Liebes Tagebuch…

 

Das kleine Mädchen Izzy schreibt ihre Gedanken, Sorgen und Ideen eifrig in ein Tagebuch, das man als Spieler vor sich ausgebreitet sieht. Gleichzeitig kann man Izzy als 2D-Figur spielerisch durch das geschriebene Wort lotsen. Denn die Zeilen fungieren als Plattformen – eine feine, kleine Idee. Während man von Zeile zu Zeile hopst und durch das Landen auf bunt leuchtenden Wörtern die nächsten Lettern erscheinen lässt, erfährt der Spieler, worum es im Leben der jungen Autorin geht. Meist drehen sich die Geschichten um Izzys Familie, um Papas Macken, Mamas Sorgen oder die schönen Erlebnisse mit der Oma. Als Spieler packt man gelegentlich Worte (am PC per Cursor, an der Konsole per Schultertaste) und schiebt sie an andere Positionen – die Lösung ist stets sehr einfach, sorgt aber regelmäßig für ein wohliges Schmunzeln: Wenn Izzy erzählt, dass sie voller Energie eine Treppe hochgerannt ist und immer zwei Stufen auf einmal genommen hat, dann hopst man auch mit der 2D-Izzy fliehenden Schrittes über eine Treppe aus geschriebenen Worten. Andernorts erwähnt sie, dass Oma bei Problemen immer eine helfende Hand hat – und in diesem Moment kommt man nur ans Ziel, wenn man auf die ausgestreckte Hand der ins Tagebuch gemalten Großmutter springt und diese als zusätzliche Plattform nutzt. Das sind schöne Momente, die das kindgerechte Abenteuer auch für erwachsene Spieler reizvoll machen.

 

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Schöne Idee, gut umgesetzt: In den Tagebuch-Abschnitten baut Lost Words bildschirmgroße Sprungpassagen aus Textzeilen. © 4P/Screenshot

Immer wenn Izzy nicht ihre eigenen Erlebnisse niederschreibt, sondern davon erzählt, welche Abenteuer eine von ihr erdachte Heldin erlebt, verschwindet das virtuelle Tagebuch. Dann tauchen Wälder, Wüsten und Unterwasserlandschaften auf und man wird selbst zur Protagonistin eines kleinen Fantasymärchens. Die manchmal zögerliche, aber doch meist mutige Hauptfigur verfolgt einen grummeligen Dschinn, legt sich mit einer tobenden Feuerriesin an und stellt sich ihren eigenen Ängsten. Weil sie als Beschützerin ihres Dorfes auszieht, um magische Glühwürmchen einzufangen, gibt ihr die Dorfälteste ein mächtiges Werkzeug mit – ein Zauberbuch, das der Spieler auf Knopfdruck aufschlägt. Dort sammeln sich mit zunehmender Spieldauer mehrere Worte, die man mit dem Cursor aufnehmen und an verschiedenen Stellen im Level anwenden kann.

 

Hex-hex!

 

“Wortmagie“ nennt Lost Words: Beyond the Page dieses Feature: So kann die Heldin Plattformen anheben, Barrieren zerbrechen, kaputte Brücken reparieren oder sich an manchen Stellen gar zu höhergelegenen Orten teleportieren. Weil sich die Einsatzorte für eure Wortmagie durch ein blaues Leuchten selbst verraten, die Lösungswege stets auf der Hand liegen und sämtliche Plattform-Passagen sehr simpel ausfallen, ist Lost Words für versierte Spieler buchstäblich ein Kinderspiel. Das heißt nicht, dass man das Erlebnis als adulter Zocker nicht genießen kann, man wird jedoch an keiner Stelle gefordert. Bei jüngeren, unerfahrenen Spielern kann dies natürlich ganz anders sein. Wegen des regelmäßigen Wechsels zwischen Izzys Tagebuch und dem ausgedachten Fantasy-Abenteuer ihrer Heldin kann ich mir gut vorstellen, dass Eltern das Spiel mit ihren Kindern gemeinsamen daddeln – frei nach dem Motto „Heute Abend spielen wir noch ein Kapitel mit Izzy und eines in der Märchenwelt – aber danach geht es ins Bett und morgen erfahren wir, wie es mit Izzy weitergeht“.

 

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Eine eingestürzte Brücke ist kein Problem für die Heldin. Mittels Wortmagie, hier am Beispiel des Wortes “reparieren”, wird das marode Bauwerk im Nu wieder aufgestellt. © 4P/Screenshot

Neben gefährlichen Drachen, schrulligen Händlern und lustigen Unterwasserwesen spielen auch ernstere Themen eine Rolle: Die Tagebuchschreiberin selbst muss mit dem plötzlichen Verlust einer geliebten Person fertig werden – schreibend durchlebt sie verschiedene Phasen der Trauer, während man als Spieler mit ihr fühlt und nebenbei die simplen Hüpfpassagen zwischen den Buchstaben-Zeilen erledigt. Auch ihre Heldin kämpft in der Fantasiewelt mit Selbstzweifeln, droht an ihrer Mission zu scheitern – man merkt förmlich, wie Izzy ihre Figur benutzt, um auch ihre eigenen Probleme zu meistern. Vielleicht. Irgendwann.

 

PC hat die Nase vorn

 

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Lost Words: Beyond the Page reißt grafisch keine Bäume aus, hat aber ein paar schöne Momente. © 4P/Screenshot

Die sammelbaren Glühwürmchen nehmen erwachsene Zocker im Vorübergehen allesamt locker mit – aber auch wenn man mal ein paar auslässt, hält sich die Neugier auf einen erneuten Durchlauf in Grenzen. Zwar darf man ein paar kleine Entscheidungen treffen und z.B. Name und Kleidung der Fantasieheldin bestimmen, doch diese wirken sich nicht auf den Verlauf des Abenteuers aus. Auf PC fühlt sich die Kombination aus Maus und Tastatur sehr gut an, das Benutzen der Wortmagie geht per Maus intuitiv von der Hand. Konsoleros nutzen den Umweg über einen virtuellen Cursor – das bremst den Spielfluss etwas ab, nach einigen Minuten ist die Handhabe aber verinnerlicht und stört nicht weiter. Auf Switch schließlich nerven ein paar Performance-Probleme, die sich durch die gefällige, aber doch simple Kulisse nicht erklären lassen – zudem gibt es gelegentlich ein paar fehlerhafte Animationen von Izzy sowie unschöne Überlagerungen der auf dem Bildschirm eingeblendeten Worte.

  1. Ich schau im Gampass nach was es für Spiele gibt, und dachte mir Probiere das mal aus.
    Und dann hatte es mich. Ich weiß auch nicht warum so ganz. Es liegt bestimmt an der Geschichte so schön erzählt wurde und auch an der Musik. Sollte jeder mal gespielt haben. Mich hat das Spiel verzaubert.

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