Klon-Alarm

Man nehme Left 4 Dead, tausche die Ego- gegen eine Schulteransicht und nehme noch eine mehr oder weniger bekannte Zombie-Buchverfilmung als Aufmacher hinzu – fertig ist der kooperative Shooter-Hit! Das dachte man sich wohl auch bei Saber Interactive und hat sich für World War Z ziemlich offensichtlich vom großen Vorbild inspirieren lassen. Zumindest kommerziell scheint das Konzept aufzugehen: Innerhalb der ersten Woche hat der Titel bereits die Millionenmarke bei den Verkäufen durchbrochen!

Man schlägt sich entweder alleine mit KI-Begleitern oder mit vier Spielern im Online-Koop durch vier Szenarien, die jeweils vier eigene Protagonisten aufweisen. Im Gegensatz zu Left 4 Dead stehen bei den Abstechern nach New York, Jerusalem, Moskau und Tokio also insgesamt 16 Charaktere zur Auswahl, die allesamt mit einer kleinen Hintergrundgeschichte aufwarten können. Storytechnisch sollte man sich dennoch nicht viel erwarten: Abseits des Szenarios gibt es keine konkreten Bezüge zur Buch- und Filmvorlage. Auch gibt es weder übergreifende Verbindungen zwischen den Figuren noch haben die mageren Story-Fetzen innerhalb der Episoden eine große Bedeutung, obwohl angesichts der Biographien durchaus Potenzial vorhanden gewesen wäre, der Geschichte mehr Raum zu geben. Aber sei’s drum: Im Mittelpunkt steht ohnehin die Action, wenn man sich gemeinsam in recht linearen Abschnitten durch die Zombiehorden ballert, zwischendurch kleine Aufgaben löst und sich gegenseitig den Rücken freihält oder wieder auf die Beine hilft.

Kampf gegen den Sturm

Dank der Swarm-Engine tummeln sich teilweise hunderte von Untoten gleichzeitig auf dem Bildschirm. Genau wie im Film stapelt sich die Masse an fauligen Körpern übereinander und schafft es dadurch, Wände, Zäune und andere Hindernisse zu überwinden. Das sieht nicht nur imposant aus, sondern schafft umgehend ein Gefühl der Bedrohung, auch wenn die meisten Zombies nur simples Kanonenfutter darstellen. Neben Verbandskästen findet man in der Umgebung je nach Schwierigkeitsgrad mehr oder weniger reichlich Wummen und Munition. Das Arsenal umfasst neben Schusswaffen wie Pistolen, Schrotflinten und Sturmgewehren auch Nahkampf-Utensilien, Handgranaten und Molotow-Cocktails. Hin und wieder stolpert man auch über schwere Waffen wie ein Maschinengewehr oder einen Raketenwerfer, mit denen man besonders viel Schaden anrichten kann. Leider fühlt sich das Schießen nicht sonderlich gut an:

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In bester Horde-Manier lassen sich manche Stellungen befestigen. © 4P/Screenshot

Zwar geht das Treffer-Feedback durchaus in Ordnung, aber die Handhabung der Knarren versetzt einen genauso wenig in Shooter-Extase wie das simple Eindreschen mit den gefühlt übermächtigen Nahkampf-Utensilien.

Manchmal muss man auch in bester Horde-Manier eine Zombie-Welle abwehren und vor deren Ankunft einen Bereich befestigen. Da werden automatisch feuernde Geschütze platziert oder manuell bedient, Mörser für maximale Verwüstung eingesetzt oder Draht-Barrieren aufgestellt, um das wilde Voranstürmen der untoten Brut auszubremsen. Die Konfrontationen mit dem Schwarm stellen immer wieder einen Höhepunkt im Spielverlauf dar, obwohl sich der Effekt mit der Zeit etwas abnutzt. Hinzu kommt, dass man die Horde mit entsprechenden Wummen relativ schnell und einfach dezimiert.

Alte und neue Mutationen

Genau wie bei Left 4 Dead finden sich neben den Standard-Zombies aber auch hier einige Spezial-Mutationen, die teilweise sogar als direkte Verwandte der Vorlage durchgehen könnten. Der Bull ist z.B. das direkte Gegenstück zum Tank: Der schwer gepanzerte Brocken stürmt wie ein Footballspieler auf seine Gegner zu, packt sie und prügelt sie windelweich. Der Lurker ist quasi der Zwillingsbruder von Hunter und lauert ebenfalls vornehmlich in dunklen Ecken, um seine Opfer mit einer plötzlichen Sprungattacke anzufallen. Der Gasbag fungiert dagegen als eine Mischung aus Boomer und Smoker: Wird der Gegner im gelben Schutzanzug niedergestreckt, entweicht ein giftiges Gas, das nicht nur die Sicht beeinträchtigt, sondern auch zu Atemnot führt. Daher sollte man besser auf den Kopf zielen, um ihn auszuschalten. Mehr eigene Ideen bringt das Studio beim

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Mit einem Bull ist nicht gut Kirschen essen. © 4P/Screenshot

Screamer ein, der mit seinem Megafon-Geschrei weitere Untote anlockt und der Truppe das (Über-)Leben etwas schwerer macht. Ein Pendant zur Witch oder dem Jockey gibt es hier leider nicht.

