Nüchtern, trocken, hammerhart

Was für eine überraschende Kehrtwende! Nach der stylischen Aufmachung der DiRT-Reihe, die mit Showdown endgültig in den Arcade-Bereich abdriftete, präsentiert sich Codemasters bei DiRT Rally von einer ganz anderen Seite: Die Menüs und Aufmachung sind ungewöhnlich zurückhaltend und funktional – böse Zungen würden sie vielleicht sogar als einfach, trocken und öde bezeichnen. Aber irgendwie passt es zu der nüchternen Ausrichtung, die man hier verfolgt. Es geht nicht länger um das laute „Tam-tam“, die Pyro-Technik bei der Zieldurchfahrt, das möglichst spektakuläre Schlittern durch Kurven oder das Zerstören von aufgestellten Schildern. Nein, hier steht wieder der klassische Kampf gegen die Uhr im Mittelpunkt, wenn die Rallye-Piloten im Einzelzeitfahren mit Vollgas durch die Natur preschen, mit dem Einsatz der Handbremse enge Haarnadelkurven bezwingen oder waghalsige Sprünge absolvieren.    

[GUI_STATICIMAGE(setid=77989,id=92503861)]
Der Mini eignet sich hervorragend für Anfänger, kann aber auch schon ganz schön zickig sein. © 4P/Screenshot

Klar verfolgten Milestone und zuletzt Kylotonn mit ihren offiziellen WRC-Spielen den gleichen Ansatz und das Ziel, den Motorsport möglichst realistisch einzufangen. Doch wer sich zum ersten Mal hinter das Steuer von DiRT Rally klemmt, wird sehr schnell feststellen: Das hier ist eine ganz andere Liga, wenn es um den Anspruch und Simulationscharakter geht! Während das Fahrerlebnis für Anfänger trotz zuschaltbarer Hilfen wie ABS, Traktions- und Stabilitätskontrolle mit einer steilen Lernkurve schnell von Frust geprägt sein dürfte, finden Freunde anspruchsvoller Physik und Fans des betagten Richard Burns Rally endlich das, was ihnen so viele Jahre vorenthalten wurde: eine ernsthafte, realistisch anmutende Rallye-Simulation, die keine Kompromisse eingeht, keine Fehler verzeiht, sich auf das Wesentliche konzentriert und den Fahrern alles abverlangt, wenn sie mit einer konkurrenzfähigen Zeit über die Ziellinie fahren wollen.

Rasen mit Gefühl

[GUI_STATICIMAGE(setid=77989,id=92503852)]
Auch ohne Handbrems-Einsatz bricht das Heck in Kurven schnell weg – mit einem reinen Bleifuß kommt man hier nicht weit. © 4P/Screenshot

Selbst bei den Anfänger-Boliden aus den 1960er-Jahren, also dem Mini Cooper S und dem Lancia Fulvia HF, hat man schon alle Hände voll zu tun, die Kontrolle beim Rasen über die unebenen Pisten zu behalten. Sitzt man später in PS-Monstern der Gruppe B wie dem Ford RS 200 oder dem Klassiker Audio Sport Quattro sowie modernen WRC-Karossen wie dem Ford Focus aus dem Jahr 2007 bzw. aktuellen Vertretern wie dem Volkswagen Polo, artet das Fahrvergnügen in harte Arbeit aus. Bei höherer Geschwindigkeit zeigt die authentische Lastenverteilung entsprechend stärkere Auswirkungen und es fällt zunehmend schwerer, das ausbrechende Heck zu bändigen. Nach dem Sprung über eine schlecht einsehbare Kuppe kann sich ein ungünstiger Winkel genauso fatal auswirken wie ein zu spätes Bremsmanöver. Tatsächlich muss man erst ein gewisses Gefühl für die einzelnen Wagen der verschiedenen Klassen entwickeln, bevor man nur daran denken kann, die Boliden halbwegs souverän über die Pisten zu dirigieren. Der Weg dorthin kann hart und beschwerlich sein, denn Codemasters hat den einzelnen Modellen nicht nur individuelle Fahreigenschaften verpasst, sondern kennt auch kein Pardon: Jeder größere Abflug wird mit einer saftigen Zeitstrafe quittiert, und jeder Neustart einer Etappe verringert den möglichen Prämien-Bonus am Ende einer Rallye. Zudem sind die recht niedrigen Preisgelder an die Verwendung von Fahrhilfen gekoppelt und für Reparaturen steht – wie in der Realität üblich – nur ein begrenztes Zeitfenster zur Verfügung. Wird es überschritten, wartet die nächste Zeitstrafe.

