Auf dem Weg zum Gipfel

Irgendwo weit hinten war der Gipfel schon erkennbar. Als ich nach ein paar Stunden mit Kratos durch den fluffig aufwirbelnden Schnee stampfte, direkt hinter den tiefen Spuren von Atreus, der mal wieder wie ein junger Hund unvorsichtig nach vorne preschte, manifestierten sich bereits einige Eindrücke. Ich drehte die Kamera nochmal langsam, schaute mich um und machte mir Notizen. Wenn man so viele Spiele bespricht, schwirren sie wie eitle Gespenster um einen herum, die verglichen werden wollen. Vor allem die prägenden Titel haben immer ein Wörtchen mitzureden.

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Für Kratos steht fest, dass der Junge nicht stark genug für die Reise ist. Nur widerwillig nimmt er ihn mit. © 4P/Screenshot

Auf diesem verschneiten Pass fühlte ich mich z.B. an die technische Klasse von Uncharted 4 erinnert, das ähnlich eindringliche Landschaften und dynamische Fußspuren im Wüstensand präsentierte. In einigen Gefechten zuvor ließ zumindest in Ansätzen Dark Souls grüßen – dazu später beim Kampfsystem mehr. Und die gemeinsame Reise mit dem Jungen weckte natürlich Erinnerungen an The Last of Us sowie BioShock Infinite. Ganz schöne Kaliber? Richtig, aber an dieser frühen Stelle war dieses Action-Adventure noch weit entfernt von deren Klasse.

Das Grab des Childerich lässt grüßen

Zumal es verdächtig knirschte, wenn die Over-the-top-Action mit ihren Superhelden-Manövern einige subtile Momente konterkarierte: God of War lebte schon immer von der Überzeichnung, jetzt wollte es auch noch vertiefen, vielleicht auch erwachsener werden, was die Geschichte betrifft. Passt das zusammen? Bis hierher zu diesem Pass lieferte es immerhin ab. Auch wenn das jetzt etwas zu läppisch klingt, weil man diese Produktionsqualität natürlich erstmal erreichen muss. Gerade Sonys Studios haben in den letzten Jahren und erst kürzlich mit Horizon Zero Dawn technisch Zeichen gesetzt. Es geht ja nicht nur um Panorama, Licht, Mimik oder Animationen, die dank Motion Capturing in vielen Titeln immer natürlicher wirken. Wenn Kratos marschiert, bewegt sich seine komplette Ausrüstung vom kleinen Lederriemen bis zur Axt, man erkennt seinen Atem und dieses kalte Funkeln in den Augen.

Es ist für mich noch bemerkenswerter, mit welcher Hingabe die Artdesigner in diesem God of War Ornamente sowie Verzierungen an Kisten, Wänden, Rüstungen oder Türen entworfen haben. Hier erkennt man, wie viel Recherche die Grafiker

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Aber Atreus kann im Gegensatz zu seinem Vater die Runen lesen, kennt die Geschichten seiner Mutter über Götter und Riesen und kann wertvolle Hinweise geben. © 4P/Screenshot

auch in Motive des europäischen Frühmittelalters  investiert haben. Es gibt z.B. Einlegearbeiten, die mit ihren roten Almandinen in Gold an die Fundstücke aus dem Grab des Childerich (König der Merowinger, Ende 5. Jahrhundert) erinnern. Hinzu kommen die bunt bemalten Holztafeln, die in ihrer figürlichen Symbolik den gotländischen Bildsteinen der Wikingerzeit entsprechen. Sprich: Polygonpower und Artdesign ergänzen sich unheimlich gut.

Trotzdem sind mir die funktionalen Menüs zu steril designt und gerade die Kreaturen von Tatzelwurm bis Dunkelalb oder Nachtmahr erreichen nicht die bizarre Ausdruckskraft der Wesen eines Bloodborne. Zumal Sony Santa Monica so manche Gegnertypen wie die Häscher oder Draugar recht einfallslos kopiert und sie in zig Varianten auftauchen; überhaupt gibt es zu viele Zweibeiner auch bei den Bossen wie z.B. in Helheim – da habe ich mehr Varianz vermisst. Komplett flüssig läuft es auf PlayStation 4 Pro übrigens nicht, zumal es hier und da Texturnachlader gibt und ich einmal neu laden musste, weil sich ein Tor partout nicht öffnete. Aber das war keine reproduzierbare Sackgasse und das sind angesichts der fantastischen Kulisse und der Tatsache, dass ich ansonsten keinen (!) Bug notiert habe, wirklich Peanuts. Gerade im Zeitalter der Day-One-, Day-Two-, Week-3-Patches ist das endlich mal wieder ein Paradebeispiel für sehr gute Qualitätssicherung. Wird God of War auf einer PS4 Pro und einem 4K-Fernseher gespielt, liegt die Ausgabe übrigens bei 2160p. Wer einen entsprechenden Bildschirm sein Eigen nennt, kann God of War mit Lichteffekten und einer erweiterten Farbskala in HDR erleben.

