Marie-Antoinette Episode 1: Die Wolfsbruderschaft (Adventure) von Nemopolis Credit: Nemopolis / Nemopolis

Königin mit Nebenrolle


Der Sieg in Nordamerika wird durch die Briten bedroht. Was führen deren Spione im Schilde?
Der Sieg in Nordamerika wird durch die Briten bedroht. Was führen deren Spione im Schilde? © 4P/Screenshot

Was Marie Antoinette über die Amerikanische Unabhängigkeitsbewegung dachte, weiß man leider nicht, da nichts überliefert ist. Vermutlich hielt sie diese ebenso für einen Aufstand des Pöbels wie die anschließende Revolution in Frankreich, woran sie mit ihrer Verschwendungssucht nicht ganz unschuldig war. Das hielt ihren Gatten, Ludwig XVI, jedoch nicht davon ab, die Amerikaner in ihrem Freiheitskampf gegen England zu unterstützen, um den verhassten Briten eins auszuwischen. Dabei war dem König nicht klar, dass er so Umstürzler zu Hause ermutigte. Nach gelungener Revolution jenseits des großen Teichs schien das auch in Europa möglich, wo die Französische Revolution aber noch bis 1789 auf sich warten ließ.

 

Obgleich Marie Antoinette im Spiel besser wegkommt, kommt sie eigentlich eher am Rande vor, da die erste Episode zunächst in Amerika spielt. Das Abenteuer beginnt mit dem Vorabend der Schlacht von Yorktown 1781, die für Amerikaner und Franzosen eine unerfreuliche Wendung zu nehmen droht. Scheinbar befindet sich ein britischer Spion in den eigenen Reihen, der den Sieg der ebenso überlegenen wie ungleichen Verbündeten verhindern will. Eine Waffenlieferung wurde sabotiert, was beinahe zur Katastrophe führte. Doch dann kam wie aus dem Nichts ein kleiner Held namens Oscar, der den großen General Washington warnte. Der seltsame Typ entstieg doch glatt einer Fregatte, die erst heute Morgen festmachte. Woher wusste der Junge das nur?


Ocsar in Aktion

 

Wer ist nur der seltsame Junge, der plötzlich auf dem Schiff auftaucht?
Wer ist nur der seltsame Junge, der plötzlich auf dem Schiff auftaucht? © 4P/Screenshot

Nun, Oscar ist nicht zufällig in Nordamerika, denn der künstlich anmutende Junge ist jemand auf der Spur. Es handelt sich um eine Rahmenhandlung neben der Hauptstory, die man sich hätte sparen können. Darin verfolgen Zeitreisende einen Fiesling aus der Zukunft, der sich ausgerechnet in der Zeit von Marie Antoinette verbirgt. Vielleicht macht er mit den Engländern gemeinsame Sache? Jedenfalls erklärt sich so, warum Oscar plötzlich auftauchte, da ihn sein Professor hinschickte. George Washington traut ihm auf allerdings über den Weg und schickt ihn auf die lange Seereise nach Frankreich, um mehr über die Verschwörung rauszufinden. So kommt der Spieler schließlich doch noch in die Nähe der Königin, die in Versailles residiert.

 

 

Der Androide Oscar weiß natürlich nicht viel über die Zeit, in der er gelandet ist. Und doch muss er immer wieder Fragen beantworten, die sich um die Epoche der Dreispitze, Musketen und Segelschiffe drehen. Da wird nach dem Aufbau einer Pistole gefragt oder wie man eine Kanone lädt. Letzteres ist sogar in einem Minispiel auf Zeit verpackt, wo man auf See angegriffen wird und schnell reagieren muss. Braucht man zu lange zum Laden, wird das eigene Schiff versenkt. Zu Beginn hält man Oscar nämlich für einen neuen Matrosen, später macht er dann einen auf Soldat oder Diener. In jeder Rolle muss er erst mal zeigen, was er weiß. Er ist aber nicht allein, da er sogar eine für ein Comicmädchen echt hübsche Freundin findet.

 

Umständliche Rätsel

 

Der eine oder andere weiß bestimmt noch, wie man ne Kanone lädt. Das Wissen kann er nun anbringen.
Der eine oder andere weiß bestimmt noch, wie genau man ne Kanone lädt. Das Wissen kann er nun anbringen. © 4P/Screenshot

Neben den gar nicht so einfachen Fragen, gibt es auch Aufgaben, die eher lösbar sind. So muss man einmal einen Kompass bauen, der sich aus mehreren Teilen zusammensetzt. Selten genug muss man da mehr als drei Sachen kombinieren. Zudem ist das Finden eher leicht, da es wenig Stellen gibt. Zudem gibt es eine Hotspot-Anzeige, die das Suchen auf Knopfdruck erleichtert. Allerdings ist das Wechseln zwischen den Räumen recht umständlich, da man immer zuerst die Taste fürs Umhergehen drücken muss. Das hätte man einfacher lösen können, indem man am Bildschirmrand automatisch wechselt. Auch wer eine Sache abliefern will, muss immer wieder die Taste fürs Verwenden drücken. Hier hätte man den Gegenstand im Speicher lassen sollen, bis man ihn angebracht hat.