[GUI_STATICIMAGE(setid=78059,id=92504594)]
Die Anweisungen des Beifahrers sind hilfreich. Eigene Streckenkentnisse sind vor allem später von Vorteil. © 4P/Screenshot

Ich muss gestehen: Mir gefällt diese harte, kompromisslose Linie, obwohl ich manchmal am liebsten vor Frust ins Lenkrad gebissen hätte, wenn ich nach einer blöden Aktion mit den ärgerlichen Konsequenzen leben musste. Aber nach all den Rückspul-Orgien und unendlichen Neuversuchen fühlt es sich hier einfach gut an, der Rallye-Herausforderung wieder mit etwas mehr Respekt zu begegnen. Man fährt völlig anders und unter einer angenehmen Anspannung, wenn man weiß, dass man Fehler nicht einfach oder ohne Konsequenzen auf Knopfdruck rückgängig machen kann.


  1. Wenn man das Fahrzeugsetup bei Dirt Rally mal unter die Lupe nimmt, sieht das wie hingepfuscht aus. (PS4)
    starte ich eine Schotter- oder SchneeEtappe und speicher das Standardsetup ab, lade ich dieses Setup dann für Baumholder (Asphalt), dann finden sich die gleichen Regler an einer ganz anderen Position, als sie noch bei Schotter/Schnee angezeigt wurden.
    nun kann man sagen, OK, es werden unterschiedliche skala-ausschnitte verwendet, (obwohl auch das überhaupt keinen Sinn macht und nur irritiert,) so sind viele der standardeinstellungen unbrauchbar. ich wäre schon froh, wenn die wenigstens die Bremsen halbwegs vernünftig zum Event eingestellt hätten. das gilt nicht für alle Fahrzeuge und es lässt sich tatsächlich bei Vielen eine logische Regel erkennen, aber es sind doch auch verdammt viele dabei, bei denen da sinnlos voreingestellt wurde. Auch bringen andere dieser Einstellungsregler kaum Effekte; da liegt man im Gelände oder steckt im schnee und trotz fester (ich verstehe darunter gesperrte) Differenziale wollen sich einige Räder dennoch nicht drehen, und da wundert man sich, wieso man beim fahren, egal wie rum, keinen unterschied wahrnimmt. die antriebsverteilung vorne/hinten funktioniert dagegen gut.
    Der Audi aus Gruppe B Allrad hat scheinbar überhaupt keine Stoßdämpfer drin, oder der skalen-ausschnitt deckt nur die ersten 20% ab, vom dem, was Codemasters da auf ihrem Rechner haben. In Finnland ist die karre bei den ganzen Sprüngen kaum fahrbar, da hilft keine feste Zugstufe, wenn s durchschlägt, springt der Wagen immer sehr derbe auf.
    Der 1. Gang beim Getriebe einiger Fahrzeuge ist derart kurz gestellt und damit praktisch nutzlos. In Assetto Corsa bekommt man so etwas auch nicht; da muss ich nicht überall rumfummeln.
    schlimmer finde ich bei Dirt Rally nur noch den Bug bei der Federrate, welche weicher wird, wenn man sie nach Fest stellt und härter, wenn nach Weich. sehr gut lässt sich das bei den 60er Autos, besonders beim Mini, feststellen. aber es betrifft...

  2. Vor ca. einem Monat gab es das gleiche Angebot im PSN. Dort habe ich zugeschlagen und hab es bisher vielleicht 3 Stunden gespielt...
    Es ist wirklich ein sehr gutes Spiel, aber es ist so verdammt schwer. Ich bin auch so einer, den es wurmt, wenn er nicht auf der 1 steht, und wenn ich da die ganze Zeit auf Retry gehe, ist das leider nicht schön. Das Spiel trägt dabei natürlich keine Schuld.
    Vor allem die Schneelevel ohne Banden sind ein Graus. Düst du einmal raus, ist es schon aus und vorbei.

  3. Dirt Rally is der Hammer...Nervenkitzle pur, was geht mir als die Klammer. Hab Jahre lang kein Rally Game mehr gezockt (Weils keine gescheiten mehr gab) das letzte war irgendein WRC auf der Ps2 (wo sie noch gut waren) da davor nartürlich Colin McRae. Doch jetzt wo es im PSN im Angebot ist hab ich zugeschlagen und wurde kein Stück entäuscht...Dark Souls auf der Piste. An alle die nur eine Sekunde daran gedacht haben...kauft es euch

  4. lief mit 1.02 alles wunderbar. doch es beschwerte sich eine dieser vielen lenkradminderheiten. also kam 1.03 für PS4 gleich darauf. schon beim spielstart, nachdem der Spielstand geladen wird, dauert es nun dreimal länger, bis ich das menü steuern kann. die online-Events laufen nun überhaupt nicht mehr. werde dann wieder offline fahren, falls das nicht bloß ein zeitliches Racenetproblem ist.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1