Dafür hat man versucht, den Spielverlauf nicht nur mit den eingestreuten Befestigungen, sondern auch kleinen Aufgaben aufzulockern. So müssen z.B. Schalter gefunden und teilweise sogar unter Zeitdruck betätigt werden. Auch begibt man sich in eine giftige Gaswolke, um Leichen nach einem Schlüssel zu durchsuchen, den man fürs Weiterkommen benötigt. Oder es streikt eine Seilwinde, die man immer wieder anwerfen muss, bis der seetaugliche Fluchtweg endlich betreten werden darf. Auch das Beschützen von Personen oder Fahrzeugen gehört manchmal zu den Aufgaben. Eigentlich eine nette Idee, doch nutzt sich das repetitive Element mit der Zeit ab und wird vor allem bei den Schalter-Spielchen irgendwann nervig.


 

  1. JunkieXXL hat geschrieben: 11.05.2019 15:57
    4P|Michael hat geschrieben: 09.05.2019 10:22
    Todesglubsch hat geschrieben: 08.05.2019 20:40 btw
    Ich hab als Nahkampfwaffe nur ne Machete und ne Schaufel. Andere Nahkampfwaffen hab ich nicht gesehen. Sind die epiclusiv?
    Sorry, hast Recht. Das war wohl ein gedanklicher Querschuss von Days Gone und Left 4 Dead, die ich parallel zum Test gespielt hab. Zeigt aber auch wieder, dass es zunehmend schwer fällt, den ganzen Zombie-Brei auseinanderzuhalten ;)
    Oder anders ausgedrückt: Nehmt mir nicht meine RPG-Elemente.
    Und ich so: "Haut mir bloß ab mit euren RPG-Elementen". Neben Mikrotransaktionen stellt genau das für mich einen der schlimmsten Trends in der derzeitigen Spielewelt da. Gefühlt wird mittlerweile nahezu jedes Genre mit Rollenspielelementen verseucht. Alles muss sich um Rangaufstiege, Talentbäume und XP-Belohnungen drehen. Selbst den unsäglichen Sammelwahn kann man auf den Einfluss von Rollenspielen zurückführen. Ich kann es nicht mehr sehen und hoffe, dass man in Zukunft wieder vermehrt ohne diesen Kram auskommt und ich irgendwann z.B. nochmal ein klassisches Tomb Raider spielen darf, bei dem ich nicht alle paar Meter mit Zeug zugemüllt oder für das simple Öffnen von Kisten mit Erfahrungspunkten überschüttet werde. Oder ein Left 4 Dead 3 ohne Klassen, Freischaltorgien & Co ;)
    Also ich finds super, solange es gut umgesetzt ist. Diese Elemente werden aus Videospielen so schnell auch nicht mehr verschwinden. Der Wunsch zu jagen und zu sammeln steckt tief in uns drin. Das kann man als einen Urinstinkt bezeichnen. Das ist der Grund, weshalb sich Spiele mit diesen Elementen großer Beliebtheit erfreuen. Natürlich kann man es auch übertreiben mit dem Sammelwahn, aber das Problem sehe ich beim neuen Tomb Raider nicht. Da Tomb Raider das Survival-Narrativ bedient, passt der Jagd- und Sammelkram dort sogar ganz hervorragend hin.
    Ich mag das auch überhaupt nicht. So sinnfrei oft. Und zeitfressend, wo ich lieber das Spiel...

  2. Ich halte die Argumentation aus diesem Test für schwach und nicht nachvollziehbar. Die Bewertung ist aus meiner Sicht deutlich daneben gewählt.
    Wieso nimmt die subjektive Meinung, dass sogenannte RPG-Elemente grundsätzlich zu verteufel sind so viel Raum ein? Ich spiele seit ca. 35 Jahren alles was es auf dem Markt gibt und sogenannte RPG-Elemente sind eine definitive Bereicherung. Sogenannte RPG-Elemente sorgen nur die kurze und mittelfristigen Motivation. Hat übrigens nichts mit dem zu tun was ein RPG ist sondern ist lediglich eine früh verwendete Komponente solcher Spiele. Das steht aber woanders geschrieben.
    Ja, es stimmt, left4dead 2 ist besser umgesetzt, wobei vielleicht nicht mehr ganz zeitgemäß. Es stimmt auch, dass die Stellschrauben von WWZ noch gedreht werden müssen. Balancing als auch Progression sind noch zu verbessern. Der PvP Bereich ist, jedenfalls aus meiner Sicht "Grotte". Das Spiel ist aber definitiv mindesten gut.
    Die Kuh ist jetzt in den Brunnen gefallen, ich möchte jedoch motivieren zukünftige Test mit etwas mehr Sorgfalt und etwas weniger Subjektivität durchzuführen.

