Arcadige Firmengeschichte?


Warum man keine „Blizzard Retro-Sammlung“ sondern eine „Blizzard Arcade-Sammlung“ veröffentlicht hat, wissen wohl nur die Macher selbst: Denn anders als z.B. Capcom, Sega oder SNK, deren Oldie-Sammlungen schon mehrfach den Fokus auf alten Spielhallen-Titel legten (zuletzt: Capcom Arcade Stadium), hat Blizzard nun mal keine Klassiker im Portfolio, die dereinst in Automatenform veröffentlicht wurden. Und von den drei enthaltenen Spielen passt eigentlich nur auf Rock ‘n Roll Racing das Prädikat „arcadig“ – The Lost Vikings und Blackthorne sind ausgewachsene 16-Bit-Heimkonsolen-Titel mit mehreren Stunden Spielzeit und Fokus auf Köpfchen und Erkunden statt auf Highscores und Münz-Nachwurf. Zudem: Sind nicht drei Titel ein bisschen mager für eine Sammlung – möchte man unken. Der Rock ‘n Roll Racing-Vorgänger RPM Racing – das allererste Blizzard-Spiel überhaupt (damals noch unter dem Namen Silicon & Synapse firmierend) – fehlt ebenso wie The Lost Vikings 2 oder zwei in Kooperation mit Sunsoft veröffentlichte Superman-Prügelspiele. Andererseits hat Blizzard die drei enthaltenen Klassiker mit viel Liebe und Sorgfalt aufbereitet.

 

Wikinger anno 1993

 

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Im Blizzard-Museum warten viele schöne Dinge auf Fans der Klassiker – z.B. Konzeptskizzen und die Spielmusik. © 4P/Screenshot

Ich starte mit The Lost Vikings, einem damals wie heute ungewöhnlichen Spielkonzept: Drei Wikinger werden von einem außerirdischen Aggressor entführt, um als Zoo-Attraktion ausgestellt zu werden – um das zu verhindern, knobeln, kämpfen und springen sie fortan durch einen launigen Puzzle-Plattformer. Als Spieler kann man stets zwischen Erik, Baleog und Olaf wechseln und muss deren unterschiedliche Fähigkeiten in jeder Stage klug einsetzen, um zum Ausgang zu gelangen: Erik sprintet, hopst und kann mit dem Kopf durch die Wand, Baleog haut mit dem Schwert zu oder aktiviert Schalter per Bogen, der gut genährte Olaf hat einen Multifunktionsschild, den er als Schutz, Gleitschirm oder Plattform für die Kollegen benutzen kann. Wenngleich sich die Steuerung aus heutiger Sicht nicht gerade perfekt anfühlt, sind Konzept und Kopfnüsse anständig gealtert – und die bunte Comic-Grafik reißt einiges raus. Auch ohne Asterix-Lizenz fühlt man sich vielfach an die kauzigen Gallier erinnert, zudem sind die Animationen der drei Wikinger wirklich drollig.

 

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The Lost Vikings war anno 1993 ein hübsches, knallig buntes Spiel. Daran hat sich 2021 nichts geändert. © 4P/Screenshot

The Lost Vikings ist zunächst als das 1993er Super-Nintendo-Original enthalten; außerdem ist die grafisch sehr ähnliche, aber um ein paar Abschnitte erweiterte Mega-Drive-Fassung anwählbar. Beide Versionen haben englische Bildschirmtexte und nutzen die neuen Komfort-Funktionen der Blizzard Arcade-Sammlung: Sofortiges Zurückspulen (bis zu zehn Sekunden lang), verschiedene Bildoptionen (Format & Filter) sowie eine Speicherfunktion, die das originale Password-System obsolet macht. Schließlich gibt es von The Lost Vikings noch die neue Definitive Edition, die Elemente aus beiden Retro-Versionen kombiniert, auch auf deutsch spielbar ist und optisch in einem schön gestalteten Rahmen daherkommt – Speichern ist hier möglich, Zurückspulen aber nicht. Bei SNES- und Mega-Drive-Version gibt es zudem, etwas versteckt im Auswahlmenü, eine spannende Option: „Zusehen“. Wer die wählt, kann das gesamte Spiel ansehen – wie in einem der unzähligen Longplay-Videos auf YouTube wird einem der Titel fehlerfrei vorgespielt. Dieses Feature ist stark umgesetzt: Es wird hier nämlich nicht einfach ein Video abgespielt, sondern es läuft die Emulation ab, aber eben mit vorprogrammierten Eingaben – das führt dazu, dass man bequem vor- und zurückspulen kann und sogar währenddessen Bildformat oder Filter ändern kann. Der Clou: Mit einem Knopfdruck kann man an jeder Stelle selbst ins Spiel einsteigen. Wem dieser Retro-Titel trotz Speicher- und Rückspul-Funktion zu hart ist, der kann über diese „Zusehen“-Option nicht nur spätere Abschnitte sehen, sondern sie auch selbst ausprobieren.

  1. HellToKitty hat geschrieben: 01.03.2021 11:48
    ...
    Danke dafür... Hab mir gleich nochmal Blackthorne gesichert. Trotzdem bleibt die Frage offen: Muss das so sein? Hat es nur der Praktikant vergessen im US Store auch unzugänglich zu machen? Warum gibt es die nur über "Umwege" und nicht mehr einfach offen im deutschen Shop?

    Weil es diese Spiele meines wissens schon immer nur über den US Store gab.
    https://www.gamestar.de/artikel/the-los ... 55438.html
    "Wer sich die drei Spiele-Klassiker, die via DOSBox zum Laufen gebracht werden, herunterladen möchte, muss sich im battle-net anmelden und dann die US-Version des Account-Managers nutzen."

  2. Smul hat geschrieben: 28.02.2021 23:53 ...

    Danke dafür... Hab mir gleich nochmal Blackthorne gesichert. Trotzdem bleibt die Frage offen: Muss das so sein? Hat es nur der Praktikant vergessen im US Store auch unzugänglich zu machen? Warum gibt es die nur über "Umwege" und nicht mehr einfach offen im deutschen Shop?

  3. Smul hat geschrieben: 28.02.2021 23:53
    "Alle drei Klassiker wurden im Jahr 2015 übrigens schon mal gratis via Battle.net veröffentlicht - mittlerweile sind sie dort aber nicht mehr zu finden."
    Das stimmt so nicht - die Spiele sind da unverändert kostenlos runterladbar, allerdings nur, wenn man die Spracheinstellung dort auf "US" ändert - was sehr einfach und schnell geht. Wer das nicht möchte - hier sind die Direktlinks:
    Blackthorne, Rock 'n Roll Racing, The Lost Vikings
    Guter Hinweis & Service. Danke!

  4. Rock roll racing war damals der hammer, da gab es damals noch mehr in dem Genre wie z. B biker
    Mice .... Dieses Spiel würde ich sofort wieder kaufen mit neuer engine ☺️👍

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