euro gesehen. Für einen Einstiegspreis gar nicht mal so schlecht.^^

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