  1. DerSnake hat geschrieben: 22.03.2021 23:40 [...]
    Witzig. Ich bin gerade dabei, den Titel aus meiner Pile of Shame endlich anzugehen, habe bereits das Licht von Alfheim geholt und befinde mich nun auf dem Rückweg.
    Nicht nur, dass die Architektur und Grafikpracht überwältigend sind. Auch das Kampfsystem setzt auf Varianz, die bei einigen Gegnern auch bitter nötig ist. Dazu noch nette kleine Geschicklichkeits- und Rätseleinlagen, zwar nicht sehr anspruchsvoll, jedoch eine willkommene Abwechslung zu den Kämpfen.
    Im Vergleich zu den arcadigen und trashigen Vorgängern tut diese offene Welt, die Perspektive und reife Erzählweise der Reihe sehr gut. Ein weiteres Trash-/Schlachtfest wäre eher more of the same in besserer Grafik und mithin irgendwie langweilig geworden. Insofern ein richtiger und wichtiger Schritt.
    Ich bin begeistert! Und im Gegensatz zu Jörg mag ich Sammelkram, das weckt die Entdeckerlust in mir.

  2. Hmm ich weiß nicht irgendwie machten mir die alten Teile mehr spaß, Ich werde mit diesen GoW einfach nicht warm und das Kampfsystem finde ich langweilig. Der Anfang war noch gut aber dann fing diese mini Open World an + dieses Crafting System will mir gar nicht gefallen weil ich mir denke das es nur eingebaut wurde weil es heute so viele Spiele haben müssen. Ich will nicht irgendwelche Rüstungen verbessern oder Fähigkeiten. Bzw nicht in diesen Umfang. Dazu kommt das neue KS System was einfach nicht bocken will...zündet bei mir leider nicht :(

  3. TR2013 hat geschrieben: 07.01.2021 22:01 Spiele gerade erstmals GoW. Kenne die Vorgänger nicht. Sollte man sich auf Youtube eine Story Zusammenfassung ansehen oder ist es besser alles nur durch das Spiel zu erfahren? Atreus denkt ja zu Beginn dass wir "niemand" sind. Mehr weiß ich noch nicht.
    Hier hat der Trant von Game Two die Story lustig auf hessisch aufbereitet

  4. winkekatze hat geschrieben: 08.01.2021 15:00
    TR2013 hat geschrieben: 07.01.2021 22:01 Spiele gerade erstmals GoW. Kenne die Vorgänger nicht. Sollte man sich auf Youtube eine Story Zusammenfassung ansehen oder ist es besser alles nur durch das Spiel zu erfahren? Atreus denkt ja zu Beginn dass wir "niemand" sind. Mehr weiß ich noch nicht.

    Schaden kann es nicht, aber es ist auch nicht wirklich notwendig. Um die Story zu verstehen wird das Wissen über die Story der Vorgänger nicht wirklich benötigt. Die Geschichte der vorherigen Teile war im Grunde abgeschlossen. Um zu wissen wer Kratos ist und was er in der Vergangenheit erlebt hat, könnte es trotzdem interessant sein, sich eine Zusammenfassung anzuschauen.
    Andererseits ist GoW ein Neuanfang und baut ja bewusst auf Atreus Unwissenheit auf. Die Überraschung ist umso größer wenn man die Vorgänger nicht kennt. Die man übrigens auch wirklich nicht kennen muss für das neue GoW. Würde ich mir nach dem durchspielen in einer Zusammenfasssungen angucken. Aber streng genommen ist die Story eh recht dünn und in ein paar Sätzen komplett erklärt.

  5. TR2013 hat geschrieben: 07.01.2021 22:01 Spiele gerade erstmals GoW. Kenne die Vorgänger nicht. Sollte man sich auf Youtube eine Story Zusammenfassung ansehen oder ist es besser alles nur durch das Spiel zu erfahren? Atreus denkt ja zu Beginn dass wir "niemand" sind. Mehr weiß ich noch nicht.

    Schaden kann es nicht, aber es ist auch nicht wirklich notwendig. Um die Story zu verstehen wird das Wissen über die Story der Vorgänger nicht wirklich benötigt. Die Geschichte der vorherigen Teile war im Grunde abgeschlossen. Um zu wissen wer Kratos ist und was er in der Vergangenheit erlebt hat, könnte es trotzdem interessant sein, sich eine Zusammenfassung anzuschauen.

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