Hotline Miami mit Teleportation?
Der Kollege, der mich auf Mr. Shifty aufmerksam machte, wusste genau, wie er mein Interesse wecken konnte: “Das ist quasi wie Hotline Miami mit Teleportieren”, sagte er. Klar springe ich auf so etwas an. Doch auch wenn dieses Abenteuer wie die explosive Action von Dennaton aus der Vogelperspektive präsentiert wird, gibt es doch zahlreiche Unterscheidungsmerkmale. Genau genommen gibt es außer der Kameraführung nur noch eine weitere Gemeinsamkeit: Dass das Trial&Error-Prinzip kaum einen Fehler verzeiht. Mit der bizarren Geschichte, die Hotline Miami erzählt, kann der magere Hintergrund von Mr. Shifty z.B. nicht mithalten.
Man erfährt nahezu nichts über den geheimnisvollen Helden, der quasi wie Nightcrawler (X-Men) die Fähigkeit zur Teleportation hat – allerdings nur über eine Entfernung von etwa zwei bis drei Meter, dafür aber auch durch Mauern hindurch. Zudem hat man nur fünf Teleportationen zur Verfügung, um sie in kurzer Folge einzusetzen. Jedes Feld benötigt ein paar Sekunden, um wieder aufzuladen, so dass man nicht wie wild an allen vorbei zappen kann – eine dringend benötigte Regulierung des Schwierigkeitsgrades. Zusätzlich kann er sich im unbewaffneten Nahkampf gegen die Gegner zur Wehr setzen, die ihrerseits jedoch mit teils unangenehmen Bleispritzen oder Flammenwerfern ausgerüstet sind und die Jagd auf ihn aufnehmen. Glücklicherweise kann er in der Gegend herumliegende Gegenstände wie Besen oder Paddel aufnehmen und sie einsetzen. Da die Umgebung nicht nur an der Stelle zu Bruch geht, an der Mr. Shifty nach einem Teleport materialisiert, sondern von ihm vermöbelte Feinde auch zurückgeworfen werden und ggf. das Mobiliar zerstören, hat man hier zusätzliche Optionen, spontan nach Hilfsmitteln Ausschau zu halten – Köpfe von demolierten Statuen z.B. lassen sich wunderbar gen Feind katapultieren.
Kurzweilige Unterhaltung
Über die 16 Abschnitte, die man in einem Hochhaus unterwegs ist, um einem skrupellosen Gangsterboss das Handwerk zu legen (der Grund bleibt im Wesentlichen ungeklärt), wird man dank eines cleveren Leveldesigns sowie dem Einbau von Laserfallen und ähnlichen Spielereien permanent dazu aufgefordert, sein Geschick im Umgang mit Fäusten und Teleport unter Beweis zu stellen. Tödlichem Maschinengewehrfeuer muss man ausweichen, indem man Umwege von Raum zu Raum findet. Man muss bewaffnete Gegnerwellen ausschalten, wobei sie sich auch selbst aus dem Gefecht ziehen, wenn man sich im letzten Moment aus der Schusslinie entfernt. Es gilt, einen cleveren Weg an den Lasern vorbei zu finden. Man kann explodierende Fässer dazu nutzen, Gegner oder Wände verschwinden zu
lassen. Und spätestens wenn man ab Abschnitt 7 damit konfrontiert wird, dass Störsender die Teleportfähigkeit behindern und man diese erst ausschalten muss bzw. sich nur auf seine Fäuste und gutes Timing verlassen kann, wenn man sich Feinden oder Fallen gegenüber sieht, zieht der auf Trial&Error setzende Schwierigkeitsgrad deutlich an.
Allerdings fehlt Mr. Shifty auf Dauer der Esprit sowie der ungehobelte Charme, der z.B. Hotline Miami auszeichnete. Und damit meine ich nicht die explizite Gewaltdarstellung, die ich hier in keiner Form vermisse. Beide sind im weitesten Sinne Action-Puzzler, die keine Fehler verzeihen. Doch der Kampf ist hier nur fordernd, wenn man gleichzeitig auf Fallen achten muss oder man es mit zig Gegnern zu tun hat, während Hotline Miami durch die stets spürbare Gefahr eine höhere Grundspannung aufbaute. Die Umgebungsrätsel sind ebenfalls nur in Ausnahmefällen anspruchsvoll. Gerade in diesem Bereich hätte die spezielle Fähigkeit von Mr. Shifty durchaus für mehr intelligente Puzzle genutzt werden können. Zudem wird die Möglichkeit, einen Abschnitt unbemerkt durchqueren zu können, viel zu selten geboten. Solange Gegner vorhanden sind, ist der Ausgang rot. Erst, wenn der letzte erledigt ist, wird auf grün umgeschaltet. Viel zu spät kommen kurze Sequenzen hinzu, in denen man nicht entdeckt werden darf. Vermutlich wollte man damit verhindern, dass die Spielzeit zu gering ausfällt. Mit einem Aufwand zwischen fünf und 15 Minuten pro Level erhält man aber einen durchaus validen Gegenwert für die etwa 15 Euro Investionskosten auf Steam oder Nintendos eShop.
Technisch größtenteils solide
Inhaltlich und visuell schenken sich beide Systeme nichts. Auch auf PC wird die Steuerung per Pad empfohlen, die sich bei mir im Vergleich zur etwas übersensiblen und nicht einstellbaren Maus-/Tastaturkombo durchsetzen kann. Mit Pad fühlt sich Mr. Shifty präziser an. Und leider werden beide Versionen von Bildrateneinbrüchen geplagt. Die Switch hat dabei vor allem im TV-Betrieb mehr Probleme, während es mobil vorrangig dann zum Stottern kommt, wenn man nach längeren Spielpausen im Standby-Betrieb die Action wieder aufnimmt. Doch auch am PC kann man immer wieder hier und da ein Zuckeln, Ruckeln oder Stottern entdecken.
Hatte den Titel für die Switch im Blick gehabt. Sah in den ersten Trailern echt spaßig aus, aber die Videotests auf Youtube wirken arg ruckelig. Echt schade, da mir auch der Grafikstil ganz gut gefällt, aber das Ruckeln mir doch hier mehr den Spaß verderben würde als noch bei Zelda. Vlt. nach einem Patch und 50 % günstiger wird dann zugeschlagen.