Valiant Hearts: The Great War(Adventure) von Ubisoft Credit: Ubisoft Montpellier / Ubisoft

Zusammen durch den Weltenbrand

Das Spiel beginnt mit einer tragischen Familientrennung im Jahr 1914: Der Vater wird von der französischen, der Ehemann von der deutschen Armee eingezogen – zurück bleibt eine weinende Frau im Elsass. Der sehr gute deutsche Sprecher und die traurigen Klavierklänge sorgen zusammen mit dem markanten Zeichenstil für einen melancholischen, überaus stimmungsvollen Einstieg. Man fühlt sich wie in einem animierten Comicroman, wenn man seine ersten Schritte in der französischen Kaserne macht.

 

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Das Spiel beginnt 1914 mit der Einberufung: Der Vater auf Seiten der Franzosen, der Schwiergersohn auf Seiten der Deutschen. © 4P/Screenshot

Die bulligen Soldaten mit den kleinen Füßen verschwinden quasi unter ihren Helmen, während sie die Befehle der Säbel schwingenden Offiziere empfangen – alle folgen quasi blind. Hier wird nicht verherrlicht, sondern augenzwinkernd ironisiert. Das Artdesign erinnert dabei sowohl an das satirische Flair der damaligen Wochenzeitschrift “Simplicissimus” als auch an moderne Graphic Novels wie z.B. „Elender Krieg“ von Jacques Tardi. Aber im Gegensatz zu diesem gnadenlosen Antikriegscomic, der das Grauen und die Brutalität schonungslos illustrierte, kann sich die Regie in Valiant Hearts nicht entscheiden.

Zwischen Beklemmung und Belustigung


Auch hier regnen Bomben, schreien Verwundete und rattern Maschinengewehre. Aber die Inszenierung schwankt zwischen Drama und Komödie, Beklemmung und Belustigung, Antikriegstendenz und heroischem Pathos – unter diesen Wechseln und Widersprüchen leidet auf lange Sicht auch die Identifikation mit den Charakteren, zumal die Story manchmal unnötig ins Kitschige abdriftet. Dass man z.B. einen deutschen Oberbösewicht in einem Waffen strotzenden Zeppelin verfolgt und in Bosskämpfe verwickelt wird, würde auch zu einem gewöhnlichen Beat’em Up oder Shoot’em Up passen.

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Das Rätselniveau ist bescheiden bis solide: Erfahrene Spieler werden kaum gefordert. © 4P/Screenshot

Besser als die Regie ist die Integration der historischen Informationen, denn man wird fast nebenbei mit dem Alltag des Ersten Weltkriegs konfrontiert, weil jeder gefundene Gegenstand eine kleine Geschichte erzählt: Wusstet ihr, dass man Eisenspieße aus Zeppelinen warf? Dass man Socken in Talg und Formalin tränkte, damit sie besser gegen Kälte schützen?  Dass man sich vor den ersten Gasmasken uringetränkte Lappen vor das Gesicht hielt? Dass man im Schützengraben mit durchlöcherten Helmen grillte? Dass man Soldaten eine Mischung aus Magnesium und Pottasche spritzte, um sie moralisch zu aufzuputschen?

Historisch interessanter als erzählerisch

 Alls das macht irgendwann  neugieriger als das eigentliche Schicksal der Familie oder Protagonisten. Man erfährt einfach so viel über versteckte Gegenstände, Archivmaterial und Tagebücher. Ich habe mich dabei ertappt, dass es wesentlich interessanter war, welche Erklärung sich hinter einer Uhr, einem Spaten oder einer Maske verbarg, als die Story um Emile, Klaus & Co zu verfolgen.

Dabei hätte man aus der Geschichte und den Biographien dramaturgisch mehr herausholen können. Man erlebt die Reise durch die Kriegsjahre ja aus mehreren Perspektiven: Mal spielt man den Schwiegervater Emile mit seinem Kochlöffel, mal den blonden Karl und hinzu gesellen sich ein amerikanischer Fremdenlegionär sowie eine Sanitäterin namens Anna. Diese illustre Gruppe wird immer mal wieder getrennt und zusammengeführt, während man an zig Schauplätzen über vier Kapitel von Paris bis Verdun und Ypern Rätsel wie in einem klassischen Adventure löst, Reaktionstests sowie kleine Ausweichspiele meistert.

  1. Und den nächsten kleinen Titel (weit nach Release) durchgespielt.
    Ich fand's toll. Ja, comichaft überzeichnet und nicht komplett konsequent aber mir persönlich hat die Geschichte gefallen, die Rätsel sind einfach aber nicht extrem seicht, selbst die Geschicklichkeitspassagen fand ich kurzweilig und dass man nebenbei noch einiges an Fakten über diesen Zeitabschnitt unserer Geschichte erfährt ist auch sehr schön. Werde mir nochmal alles in Ruhe durchlesen.
    Ich find's empfehlenswert.

  2. Um auch mal meinen Senf abzugeben. Das Spiel gefällt mir recht gut, besonders die historischen Hintergründe sind gut vermittelt. Man hat ja immer den zweiten Weltkrieg vor Augen als absolutes Kriegs-Szenario, aber der erste Weltkrieg scheint ja bis auf die Geschichte mit den Juden und der Atombombe noch schlimmer gewesen zu sein.

  3. Gott, ist das fantastisch! Habe es soeben auch durchgespielt, da es aktuell in Games with Gold ist, und bin überwältigt von der Story und der Dramaturgie. Gerade das Ende hat mir als Videospiel besonders gefallen (emotional), denn sowas wollte ich schon immer mal - Weltklasse.
    Ich will den angespoilerten 2. Teil! Würde ich auch dieses mal kaufen.
    Gefällt mir einfach aber 100 mal mehr als Spiele wie Max, Chariot, Child of Light usw...

  4. Habe das Spiel letztes WE durchgespielt. Die Story und Hintergrundfakten fande ich sehr gut umgesetzt und interessant. Auch das Sammeln der Geschichtsgegenstände machte Spass, da Umfangreiche Informationen zu jedem gegeben wurden. Aber das Gameplay an sich fand ich nervig, repetitiv und langweilig. Ich musste mich nach jedem Kapitel ernsthaft zwingen überhaupt weiter zu machen. Das einzige was mich bereits ab dem zweiten Kapitel noch antrieb das Spiel überhaupt zu starten, war das Wissen das es kurz ist und ich das bejubelte Ende sehen wollte.

  5. Ich halte Valiant Hearts für ein großartiges Spiel. Lasst euch nicht von den Wertungen der Fachpresse abhalten: Wenn ihr dieses Spiel links liegen lasst, entgeht euch ein absolutes Kleinod. Nicht mehr und nicht weniger.

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