 

 

Leider sind nicht alle Aufgaben so leicht zu lösen, da auch gerechnet werden muss. Wer schon in der Schule mit der Mathematik auf Kriegsfuß stand, wird hier seine „helle Freude“ haben. Da sind schon mal für Ottonormalverbraucher mittelschwere Rechenaufgaben zu lösen, wobei man die Lösung immer handschriftlich eingeben muss, was erstaunlich gut funktioniert. Fieser Weise sind hier auch mal Fangfragen mit Rechnen verknüpft: So muss man einmal bemerken, dass es fünf Sinne gibt, von denen aber nur zwei aufgeführt sind, obwohl die Rede auf drei zu sprechen kommt. So muss man drei verbleibende Sinne eingeben.

 

Probieren geht über Studieren

Obgleich sich das Handheld-Spiel mit Barockmusik, zeitgenössischen Bauwerken und Kostümen betont authentisch gibt, fehlt es doch ab und an am gesunden Menschenverstand. Zwar ist das Spiel gut geeignet für Interessierte wie etwa Schüler, die sich spielerisch über die Epoche informieren wollen, aber bisweilen wirkt es doch ein wenig naiv. So kann man sich beispielsweise mit zwei drei Fragen ins Schlafzimmer der Königin manövrieren, wo kein normal Sterblicher Zugang hätte und schon gar kein Nichtadeliger wie Oscar, der auch noch aus einem fernen Land stammt. Da würde wohl auch das Empfehlungsschreiben von George Washington wenig nutzen, das man im Inventar hat.         

Bei den Minispielen muss man oft erst mal rausfinden, was zu tun ist. Zwar erklärt einem der Prof auf Wunsch, was man derzeit grob im Spiel erfüllen soll, für die Minispiele gibt‘s es aber keine Tipps, obwohl sie nötig wären. So probiert man halt wie früher per Trial and Error rum, bis man es irgendwann hat. Immerhin gibt es auch Bekannteres wie Schiffe versenken, Kartenspiele oder Kegeln. Aber auch hier ist die Bedienung nicht immer selbsterklärend, so kann man nicht wissen, wie genau man den Ladestock halten soll.       

  1. Randall Flagg hat geschrieben:"Was Marie Antoinette über die Amerikanische Unabhängigkeitsbewegung dachte, weiß man leider nicht, da nichts überliefert ist."
    Soweit ich weiß hat Frankreich doch Amerika bei seinem Unabhängigkeitskrieg unterstützt (was zugegeben wohl nur politische Motive hatet, nämlich England schwächen), von daher kann sie dem Ganzen ja nicht sooo negativ eingestellt gewesen sein. Zugegeben, Ludwig hatte damals die Zügel in der Hand.
    Aber Ludwig XVI mochte die aufmüpfigen Amerikaner ja im Grunde auch nicht, da er der Meinung war, nur ein von Gott gesandter König dürfe ein Land führen. Er unterstütze diese nur, weil er so den Briten eins auswischen wollte. Das erklärt sich aus der Rivalität von England und Frankreich, das nach dem Siebenjährigen Krieg 1763 seine ganzen nordameikanischen Kolonien verloren hatte. Dafür wollte sich Ludwig rächen.
    Er dachte vermutlich, dass Amerika weit weg sei und es egal wäre, wenn dort eine Republik entsteht. Diese war schwach und musste sich erst noch behaupten. Was er völiig unterschätzte war, dass Ideen um die ganze Welt reisen können. Und so war die Idee eines freien Staates nicht mehr totzukriegen. Er hat seiner Herrschaft also mit der Unterstützung Washingtons einen Bärendienst erweisen, obwohl er sein vodergründiges Ziel eigentlich erreichte, indem sich die USA von England loslösten.

  2. "Was Marie Antoinette über die Amerikanische Unabhängigkeitsbewegung dachte, weiß man leider nicht, da nichts überliefert ist."
    Soweit ich weiß hat Frankreich doch Amerika bei seinem Unabhängigkeitskrieg unterstützt (was zugegeben wohl nur politische Motive hatet, nämlich England schwächen), von daher kann sie dem Ganzen ja nicht sooo negativ eingestellt gewesen sein. Zugegeben, Ludwig hatte damals die Zügel in der Hand.

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