Lang ist’s her

THQ war im Jahr 2002 der letzte Publisher, der die Wrestler der WWE auf dem Rechner losgelassen hat. Vor zwei Konsolengenerationen, als jedes System noch seine eigene Serie spendiert bekam, durften PC-Spieler mit einer Xbox-Umsetzung von “Raw” in den Ring steigen. Kurz darauf wurden die Smackdown- und Raw-Reihen zusammengelegt und der Fokus wieder komplett auf Konsolen gelegt. Liegt es an der technischen Entwicklungs-Nähe der aktuellen HD-Systeme, die für die Entscheidung sorgte, WWE 2K15 auch am PC zu veröffentlichen – und damit eine kostengünstige Umsetzung ermöglichte? Die Ursache ist letztlich egal. Ausgestattet mit relativ sparsamen Anforderungen (ab 4GB RAM, nVidia GeForce GTX 450 oder Radeon HD 5770), aber auch nur oberflächliche visuelle Konfigurationsmöglichkeiten bietend, ist es schön zu sehen, dass Entwickler auch für Sportspiele den PC wiederentdecken.

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Die PC-Version von WWE 2K15 teilt sich alle Vorzüge und Nachteile mit den PS4- bzw. One-Geschwistern. © 4P/Screenshot

Und hat man einen potenten Rechner im Einsatz, muss man der Kollaboration von Yukes und Visual Concepts (2K-Sports-Stammentwickler) eines lassen: Mitunter sieht das Wrestling-Spektakel wie schon auf PS4 und One (Veröffentlichung im Dezember 2014) fantastisch aus. Wenn die virtuellen Athleten auf dem Weg zum Ring nicht nur durch authentische Gestik auffallen, sondern dank Ganzkörperscan sogar die Mimik bis hin zu kleinen Nuancen akkurat umgesetzt wird, kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Randy Orton bewegt und verhält sich wie das echte Gegenstück, viele andere alte und neue Stars wie Brock Lesnar, Cody Rhodes, CM Punk oder Cesaro sehen den realen Superstars ebenfalls sehr ähnlich. Zudem ist auch die Zuschauerkulisse ordentlich, wobei man jedoch die überragende Qualität der prall gefüllten NBA-Arenen nicht erreicht. Allerdings gibt es auch einige Athleten, bei denen der Erkennungswert niedriger ausfällt. Unter anderem, weil die Schädelknochen überakzentuiert werden und so mancher Wrestler dadurch deutlich näher an das Aussehen seiner 30.000 Jahre alten Vorfahren heranrückt. Das mag jetzt vielleicht hart klingen, doch wenn wir z.B. Randy Orton nochmals betrachten und dann den Coverstar John Cena daneben halten, wirkt er im Vergleich beinahe wie ein Cro-Magnon-Mensch. Dass dies die gegenüber Wrestling als Showsport grassierenden Vorurteile subtil bestätigt, ist unglücklich.

Selfmade-Held in Strumpfhosen


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Das tut doch weh, oder? © 4P/Screenshot

Auch die im umfangreichen Editor erstellten Figuren (Diven dürfen allerdings nicht erstellt werden) erreichen nicht die ausgewählte Top-Qualität einiger Superstars. Zwar sehen die Eigenkreationen detaillierter aus als noch auf den alten Konsolen, doch unter dem Strich ist die Qualität von eigenen sowie mitgelieferten Athleten sehr unterschiedlich und sorgt für ein uneinheitliches Bild. Und das, obwohl hier wie auf den alten Systemen einer der kleinsten Roster der jüngeren Wrestlingspiel-Vergangenheit abgeliefert wird. Das soll zwar durch Retro-Versionen zahlreicher Superstars wie Chris Jericho, Batista usw. ausgeglichen werden, doch  damit beschwört man natürlich die Geister von 30 Jahren WrestleMania herauf, die WWE 2K14 auf den alten Systemen noch für einen prall gefüllten Figurenauswahl-Bildschirm gesorgt haben.

Mitgefangen, mitgehangen. Sprich: Neben den positiven Elementen der PS4- bzw. One-Fassungen von WWE 2K15 bekommt man am PC auch all das, was beim Test letztes Jahr negativ aufgefallen ist. Und noch einiges drauf. Die Ladezeiten beim Erstellen eigener Figuren z.B. sind noch höher als auf Konsolen und nagen an den Nerven, wenn man nur eines der vorgegeben Gesichter anschauen möchte und

