Details, Details

„Was gibt es Liebchen?“ fragt mich die Bürgermeisterin des kleinen Dörfchens, das ich gerade vor einer Ork-Invasion gerettet habe mit naivem Unterton. Zum zehnten Mal. Denn eigentlich sollte die Dame auf meine erfolgreiche Militäroperation reagieren, mich zur Heldin der Gegend ernennen – und mir in meiner Suche nach dem Ursprung einer merkwürdigen Seuche namens „Blutbrand“ weiterhelfen, die die Bewohner der Gegend dahinrafft.

 

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Immer drauf: Spellforce 3 vermischt Action-Rollenspiel und Fantasy-Strategie. © 4P/Screenshot

So allerdings stellt sie mir zunächst immer wieder die gleiche Frage. Ohne, dass es in der Geschichte vorangeht. Gamestopper?  Ludus interruptus? Spiel vorbei? Trotz meiner Erlebnisse in der Testversion, in der Fehler gleich mehrfach zum plötzlichen Abbruch der Handlung führten, ist dies hier glücklicherweise nicht der Fall. Stattdessen ist der Hänger an dieser Stelle „nur“ Folge einer sehr schlechten Questbeschreibung, denn tatsächlich muss ich eine der Heldenfiguren extrem nah an die Auftraggeberin heranführen, um den richtigen Dialog auszulösen. Das Problem: Es steht nirgends. Was für einige Spieler in dieser Situation sicher das entnervte Aus bedeuten dürfte.

 

Bugs vs. Atmosphäre

Diese Designschnitzer und eine hohe Bugdichte zum Release sind vielleicht das größte Manko von Spellforce 3, denn die fehlende Qualitätssicherung schadet dem Spielgefühl erheblich. Da verschwinden z.B. zwei von drei Helden einfach spurlos hinter einer massiven Felsentür, woraufhin mir angezeigt wird, ich müsse meine Heldengruppe zusammenbringen, um weiterzumachen – nur damit wenig später eine Videosequenz VOR dem Tor beginnt, welches in deren Verlauf geöffnet wird. Auch gibt es Probleme mit meinem weiblichen Hauptcharakter, der von NPC öfter mal als „Kerl“ oder „Typ“ bezeichnet wird. Diese ständigen Fehler und Brüche in der Inszenierung zerstören immer wieder die mühevoll aufgebaute Fantasy-Atmosphäre, die vor allem durch die tolle Kulisse und Architektur der Festungen, Ruinen und Dungeons entsteht: Gräser wiegen sich sacht im Wind, Fackeln in Verliesen werfen unheimliche Schatten und Zaubersprüche lassen effektvoll Funkenregen sowie Feuerwände entstehen.

 

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Die Kulisse von Spellforce 3 kann sich durchaus sehen lassen. © 4P/Screenshot

Denn Spellforce 3 ist kein richtig schlechtes Spiel: Die Mischung aus Echtzeit—Strategie und Action-Rollenspiel funktioniert über weite Teile gut. Man übernimmt die Rolle des Kindes eines Verräters, welches von seinem eigenen Vater hingerichtet werden sollte, aber gerade rechtzeitig von Soldaten der Wolfsgarde befreit wird und später selbst zum Soldaten der Krone wird. Dabei nimmt man sich im Prolog viel Zeit, um die Figuren des Generals Sentenza Noria und seiner Leibgarde aufzubauen, die im weiteren Verlauf zwar nicht mehr Teil der Spielergruppe sind, aber dennoch wichtige Rollen spielen. Zudem wird ein spannender Konflikt zwischen weltlicher Macht und einer „Kirche des Lichts“ aufgebaut, welche die Wiederkehr ihres Obergottes erwartet und mehr und mehr die Kontrolle über die Menschen der Fantasywelt von Spellforce 3 übernimmt. Die Geschichte rund um den Blutbrand und die alte Rasse der „Former“, mit denen die Krankheit anscheinend zusammenhängt, nimmt auch dank eines cool inszenierten Verrates innerhalb der Party sowie harter politischer Entscheidungen schnell Fahrt auf, wenngleich die Charakterzeichnung  tiefer und die Geschichte zudem weniger „klassisch“ daherkommen könnte.   

 

  1. HardBeat hat geschrieben: 11.12.2017 21:10
    Galvass hat geschrieben: 11.12.2017 19:40 melken kann man ja auch dumme. die bemerken die meisten bugs gar net...
    Mit solchen Beleidigungen wäre ich lieber mal Vorsichtig mein Freund!
    omg ich kriege angst.
    aber so sieht die welt nun mal aus, egal wieviel rosa-rote sonnenbrillen man aufhat 8) 8)
    tut mir leid, so politisch korrekt bin ich leider nicht :D :D

  2. Bisher habe ich keine (spielhemmenden) Bugs gefunden, auch wenn es durchaus störend sein kann, wenn mal wieder die Sprachvariablen in englisch ausgegeben werden (englisch wie deutsch ist übrigens beides wirklich gut gesprochen, auch wenn ich englisch bisher angenehmer empfinde). Die Story ist ganz interessant gestaltet, hier fühle ich mich zumindest unterhalten. Was mich eher stört, sind krasse Logikfehler im Spiel oder im Spielablauf; respektive die Art und Weise, wie das Spiel vom Spieler erwartet, gespielt zu werden.
    Wenn ich eine Karte ablaufe und nicht direkt zu den Missionszielen gehe, gibt es leider oft genug Dialoge, die gar nicht stattfinden dürften, weil bestimmte Dinge bereits erledigt wurden. Kurzgesagt: es ist relativ egal, was man selber machen möchte. Wenn man einen sinnvollen Weg durchspielen will, hält man sich am besten konkret an die Parameter und läuft konsequent auf die Ausrufezeichen zu. Mir persönlich ist das etwas zu langweilig, zumal ich mir dabei regelmäßig die Frage stelle, wozu ich überhaupt Freiheiten im Spiel habe, wenn diese keinerlei Auswirkungen auf den Spielfortschritt haben.
    Amüsant übrigens, dass das Spiel sogar gesprochene Dialoge bereit hält, um potentielle Logikfehler zu beheben. Funktioniert leider nur, wortwörtlich, bis zur nächsten Ecke. Ich versuche Spoiler auszulassen:
    eine Person ist krank und aus den eigenen Reihen kommt die Frage, ob man nicht einfach mit Magie heilen kann. Die Antwort ist "ja, aber die normale Bevölkerung steht Magie ja ohnehin schon sehr skeptisch gegenüber." Ist erst einmal ein Argument - bis man dann zum nächsten "Gottstein" läuft, der inmitten regen Treibens besagter Bevölkerung steht, man diesen aktiviert und ein Portal öffnet um durchzutreten. Oder die sterbende Frau, die die Helden halb verzweifelt zu den Göttern gehen lassen, obwohl man sie ganz entspannt heilen oder sogar wiederbeleben könnte.
    Immersiv ist das nicht, aber man kann darüber hinweg sehen. Eine wirklich hohe Wertung lässt das...

  3. Ich finde auch, hätte man den RTS Part noch komplexer gestaltet, würde ziemlich schnell die Übersicht flöten gehen. Mir gefällt er so wie er ist. Mag sein das der Tester in dem Fall eher Civ oder Anno im Auge hatte, aber nicht jeder Spieler ist ein Strategie Genie und diese möchten dennoch Spaß am Spiel haben und die Geschichte genießen.
    Die größten Bugs sind bereits behoben, und die kleinen werden nach und nach ausgemerzt.
    Es muss nicht immer Sterneküche sein, manchmal schmeckt das Schnitzel mit Pommes einfach besser.

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