  3. 4P|Michael hat geschrieben: 09.05.2019 10:22
    Todesglubsch hat geschrieben: 08.05.2019 20:40 btw
    Das Arsenal umfasst neben Schusswaffen wie Pistolen, Schrotflinten und Sturmgewehren auch Nahkampf-Utensilien vom Messer bis zum Baseballschläger, Handgranaten und Molotow-Cocktails.
    Ich hab als Nahkampfwaffe nur ne Machete und ne Schaufel. Andere Nahkampfwaffen hab ich nicht gesehen. Sind die epiclusiv?
    Sorry, hast Recht. Das war wohl ein gedanklicher Querschuss von Days Gone und Left 4 Dead, die ich parallel zum Test gespielt hab. Zeigt aber auch wieder, dass es zunehmend schwer fällt, den ganzen Zombie-Brei auseinanderzuhalten ;)
    Oder anders ausgedrückt: Nehmt mir nicht meine RPG-Elemente.
    Und ich so: "Haut mir bloß ab mit euren RPG-Elementen". Neben Mikrotransaktionen stellt genau das für mich einen der schlimmsten Trends in der derzeitigen Spielewelt da. Gefühlt wird mittlerweile nahezu jedes Genre mit Rollenspielelementen verseucht. Alles muss sich um Rangaufstiege, Talentbäume und XP-Belohnungen drehen. Selbst den unsäglichen Sammelwahn kann man auf den Einfluss von Rollenspielen zurückführen. Ich kann es nicht mehr sehen und hoffe, dass man in Zukunft wieder vermehrt ohne diesen Kram auskommt und ich irgendwann z.B. nochmal ein klassisches Tomb Raider spielen darf, bei dem ich nicht alle paar Meter mit Zeug zugemüllt oder für das simple Öffnen von Kisten mit Erfahrungspunkten überschüttet werde. Oder ein Left 4 Dead 3 ohne Klassen, Freischaltorgien & Co ;)
    Also ich finds super, solange es gut umgesetzt ist. Diese Elemente werden aus Videospielen so schnell auch nicht mehr verschwinden. Der Wunsch zu jagen und zu sammeln steckt tief in uns drin. Das kann man als einen Urinstinkt bezeichnen. Das ist der Grund, weshalb sich Spiele mit diesen Elementen großer Beliebtheit erfreuen. Natürlich kann man es auch übertreiben mit dem Sammelwahn, aber das Problem sehe ich beim neuen Tomb Raider nicht. Da Tomb Raider das Survival-Narrativ bedient, passt der Jagd- und...

  4. HellToKitty hat geschrieben: 10.05.2019 08:48
    Erkannt hat geschrieben: 10.05.2019 05:57
    HellToKitty hat geschrieben: 09.05.2019 19:21
    Krass... Na zum Glück scheint dieser bevormundende "Jugendschutz" Wahnsinn langsam ein Ende zu bekommen. Gerüchten zu Folge konnte man das Spiel via Patch recht leicht wieder in seinen Originalzustand versetzen, aber dann konnte man leider auch nicht mehr online zocken, bzw war es dann wieder geschnitten. Naja, wäre mal nett von Valve wenn sie eine Listenstreichung beantragen würden. Das wäre ja angesichts der mittlerweile ohne Probleme spielbaren Splatterkonkurrenz kein Problem.
    Der Jugendschutz macht schon Sinn und betrifft lediglich jene, die Legal in D Handel treiben wollen. Ein paar Begriffe in der Bildersuche eingeben und schon zeigt sich, wie unsinnig dieser umgesetzt wird. Daher müsste, um vom richtigen Jugendschutz zu sprechen, viel umfassender zensiert werden. Da dies aber nicht möglich ist, bleibt es eben eher ein Ärgernis, als etwas nützliches.
    Nein, derartiger Jugendschutz macht leider keinerlei Sinn. Das ist eine Aufgabe die die Erziehungsberechtigten wahrnehmen müssen. Der Staat kann das nicht bewerkstelligen. Das hat schon früher in den 80ern nicht geklappt und funktioniert heute im Zeitalter des Internets noch viel weniger. Ich bin bereits in der Grundschule ohne Probleme an indizierte Videokassetten wie Tanz der Teufel gekommen und hab als Kind auch Mortal Kombat und Doom gespielt. Bin ich dadurch zu einem sozial degenerierten Menschen geworden? Ich denke nicht. Zumindest ist das Feedback meiner Zeitgenossen recht positiv. Dazu kommt noch, dass es keinerlei wissenschaftlich haltbaren Zusammenhänge zwischen der in Medien konsumierten Gewalt auf der einen und einer eventuell daraus resultierenden erhöhten Straffälligkeit auf der anderen Seite gibt. Da bleibt die Frage offen, ob derartiger "Jugendschutz" noch einem anderen Zweck dient, als der Erfüllung der Agenda konservativer Politiker, die dann durch puren...

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