Russland calling

Erinnert ihr euch noch an diesen Riesen bei der WM? Dieser Klotz von knapp zwei Metern, der aussah wie ein Relikt aus der Ära Hrubesch? Richtig, ich meine

Artjom Sergejewitsch Dsjuba. Wie viele andere habe ich den Russen im Vorfeld natürlich nichts zugetraut. Es gibt ja kaum namhafte Spieler, dazu war ihr Fußball grausam anzusehen. Aber noch mehr als die Siege der Sbornaja, die sie tatsächlich bis ins Viertelfinale trugen, hat mich dieser Dsjuba überrascht – irgendwie hat seine einfache Spielweise den Fußballnostalgiker in mir geweckt. Ich fand ihn cooler als Kane. Zumindest bis zu diesen Veneneinstichen…

Warum erzähle ich das? Vielleicht, weil er mich als Dortmund-Fan an Jan Koller erinnert, der ein ähnlicher Stoßstürmer war. Vielleicht, weil ich

im Zeitalter von sich weg streikenden oder peinlich schauspielenden Multimillionärs-Zicken von Dembélé bis Neymar ein wenig die Schnauze voll habe von vermeintlichen Stars. Auch ein Weltmeister wie Griezmann ist mir spätestens seit seinem Kasperjubel à la Fortnite unsympathisch. Ähnlich wie die Isländer bei der EM haben die Russen mit der Euphorie im Rücken jedenfalls demonstriert, dass ein engagiertes Team über all die überbewerteten Diven oder angebliche Favoriten hinauswachsen kann. Selbst engagierte Top-Spieler wie Modric, Rakitic & Co standen kurz vor dem Aus.

Stagnation im Jahresrhythmus

Gerade in diesen Turnieren kann das Kollektiv über das Kapital, der No-Name-Kicker über die voll vermarktete Prominenz mit ihren Millionen Followern siegen. Überraschung, Ungewissheit, ein Underdog kann gewinnen

– das ist für mich Fußball

. Natürlich gibt es das noch, man denke u.a. an Leicester oder Frankfurt im Pokal. Sowohl in der realen Bundesliga als auch digital dominiert allerdings die Stagnation der Favoriten im Jahresrhythmus. Der FC Bayern wird auf unbestimmte Zeit Meister
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Der FC Barcelona ist weiter offizieller Partner von Konami, während der BVB seinen Vertrag vorzeitig kündigte. © 4P/Screenshot
und weder FIFA noch PES werden sich aufgrund des viel zu kurzen Veröffentlichungszeitraums auf dem Platz großartig entwickeln; die DFL-Lizenzen bleiben bis mindestens 2021 bei EA, so dass wir die ewig gleichen Analysen für kleine Schräubchen in Tests bemühen werden. Die Folge: Eine Ernüchterung bei mir als Fan, Kritiker, Spieler – sicher auch bei euch Lesern.

Beide Titel sind ja nicht schlecht, aber sie haben sich von der Award-Begeisterung vergangener Zeiten entfernt. 

Es rockt nicht mehr so, wenn der Ball rollt oder über ihn geschrieben wird.

Und dennoch…

…da ist immer diese Neugier, diese naive Resthoffnung, dass der FC Bayern tatsächlich mal verliert, am besten in Serie, und der Bildschirm wieder so brennt wie anno PES 6.

Also stößt man doch wieder an, lädt Kumpel ein oder zockt online. Immerhin kann man diesen Dsjuba ja auch in PES 2019 erleben, wenn man mit Zenit St. Petersburg loslegt – und Konami trifft da immer noch einen authentischen Nerv. Seine Körperlichkeit, aber auch seine Defizite werden auf dem Platz spürbar, wenn er den Ball annimmt, sich schwerfällig dreht oder zum Kopfball ansetzt. Trotzdem kann er gegen Neuer einnetzen – und schon macht der Kick wieder Laune. Genau diese menschliche Fehleranfälligkeit wird in diesem Jahr noch deutlicher auf dem Platz, wenn selbst Ballkünstler beim Vollsprint auf nassem Geläuf ausrutschen, wenn Pässe in die Tiefe mehr Timing verlangen oder Schlenzer aus der zweiten Reihe nicht mehr so oft im Winkel landen, sondern von den besseren Torhütern abgefangen werden. Konami hat also weiter Automatismen aufgebrochen, die noch vor zwei, drei Jahren für Flipperflair sorgten, als der Ball wie von Zauberhand und viel zu schnell zirkulierte.
  1. Das Spiel bietet für mich zu wenig gute offline Modi um langfristiger und motivierter an der Sache dranzubleiben. Die Meisterliga ist ganz in Ordnung für ein paar Wochen aber nichts im Vergleich zu MyLeague oder MyGM von NBA2K, was übrigens dieses Jahr unfassbar viele neue Optionen bietet und kaum Wünsche offenlässt. Sowas sollte anno 2018 standard sein in jedem größeren Sportspiel...
    Das gameplay ist aber echt erste Sahne von PES19. Ich wünschte Fifa würde sich so gut spielen...

  2. Dr.Khaos hat geschrieben: 11.09.2018 13:55Dass Spieler nicht mehr mit dem Ball ins Aus laufen ist kein neues Feature.
    das geht nicht mehr? wat? alleine dafür würde ich dem spiel dann nochmal mindestens 5 punkte abziehen.
    greetingz

  3. Es wird bei PES immer hervorgehoben was die Community für tolle Arbeit leistet wenn es darum geht, das Spiel so zu gestalten, dass es den Leuten dann doch gefällt. Irgendwie merkwürdig. Auf der einen Seite sagen, dass Abseits des Platzes egal ist sich aber gleichermaßen gierig die Stadien, Fangesänge und Vereine zu ziehen. Könnte ja auch mal so im Spiel sein? Aus Konamis sicht aber auch ganz schlau. Man spart halt Geld und ich glaube nicht, dass es wieder in andere Dinge refinanziert wird sondern als Gewinn in den Quartalsbericht mit den "Erlösen" aus MGS verrechnet wird xD
    Ansonsten sehen ich leider wie in den letzten Jahren keinen wirklichen Fortschritt bei beiden. Die Stagnation im Artikel trifft es daher recht gut. Warum muss ich wieder 60€ zahlen für ein paar neue Features und bugfixing. Nennen wir es beim Namen. Dass Spieler nicht mehr mit dem Ball ins Aus laufen ist kein neues Feature.
    Und wie jedes Jahr wird ein loch gestopft und ein neues wird ausgenutzt. Es gibt jedes Jahr eine Killermechanik die es wieder schwer machen wird und es unfair macht in einigen Situationen.
    Es ist auch immer wieder lustig zu sehen wie sich FIFA und PES Fanboys drum streiten wer der tollere ist aber beide Jahr um Jahr auch wieder vom eigenen Produkt enttäuscht sind. Der eine hält sich für den Puristen und wirft dem anderen irgendwas vor. Ein ständiges hin und her. Dass beide vom Publisher verarscht werden ist jedoch keinen so richtig klar.

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