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Unter bestimmten Konfigurationen kann es zu einem fiesen Grafikbug kommen. © 4P/Screenshot

man in der Ladepause beinahe einen Kaffee kochen könnte. Und mitunter kann es am Ende von Kämpfen zu hässlichen Grafikfehlern kommen, bei der Zuschauer in Schockstarre verfallen und Ringseile sich in absonderlichen Winkeln vom Ring wegstrecken. In diesen Fällen hilft nur ein Neustart der Software, da ansonsten beim nächsten Match zwar das Publikum wieder so jubelt, wie es soll, die Ringseile aber weiterhin fehlen – was spätestens dann doof aussieht, wenn man den Ringpfosten hochklettert, um einen Sprungangriff durchzuführen oder man den Gegner in der Ecke an den jetzt imaginären Seilen festmacht. Dem gegenüber steht jedoch ein Feature, das es in dieser Form nur am PC geben kann: Modding. 2K hat die Modifikations-Option zugesichert und es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis man in der Lage ist, eigene Videos oder Songs für die Einmärsche zu verwenden bzw. die Diskrepanz zwischen eigenen und mitgelieferten Figuren dank neuer “Texturpacks” aus der Community verschwindet.

Kompromiss-Bereitschaft

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Es gibt zahlreiche Matchvarianten. © 4P/Screenshot

Natürlich sieht das Kampfgeschehen mit der ausgefeilten Mimik als Reaktion auf Schläge, Würfe usw. ebenfalls so gut aus wie auf den aktuellen Konsolen. Hier merkt man am ehesten, dass die Engine gewaltig zugelegt hat. Auch die Physik, die die letzten Jahre auf PS3 und 360 stiefmütterlich behandelt wurde und vor allem im Hinblick auf die Ringseile für merkwürdige Ergebnisse gesorgt hat, machte einen Schritt nach vorne. Allerdings gibt es mittlerweile auch wieder vermehrt Probleme mit der Kollisionsabfrage, wenn etwa Hände durch Arme gleiten wie ein warmes Messer durch Butter. Dennoch macht es wieder Spaß, dem Geschehen zuzuschauen.. Auch, weil das Kampftempo dank einiger mechanischer Modifikationen zurückgeschraubt wurde. Das Zusammenspiel zwischen der dreifach gestaffelten Gesundheitsleiste sowie der ebenfalls dreifach gestaffelten Energieleiste rückt stärker in den Fokus und sorgt für “realistischere” Matches. Kettet man zu viele, vor allem kraftraubende Aktionen aneinander, nimmt die Energie rapide ab. Passt man nicht auf, rutscht sie von der dritten Leiste in die zweite – und es gibt keinen Weg zurück. Ebenfalls weniger Grundenergie hat man, wenn die Gesundheitsleiste erst von Grün nach Gelb und dann nach Rot wechselt. Das kann sogar so weit gehen, dass man erst mal erschöpft warten muss, bis man wieder genug Kraft hat, um dem Gegner mit einem Finisher den Rest zu geben. Gerade bei hin und her wogenden Kämpfen wird die Schlussphase enorm spannend – hier ist man in der Präsentation so dicht am echten Fernseherlebnis wie schon seit Jahren nicht mehr.

  1. Die Grafik finde ich eigentlich recht gut. Mich stören eher die Altlasten im Kontersystem, die massive Content-Reduktion und die lahmen Reaktionszeiten dieses Ablegers.

  2. Bloody93 hat geschrieben:Bin ich der einzige, der hier denkt, dass die Grafik maximal PS3 Niveau erreicht? Auch ist das Gameplay / die KI unfassbar eintönig, der Onlinemodus funktioniert bei mir gar nicht - solch eine hohe Wertung wundert mich hier schon.
    Zur Grafik: Nö, sieht aber schon seit Jahren so aus, Ähnlich wie bei CoD ist auch bei WWE schon lange eine neue Engine fällig, dann wäre ich auch wieder bereit mir einen Ableger zu holen, da ich kaum Fortschritte zu SmackDown vs Raw 2003 sehe. Und das kam für die PS2 raus :P (OK, alles vlt. ein bischen schärfer aber an sich keine große Sache bzw. schon lange nicht mehr zeitgemäß)

  3. Den Grafikfehlern kann man entgehen, wenn man die Tiefenschärfe ausstellt. Zumindest hatte ich dann keine Grafikfehler mehr. Diese Funktion ist wohl verbuggt.
    Ansonsten macht mir das Spiel echt Spaß, da ich keine Konsole hab, hab ich mehr sehr gefreut, dass es endlich wieder ein Wrestlingspiel auf dem PC gibt und hab gleich zugeschlagen. Hoffentlich bringen sie die Nachfolger dann auch für den PC. :D

  4. Bin ich der einzige, der hier denkt, dass die Grafik maximal PS3 Niveau erreicht? Auch ist das Gameplay / die KI unfassbar eintönig, der Onlinemodus funktioniert bei mir gar nicht - solch eine hohe Wertung wundert mich hier schon.

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